Ein Mann wartet an der Haltestelle Hackerbrücke in München auf eine S-Bahn.
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Die Politik ringt um die Einführung des 49-Euro-Tickets.

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49-Euro-Ticket: Ringen um Start im Mai

Ob das Deutschlandticket zum 1. Mai kommt - daran wurden Zweifel laut. Bundesverkehrsminister Wissing und Bayerns Ressortchef Bernreiter halten den Termin zwar für realistisch. Damit es klappt, sehen sie aber den jeweils anderen in der Verantwortung.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Es ist das große Prestige-Projekt von Bundesverkehrsminister Volker Wissing: das Deutschlandticket für 49 Euro. Ursprünglich hatte er als Starttermin Anfang des Jahres angepeilt. Der Termin hat sich immer weiter verschoben, erst hieß es im Frühjahr, dann Mai. Zuletzt waren skeptische Stimmen zu hören, ob sich dieser Termin halten lässt, unter anderem von Bremens Verkehrssenatorin Maike Schaefer.

49-Euro-Ticket: Bernreiter appelliert an Bund

An den Bundesländern werde der Starttermin nicht scheitern, sagt Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) nach der Kabinettssitzung. Die Bundesländer wollten so schnell wie möglich vorankommen. "Wenn ein Wille da ist, dann ist der erste Mai realistisch", sagt Bernreiter und meint damit, wenn beim Bund ein Wille da ist. Es seien viele Fragen offen. Bernreiter appelliert an den Bund, diese Fragen jetzt schnell zu klären und Kompromisse einzugehen.

Wissing sieht Länder in der Verantwortung

Nebelkerzen nennt das wiederum Bundesverkehrsminister Volker Wissing von der FDP: "Die Länder haben von mir ein Zugeständnis nach dem andern bekommen. Und deshalb muss jeder für sich selbst beantworten, ob diese Form des Umgangs miteinander angemessen ist", sagt Wissing. Der Bund habe mehrfach auf Wunsch der Länder nachverhandelt, obwohl es schon Beschlüsse aus Bund-Länder-Treffen gab. Außerdem seien die Geldmittel erhöht und dynamisiert worden. Und der Bund werde in Kürze die notwendigen Gesetzesänderungen auf den Weg bringen.

Jetzt gehe es um technische Umsetzungsprobleme, die aber nicht unlösbar seien, sagt Wissing und gibt den Ball zurück an die Länder: "Wenn der 1.5. nicht gehalten wird, liegt es jedenfalls nicht am Bund." Die Länder müssten die technische Umsetzung und die Verteilung der Gelder klären. Bund und Länder schieben sich also gegenseitig die Verantwortung zu.

Bernreiter: Viele Fragen noch offen

Wissings Antwort will Bayerns Verkehrsminister Bernreiter dementsprechend auch nicht gelten lassen. Der Bundesverkehrsminister sei viele Antworten bisher schuldig geblieben. So ist mit der EU noch nicht geklärt, ob der Zuschuss zum 49-Euro-Ticket unter dem Beihilferecht möglich ist. Außerdem diskutieren Bund und Länder darüber, ob es das Deutschlandticket übergangsweise auch als Papierticket geben wird. "Längst nicht alle Menschen haben ein Smartphone. Das gilt für Ältere als auch für jüngere Schulkinder", sagt Bernreiter. Er ist für Übergangsfristen. Die Länder hätten sich einstimmig darauf geeinigt, dass es ein Jahr lang auch ein Papierticket geben soll. Der Bundesverkehrsminister will ausschließlich ein digitales Angebot.

Verkehrsunternehmen für zusätzliches Papierticket

Auch die Verkehrsunternehmen sind für eine zusätzliche Papierticket-Lösung als Übergang – bis Ende des Jahres. "Wir wären sonst zu Beginn nicht in der Lage, allen Menschen, die ein Ticket wollen, eines zu verkaufen", sagt Ingo Wortmann, Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen.

Aus Sicht Wortmanns könnte das auch so aussehen, dass die Kundendaten digital bei den Verkehrsverbünden hinterlegt sind und die Abonnentinnen und Abonnenten vorübergehend ein Papierticket bekommen. Dann brauche es eine bundesweit einheitliche Lösung mit Chipkarten oder Handytickets.

Verkehrsunternehmen: 1. Mai ist machbar

Den 1. Mai als Starttermin hält Wortmann für machbar. Es fehlten aber noch die nötigen politischen Beschlüsse. Neben der Zustimmung der EU zum Beispiel eine einheitliche Genehmigung der Tarife. Genehmigt würden diese in der Regel regional von den Regierungspräsidien. Wortmann fordert stattdessen eine bundesweit einheitliche Genehmigung.

Die Verkehrsunternehmen rechnen damit, dass rund 11,3 Millionen Menschen, die jetzt schon ein Abo haben, auf das 49-Euro-Ticket umsteigen werden. Außerdem erwartet der Verband rund 5,6 Millionen neue Abonnentinnen und Abonnenten. Damit das Ticket aber wirklich einen Beitrag zum Klimaschutz leiste, also mehr Menschen vom Auto auf Bus und Bahn wechseln, sei ein Ausbau des Angebots entscheidend, so der Verband. Also neue Bus- und Bahnverbindungen und eine engere Taktung.

Personalmangel beschäftigt Branche

Dafür bräuchte es auch mehr Personal. Darin sieht der Verband eine der Herausforderungen in den kommenden Jahren. 2022 habe jedes zweite Unternehmen den Betrieb wegen personeller Engpässe zeitweise einschränken müssen, sagt Ingo Wortmann. Durch den Generationenwechsel gehen in den kommenden Jahren zudem zahlreiche Menschen in Ruhestand. Die Branche will den Wechsel aktiv gestalten und hat ein Maßnahmenpapier vorgelegt. Sie will unter anderem Studierende und Ruheständler rekrutieren und Teilzeitangebote stärken.

Die Einführung wurde wieder verschoben, und auch der aktuell geplante Termin, der 1. Mai, steht auf der Kippe.
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Die Einführung wurde wieder verschoben, und auch der aktuell geplante Termin, der 1. Mai, steht auf der Kippe.

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