Der im Landkreis Regen gefundene seltene Waldrapp.
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Der im Landkreis Regen gefundene seltene Waldrapp.

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Zugvogel verirrt sich: Seltener Waldrapp im Bayerwald gerettet

Waldrapp auf Abwegen: Vogelschützer haben im Bayerischen Wald einen sehr seltenen Zugvogel eingefangen. Der hatte sich wohl auf seinem Weg in den Süden verirrt, denn eigentlich sollte er bei den aktuellen Temperaturen längst woanders sein.

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Im Bayerischen Wald ist ein verirrter Waldrapp gerettet worden. Der sehr seltene Vogel war schon tagelang bei Ayrhof in der Gemeinde Kollnburg umhergeirrt, meldete das Landratsamt Regen am Freitag.

Waldrapp sollte längst in der Toskana zum Überwintern sein

In der Mitteilung ist von einem "Sensationsfund" die Rede. Anwohner waren auf den Waldrapp mit dunklen Federn und einem sehr langen rötlichen Schnabel aufmerksam geworden. Eigentlich sollte er längst zum Überwintern in der Toskana gelandet sein, war aber mit anderen Artgenossen zunächst in Richtung Norden geflogen, statt nach Süden. Dann überraschte ihn der Wintereinbruch. Der Waldrapp fand nicht mehr genug Nahrung und war zu schwach, um weiterzufliegen. Der ausgehungerte Vogel wurde zur Geschäftsstelle des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz (LBV) in Cham gebracht.

Vogel stammt aus einer Wiederansiedlung in Österreich

Wie sich herausstellte, stammt er ursprünglich aus einem Wiederansiedlungsprojekt in Oberösterreich und trägt den Namen "Cevapcici". Er ist inzwischen in Österreich in der Konrad-Lorenz Forschungsstelle Grünau angekommen. Wer weitere Waldrappen auf winterlichen Abwegen entdeckt, soll sich dringend an das Landratsamt Regen wenden.

Bildrechte: Markus Schmidberger/LBV Cham
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Bei der Abholung: Dr. Josef Hemetsberger (li.) von der Konrad Lorenz-Forschungsstelle der Uni Wien und Heinz Schindlatz vom LBV Cham.

Waldrapp "Cevapcici" hatte sich nach Dänemark verirrt

Vom LBV Cham heißt es auf BR-Anfrage, zehn Vögel aus Österreich hätten sich nach Rømø, einer Insel in Dänemark, verirrt. Drei von ihnen seien dann auf dem Rückflug gen Österreich verloren gegangen. Cevapcici ist einer von ihnen. Die Vögel seien alle beringt und zum Teil auch besendert.

Waldrappe waren bereits seit Anfang des 17. Jahrhunderts aus Europa verschwunden. Viele Jahrhunderte hielt man die Geschichten über den schwarzen Schopfibis, so seine historische Bezeichnung, nur noch für Fabeln. Durch ausgeklügelte Aufzuchtprogramme konnten Anfang 2022 knapp 200 Vögel in den Auswilderungspopulationen im europäischen Alpenraum nachgewiesen werden. Sie sind Nachkommen aus verschiedenen Zookolonien.

Ursprünglich stammen alle Nachzuchten genetisch aus einer standfesten Kolonie in Marokko, heißt es vom LBV Cham. Standfest bedeutet, die Vögel seien ganzjährig dort geblieben und nicht umhergezogen.

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