Schafkopf wird mit bayerischen Karten gespielt
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Schafkopf wird mit bayerischen Karten gespielt

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Wirtshauskultur für Einsteiger: Schafkopfkurs im "Woid"

Schafkopf ist mit das beliebteste Kartenspiel in Bayern. Während Neunerln als "Kinderkram" gilt und Pokern als Gaunerspiel, ist Schafkopfen spannend und komplex, sagen die Aktiven. Es zu lernen, ist nicht so leicht. Ein Niederbayer bietet Kurse an.

Über dieses Thema berichtet: Rundschau Magazin am .

Wer es nicht auf dem Schulhof gelernt hat, tut sich schwer. Eine eigene Sprache, verwirrende Regeln und gewiefte Taktik, die sich oft erst nach Jahren erschließt. Schafkopf ist zweifellos ein Kartenspiel, das fordert, fördert - zusammengefasst aber einfach großen Spaß macht. Jetzt hat Sepp Brandl, passionierter Schafkopf-Einsteiger aus Fernsdorf in der Nähe von Viechtach im Bayerischen Wald einen Kurs initiiert. Er will Neulinge dazu animieren, das Spiel mit Ober und Unter zu lernen.

Kurse für interessierte Anfänger

"Man würde ja nie zu einem Stammtisch gehen und als absoluter Anfänger einfach mitspielen. Deswegen ist es recht schön, dass hier lauter Anfänger sind, die das von Grund auf lernen", freut sich Stefanie Berg. Sie sitzt zusammen mit zwei weiteren Frauen und einem Mann am Kartentisch im Gasthaus Girl in Hartmannsgrub im Landkreis Regen. Dort wird gekartelt. 24 Schafkopf-Novizen lassen sich von Mentoren an ihren Tischen genau die Regeln erklären, vor allem aber in die taktischen Finessen des Spiels einweihen. "Wenn Du die 'Blaue' hast, dann muss die Deinen Freund schmieren! So hast Du einen Trumpf verschenkt," klärt Matthias Iglhaut seinen Mitspieler auf. Was für Schafkopflaien so kryptisch klingt, bedeutet schlicht: Der Mitspieler soll dem Stich möglichst viele Punkte, besser "Augen", beisteuern. Schafkopfer pflegen eine eigene Sprache. Das Internetlexikon Wikipedia hat ihr sogar einen Artikel gewidmet.

Die "Blaue" muss deinen Freund "schmieren"

Zu Beginn des Kurses hat Sepp Brandl die wichtigsten Regeln kurz erklärt. Dann geht das Spiel an den Tischen schon los. Für ihn steht die Freude am Spiel im Vordergrund. "Ich glaube, das macht allen Spaß. Das Publikum ist gemischt, es sind viele Frauen da, Junge, Alte. Ich glaub’, das passt", freut sich der Waidler. Offenbar sind die Teilnehmer vom Karten-Virus infiziert. Hannerl Gierl zum Beispiel, die älteste Teilnehmerin. Sie ist 84. "Ich spiele seit 40 Jahren Rommé", sagt sie. Jetzt will sie Schafkopfen lernen. Aber: "Ich stell mich so dumm", klagt sie. Werner Schlagintweit, ihr Mentor, beruhigt. "Ob 8 oder 80, jeder kann’s lernen!" Gleichzeitig deutet er ins Blatt seiner Schülerin - das sieht vielversprechend aus: "Wir spielen mit der Schelln Sau…"

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Schafkopf- Kurs für Einsteiger im Gasthaus Girl in Hartmannsgrub im Landkreis Regen

Freude am Spiel steht im Vordergrund

Ob das Spiel mit der "Oidn", der "Blauen" oder der "Bumpe" eine Renaissance erlebt? Es ist unklar, wie viele Bayern das Schafkopf-Spiel beherrschen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Einsteiger-Kurs meinen jedenfalls, das Spiel sei bayerische Kultur und müsse gepflegt werden. Deswegen sind sie hier. "Ich hab bisher auf einer App gespielt", erzählt Hilde Groll. "Aber hier am Tisch ist das ganz anders. Da lasse ich mich auch schon mal vom Gespräch ablenken und weiß dann am Ende nicht mehr, was gespielt wird", lacht sie. Noch wird nicht um Geld gespielt, aber auch das will Kursleiter Sepp Brandl noch einführen. "Die Taktik, das kann man nicht lernen. Da muss man regelmäßig spielen. Am besten einmal in der Woche."

Seniorin Hannerl Gierl fühlt sich mehr und mehr wohl mit den Schafkopfkarten. Ihr Spiel mit der Schelln-Sau hat sie jedenfalls gewonnen.

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