Symbolfoto: Ein Heizkörper, der nicht aufgedreht ist.
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Heizung aus, Gashahn zu? Wird nicht passieren, sagen die Stadtwerke Augsburg (swa).

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Wirbel um Gas-Versorger-Strategie der Augsburger Stadtwerke

Nein, in Augsburg wird nicht innerhalb von zehn Jahren das Gas abgedreht. Ein Ideenpapier der Regierung hatte Spekulationen ausgelöst. Die Stadtwerke dementieren – und verweisen auf Fernwärme als Alternative. Daran arbeiten auch andere Städte.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Es war ein sogenanntes "Green Paper" aus dem Bundeswirtschaftsministerium, das die Debatte ums zugedrehte Gas in Augsburg ausgelöst hatte – und auch Sorgen, nämlich auf Seiten der Verbraucher. Ein solcher Grünbericht ist eine Art Ideensammlung zu einem bestimmten Thema, das vor einem konkreten Gesetzesentwurf steht. Im aktuellen Fall geht es um die Versorgung mit Erdgas – und dass die Grundversorger künftig nicht mehr wie bisher dazu verpflichtet sein sollen, Gas und Netzanschlüsse bereitzustellen. Genau dieser Grundversorger ist es nun in Augsburg, der entschieden dementiert, dass das Gasnetz zurückgebaut wird.

Was die Augsburger Stadtwerke wirklich planen

Man gehe davon aus, so die Augsburger Stadtwerke, dass Erdgas beim Heizen "langfristig keine Rolle mehr spielen wird und das im Endeffekt auch Auswirkungen auf das Gasnetz haben wird", aber: Im Rahmen der gesetzlichen Regelung bleibe die Versorgung mit Erdgas auch weiterhin gesichert. Es sei kein Rückbau des Gasnetzes geplant, hieß es von den Stadtwerken am vergangenen Dienstag.

Als Alternative zum Gas investieren die Stadtwerke Augsburg laut eigenen Angaben ins Fernwärme-Netz. Demnach soll die gesamte Innenstadt mit Fernwärme versorgt werden. In den Bereichen, wo künftig mit Fernwärme geheizt werden kann, informiere man seit einigen Jahren, in welchem Zeitraum das konkret möglich sei. Eine Frist seien diese zehn Jahre allerdings nicht. "Dort, wo wir das Angebot machen, wird es fast ausschließlich dankend angenommen", sagt Ulrich Längle, Stadtwerke-Vertriebsleiter. Seit der Energiepreiskrise sei die Nachfrage nach Fernwärme massiv angestiegen.

Hintergrund: Ab 2040 keine Erdgasheizungen mehr in Bayern

"Sollte eine Heizungserneuerung anstehen, sollte dies in die Überlegungen mit einbezogen werden, vor dem Hintergrund, dass ab 2040 in Bayern nach geltendem Recht keine Heizung mehr mit Erdgas betrieben werden darf", heißt es weiter. Dass innerhalb von zehn Jahren das Gas abgedreht werde, sei also nicht zutreffend: "Wir legen das Gasnetz in Augsburg nicht still, schon gar nicht bis in zehn Jahren und wir bauen es natürlich auch nicht zurück", so Pressesprecher Jürgen Fergg auf BR24-Nachfrage.

Beim Thema Fristsetzung für den Heizungsumstieg verweist der Grundversorger auf die Verantwortung der Politik: "Wir wünschen uns von der Politik für die Verbraucher klare und ehrliche Aussagen", wird der Vertriebsleiter zitiert.

Wärmebedarf decken – aber wie?

Insgesamt bereite sich der Versorger zwar auf Alternativen zum Erdgas vor, wie etwa Wasserstoff oder Biogas – allerdings werde bezweifelt, dass "sich damit in absehbarer Zeit der allgemeine Wärmebedarf decken lässt", so die Stadtwerke. Der Grundversorger verweist auf die kommunale Wärmeplanung, wonach klar definiert werden soll, wie wo zukünftig vorrangig geheizt werden soll. Für die Stadt Augsburg sollen diese Pläne noch heuer veröffentlicht werden. Bislang deckt Fernwärme rund 20 Prozent des Bedarfs in Augsburg.

Andere schwäbische Städte heizen bereits mit Fernwärme

In Kempten werden bereits über 17.000 Haushalte mit Fernwärme versorgt, die aus einem Müll- und Holzheizkraftwerk kommt und über zwei verschiedene Netze im Stadtgebiet verteilt wird. Sie ersetzen laut Angaben des Betreibers, dem Zweckverband für Abfallwirtschaft Kempten (ZAK), 31 Millionen Kubikmeter Erdgas.

Ausgebaut wird das Fernwärme-Netz derzeit auch in der Innenstadt von Dillingen. Seit Anfang März werden dort Rohre verlegt, insgesamt werde in einigen Dillinger Stadtteilen bereits seit 2008 mit Fernwärme geheizt. Mit den neuen Leitungen könnten umgerechnet schätzungsweise 250 Einfamilienhäuser geheizt werden.

Warum Fernwärme besonders für Altstädte geeignet ist

Gerade für Bauten in der Altstadt, die unter Denkmalschutz stünden, sei die Fernwärme der optimale Weg, um in Zukunft gesetzeskonform zu heizen, so Dillingens Oberbürgermeister Frank Kunz (CSU). Solche Gebäude verfügten meist über keine Fußbodenheizung, eine Wärmepumpe sei hier kaum einsetzbar, man könne wegen des Denkmalschutzes auch nicht außen dämmen, sodass eine leistungsstarke Heizung wie eben Fernwärme vonnöten sei.

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