200 Meter über dem mittelfränkischen Ort Schnaittach thront die Festung Rothenberg. Die erhabenen Mauerrelikte, zum Teil bis zu sieben Meter dick, scheinen mit der Natur verwachsen. Die angeschrägten Außenmauern sind 20 Meter hoch. Feinde sollten es zu allen Zeiten so schwer wie möglich haben.
Mehr als 5.000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr erhalten Führungen auf der Festung. Diese ermöglicht der Heimatverein Schnaittach. Jürgen Glassauer engagiert sich seit Jahren für den Erhalt der Festung. Die könnte demnächst noch etwas interessanter werden, denn Rothenberg wird jetzt um ein historisches Highlight erweitert.
"Man muss Respekt vor dem haben, was die Vorfahren einst erschaffen haben!" Jürgen Glassauer, Heimatverein Schnaittach
Schnitzaltar von 1785
Noch liegt er in seine Einzelteile zerlegt in der ehemaligen Offizierswache: ein barocker Schnitzaltar aus dem Jahr 1785. Fast vier Meter hoch, viel vergoldete Elemente, zwei Säulenpaare, raffinierter Drehtabernakel. Ursprünglich wurde das Kunstwerk für eine provisorische Kirche im Zeughaus der Festung gefertigt. Der Erlanger Restaurator Jan Brünner hat alle Einzelteile intensiv unter die Lupe genommen. "Absolut restaurierungswürdig" lautet das Fazit des Fachmanns.
"Der Altar funktioniert quasi wie ein historisches Ikea-Steckbausystem!" Jan Brünner, Restaurator
Einzigartiges Kunstwerk
Erstaunlich, so Brünner, sei auch, wie gut erhalten noch die Originalfarbe des Altars nach über 200 Jahren sei. Der Altar, einst gebaut vom Schnaittacher Fassmaler Wolf Xaver Schiestl, sei etwas ganz Besonderes. Auf der Holzkonstruktion seien Ammoniten und Gesichter aufgemalt, derartiges kenne der Restaurator eigentlich von keinem anderen Altar aus dieser Gegend.
150.000 Euro vom Freistaat
Das Kunstwerk hat schon eine lange Reise hinter sich, war nach Auflösung der Festung 1838 in verschiedenen Depots, Kirchen, der ehemaligen Synagoge von Schnaittach und gar in einer Scheune untergebracht. Seit drei Jahren befindet sich der Altar wieder auf der Festung, allerdings zerlegt. Bisher fehlten schlichtweg die finanziellen Mittel für die Restaurierung und vor allem für den Ausbau einer passenden Räumlichkeit, in der der Altar ein würdiges Plätzchen findet. Jetzt kommen 150.000 Euro vom Freistaat, die das Projekt "Altarwiederaufbau" möglich machen.
In der ehemaligen Karlskaserne der Festungsruine soll der Altar nach Jahren der Absenz wieder in Amt und Würden platziert werden. Es steht aber noch viel Arbeit an, bis der Raum entsprechend aufgearbeitet ist. Bald schon aber können die Besucherinnen und Besucher die neue sakrale Errungenschaft dort bestaunen. Jürgen Glassauer kann es kaum erwarten, den wiedergewonnenen Altar in die Besichtigungstouren zu integrieren.
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