Wasser und Wälder am Brombachsee-Überleiter aus der Luft.
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Das Fränkische Seenland ist Touristenmagnet und gewaltiger Wasserspeicher zugleich. Es kann helfen, den Klimawandel zu bewältigen.

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Wie das Fränkische Seenland Franken vor dem Vertrocknen bewahrt

In den 1980er Jahren realisierte der Freistaat Bayern ein gigantisches Bauprojekt, um den trockenen Norden mit Wasser aus dem Süden zu versorgen. Jetzt kann das künstlich angelegte Fränkische Seenland helfen, den Klimawandel zu bewältigen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

In den beiden Hitzesommern 2018 und 2019 hat sich das Fränkische Seenland wieder einmal bewährt. Mehrere Monate lang fiel kein einziger Regentropfen, dazu gab es mehrere Wochen mit Temperaturen über 30 Grad Celsius. Die Chefin des Fränkischen Seenlands, Helga Pfitzinger-Schiele, war damals heilfroh über die Wasserspeicherfunktion der Seen. "Wir hatten im Brombachsee genügend Wasser gespeichert, um etwas an den Norden abgeben zu können, obwohl wir von der Donau nichts mehr nehmen konnten", erzählt sie. Der Wasserstand im Brombachsee sei zwar deutlich niedriger als sonst gewesen. Aber es habe gereicht.

In Bayern: Wasserreicher Süden und trockener Norden

Im Jahr 1994 wurde das Wasser-Überleitungssystem in Betrieb genommen, um Wasser aus dem wasserreichen Süden in den trockenen Norden Bayerns zu bringen. Es erstreckt sich von Kelheim an der Donau bis nach Nürnberg und darüber hinaus nach Nordwesten bis zum Main. Das System besteht aus zwei Teilen. Über den Main-Donau-Kanal wird Wasser aus der Donau über zahlreiche Schleusen nach Norden transportiert. Anschließend wird das Wasser aus dem Kanal in den Rothsee abgezweigt. Dies ist aber nur erlaubt, solange die Donau genügend Wasser führt. Entscheidend dafür ist der Pegel Kelheimwinzer. Fällt dieser zu tief, kommt ein zweites Überleitungssystem zu Hilfe. Es ist das System Altmühlsee-Brombachsee.

Per Knopfdruck öffnen sich Wehre und Schleusen

Mit einem Knopfdruck aus dem Wasserwirtschaftsamt in Gunzenhausen kann Helga Pfitzinger-Schiele unfassbare Mengen an Wasser in Gang setzen. Die Chefin des Fränkischen Seenlandes kennt ihr System aus Kanälen, Wehren und Schleusen, Tunneln und Turbinen wie eine Ameise ihren Bau. Sie kann Zahlen über Wasserspiegel, Durchlaufmengen und Jahresdurchschnitte ohne Notizzettel referieren. Rund 150 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr werden durch das gigantische Wassertransportsystem geleitet.

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Seenland-Chefin Helga Pfitzinger-Schiele und Thomas Keller, Chef des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach, auf dem Damm des Großen Brombachsees.
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Seenland-Chefin Helga Pfitzinger-Schiele und Thomas Keller, Chef des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach, auf dem Damm des Großen Brombachsees.

Altmühl-Wasser fließt durch Tunnel in den Brombachsee

Die künstlich angelegten Seen des Fränkischen Seenlands sind gigantische Wasserspeicher, in denen das jährliche Frühjahrshochwasser für die trockene Jahreszeit gespeichert wird. Über Kanäle sind Altmühlsee und Brombachsee miteinander verbunden. Während der Altmühlsee noch auf der Südseite der Europäischen Wasserscheide liegt, befindet sich der Brombachsee schon auf der nördlichen Seite des Berges. Durch einen Tunnel wird das Altmühl-Wasser auf die andere Seite transportiert. Wieviel vom Altmühlsee in den Brombachsee fließt, kann je nach Bedarf gesteuert werden. Die vor knapp 40 Jahren gebauten sogenannten Überleiter sind inzwischen von Büschen und Bäumen eingerahmt und sehen aus, als wären sie schon immer da. Nur die Schleusen und Wehre deuten darauf hin, dass die Menschen hier Hand angelegt haben.

Überleitungssystem sollte Nürnberger Abwasser verdünnen

Das stark verschmutze Abwasser der Großstadt Nürnberg zu verdünnen, war eines der Ziele, das weitsichtige Politiker in den 1970er Jahren vor Augen hatten, als sie das Fränkische Seenland planten. Vorsorglich hatten sie die Höchstmenge genau definiert, die aus dem Süden in den Norden gepumpt werden darf, nämlich höchstens 15 Kubikmeter pro Sekunde. Das entspricht einem vollen Milchlaster.

Inzwischen hat sich die Abwasserreinigung in Nürnberg deutlich verbessert, sagt der Chef des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach, Thomas Keller. Die Kapazitäten des Systems können jetzt dazu verwendet werden, um die Folgen des Klimawandels abzufedern.

Noch notwendig: Schatten für Gewässer und bessere Kläranlagen

Allerdings sollte man sich im Klimawandel nicht allein auf das Wasser-Überleitungs-System verlassen. Keller, der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes in Ansbach, empfiehlt, alle Kläranlagen auf den neuesten Stand zu bringen. In seinem Zuständigkeitsbereich gibt es etwa 500. "Darunter sind noch viele Abwasser-Teiche, die sukzessive zu technischen Anlagen umgebaut werden", sagt er. Außerdem gilt es, entlang von Bächen und Flüssen schattenspendende Gehölze zu pflanzen. Damit könne die Wassertemperatur um mehrere Grad gesenkt werden.

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