Am Augsburger Hochablass startet die BR-Serie zur UNESCO-Bewerbung der Stadt.
Bildrechte: BR / Julia Pösl

Am Augsburger Hochablass startet die BR-Serie zur UNESCO-Bewerbung der Stadt.

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

#wasserlebt: Der Augsburger Hochablass – bald Weltkulturerbe?

Trinkwasser und Energie: Wie vielfältig Augsburg das Element Wasser nutzt, zeigt der Hochablass am Lech – ein Schlüsselbauwerk des Augsburger Wassersystems und vielleicht bald UNESCO-Welterbe. #wasserlebt blickt hinter die Kulissen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Mit lautem Tosen stürzt das Wasser auf der Nordseite des Hochablasses in die Tiefe. Die Lautstärke lässt die Kraft erahnen, die das Wasser am Augsburger Hochablass hat. Wer die massive Betonkonstruktion überquert, widmet seine Aufmerksamkeit aber eher dem eindrucksvollen Panoramablick über den Lech. Das mächtige Wehr kreuzt den Strom in seiner vollen Breite, in der Mitte thront das historische Getriebehäuschen aus dem Jahr 1912. Auf der Westseite bezeugen steinerne Statuen die jahrhundertelange Relevanz der Wasserkraft an diesem Ort.

Hochablass: Schlüsselbauwerk in der UNESCO-Bewerbung

Die wahre Kraft steckt im Inneren des Hochablasses – oder besser gesagt, darunter: Seit 2013 existiert dort ein Wasserkraftwerk, vollständig unter dem Wasserspiegel und komplett integriert in den historischen Bau. Mehr als 4.000 Haushalte versorgt die Anlage mit Strom, 32.000 Liter Wasser pro Sekunde rauschen durch die Turbinen. Öffentlich zugänglich ist das Kraftwerk nicht – doch mit Schleusenwärter Sebastian Jurka öffnen sich zumindest für das #wasserlebt-Team die Tore hinab zu den riesigen Turbinen.

Nah am Wasser gebaut: Augsburger Erfindungsgeist

Die Idee, mit gestautem Wasser Energie zu erzeugen, hatten die Augsburger schon lange bevor Elektrizität überhaupt erfunden war: Das erste Wehr am Hochablass wurde 1346 dokumentiert, damals waren dort Holz und Stein verbaut.

Seit Jahrhunderten: Wasser als Wirtschaftsfaktor

Die Anlage ermöglichte es den Augsburgern, Wasser in die verschiedenen Lechkanäle der Stadt abzuleiten, damit dort Mühl- und Wasserräder bewegt wurden – die Basis des mittelalterlichen Handwerks und der wirtschaftlichen Entwicklung Augsburgs. Ab dem 15. Jahrhundert kühlte das Kanalwasser zum Beispiel das städtische Schlachthaus, die Stadtmetzg, und trieb ein Pumpsystem für Trinkwasser und Brunnen an.

Moderne Wasserversorgung: "einwandfrei" seit 1879

In Augsburg fiel der Startschuss für eine moderne Wasserversorgung mit "hygienisch einwandfreier" Qualität schon vor 140 Jahren. Von 1879 an wurde das Quellwasser aus dem städtischen Siebentischwald über das Wasserwerk am Hochablass in die Stadt gepumpt. Noch heute bezieht die Stadtbevölkerung ihr Wasser aus diesem Wasserschutzgebiet.

Trinkwasser aus nächster Nähe

Während andernorts in Bayern Pestizide und Nitrat die Wasserqualität beeinträchtigen, kommt Augsburgs Trinkwasser seit rund 140 Jahren naturbelassen aus dem Hahn und muss dafür nicht mal besonders weite Strecken zurücklegen. In der Umgebung der Zuflüsse des Stadtwalds verfolgt der städtische Wasserversorger, die SWA, zudem eine Strategie des Ausgleichs: Entlang der Zuflüsse leisten die Stadtwerke Ausgleichszahlungen für „umweltschonenden Landbau“, also den Einsatz von weniger Düngemittel.

Kunstvolles Wasserwerk: bald Weltkulturerbe?

Das historische Wasserwerk setzte erstmals Druckkessel ein, die das Quellwasser aus dem Brunnen im Siebentischwald in die Leitungen presste. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die vormals hölzernen Wasserrohre durch gusseiserne Leitungen ersetzt. 1973 stillgelegt, ist das Wasserwerk heute ein Museum: Die aufwendige Gestaltung folgt einer spätklassizistischen Architektur. Deckenmalerei und römisch anmutende Terrazzo-Fließen passen zwar nicht unbedingt zu Hydrotechnik, waren aber wohl Ausdruck des Stolzes auf Innovation und Hochwertigkeit des Augsburger Wassers. Deshalb ist das historische Wasserwerk eine von insgesamt 22 Stationen in der Bewerbung ums Weltkulturerbe.