Ein Wasserrad dreht sich. (Symbolbild)
Bildrechte: BR/Simone Schülein

In Oberfranken gibt es rund 500 Wasserkraftwerke, welche Strom in das Energieversorgungsnetz einspeisen.

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Wasserkraftwerk: Eine Mühle, die fast immer Strom liefert

Wie gelingt die Energiewende vor Ort? Die "Tage der Wasserkraft" im Rahmen der Bayerischen Energietage zeigen: Auch Wasserkraftwerke können eine Rolle spielen. Allerdings muss dabei auch das Wetter mitspielen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Das Herz des Wasserkraftwerkes ist die 100 Jahre alte Turbine. Sie läuft noch immer. Wassermüller Hartmut Kolb hat sie vor 40 Jahren in Österreich gekauft. Dort hat er sie eigenhändig aus- und bei sich in der Frischenmühle bei Kulmbach wieder eingebaut. Den Strom, den er damit seitdem produziert, benutzte er anfangs nur für sich selbst, seit den 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts speist er ihn in das Kulmbacher Stromnetz ein.

Die Turbine steht senkrecht im Roten Main. Damit wird die Wasserkraft auf ein Schwungrad übertragen, von dort mit einem Transmissionsriemen auf den Generator. Der produziert dann den Strom. Das alles funktioniert nach dem Prinzip eines Fahrraddynamos und ist im Grunde genauso einfach.

Trockenheit bedroht Wasserkraftwerke

Ein wenig größer habe er sich das Wasserkraftwerk schon vorgestellt, meint Michael Schreiber. Der 17-Jährige besucht anlässlich der Bayerischen Energietage mit neun Mitschülerinnen und Mitschülern aus der Neigungsgruppe Physik der Kulmbacher Carl von Linde Realschule die Frischenmühle. Die erneuerbaren Energien, wie auch Energiegewinnung allgemein, stünden mittlerweile im Lehrplan, ergänzt Lehrer Matthias Höhn. Deswegen würden sie sich alle möglichen Arten von Kraftwerken ansehen: von der Windkraftanlage bis zum Kernkraftwerk. Nun stehen die Schüler im Kraftraum der Frischenmühle und bestaunen die alte Technik. Deren Vorteil: sie läuft immer. 24 Stunden, sieben Tage die Woche, und liefert Strom.

Doch auf das Wasser, das die Mühle seit dem 14. Jahrhundert antreibt, sei heutzutage nicht mehr immer Verlass, erklärt Wassermüller Kolb. Es falle spürbar weniger Regen, Zuflüsse des Roten Maines würden schon mal trocken fallen, der Flusspegel in heißen Sommer stark absinken. Dann könne es schon mal vorkommen, dass er die Schieber – also die Tore vor der Turbinenkammer – schließen und die Turbine abstellen müsse, meint Kolb. Auch wenn das nur selten vorkomme.

Eine Mühle liefert Strom für 50 Haushalte

Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung betrage im Landkreis Kulmbach mittlerweile 66 Prozent, erklärt Ingrid Flieger. Davon würden 50 Prozent durch Windkraftanlagen und 40 Prozent durch Photovoltaik gewonnen, erläutert die Klimaschutzmanagerin des Landkreises. Die Wasserkraft trage nur ein Prozent zum Kulmbacher Energiemix bei. 26 Anlagen gebe es im Landkreis und vier in der Stadt. Einige Wassermühlen seien stillgelegt worden, könnten aber wieder in Betrieb genommen werden. Die Frischenmühle liefere im Jahr rund 210.000 Kilowattstunden Strom. Das würde für 50 bis 60 Einfamilienhaushalte reichen, ergänzt Hartmut Kolb.

Die Hälfte aller deutschen Wasserkraftwerke laufen in Bayern

In ganz Oberfranken gibt es etwa 500 Wasserkraftwerke, sie steuern etwa 10 Prozent zu den erneuerbaren Energien bei. Bayern, das Bundesland mit der höchsten Zahl an Wasserkraftwerken, könnte 1 Million Haushalte so mit Strom versorgen, erklärt Rainer Ludwig, energiepolitischer Sprecher der Freien Wähler im Bayerischen Landtag. Wasserkraft stünde immer zur Verfügung, sei grundlastfähig. Das sehen auch die "Kulmbacher Wasserkraftler" so, ein Zusammenschluss von stromerzeugenden Wassermüllern. Hartmut Kolb von der Frischenmühle ist einer von ihnen.

Die Schülerinnen und Schüler der Kulmbacher Realschule stehen an der Fischtreppe der Frischenmühle. Neben dem Stauwehr hat Hartmut Kolb eine Aufstiegshilfe gebaut. Fische und andere Wasserlebewesen können hier flussaufwärts schwimmen und springen oder sich dazwischen in kleinen Pfützen und Tümpeln ausruhen. Michael Schreiber von der Physikgruppe findet das toll. Auf der anderen Seite des Wehres, vor dem Wassereinlass zur Turbine, steht ein engmaschiger Rechen im Fluss. Damit keine Lebewesen in die Turbine gezogen werden. Die Stromerzeugung aus Wasserkraft soll tier- und naturverträglich sein.

Bildrechte: BR/Markus Feulner
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Schüler haben das Wasserkraftwerk der Frischenmühle bei Kulmbach besichtigt.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!