Ein Landwirt erntet Weizen
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Weizenernte

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Was das Ende des Getreideabkommens für Bayern bedeutet

Das Aus des Getreideabkommens zwischen Russland und Ukraine sorgt für Verunsicherung. Auch auf den Weltmärkten sind Auswirkungen zu spüren, der Getreidepreis steigt wieder. Was bedeutet das für bayerische Landwirte?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Die Ukraine gilt als Kornkammer Europas, sie ist einer der größten Getreideproduzenten und -exporteure der Welt. Bislang konnte die Ukraine trotz des russischen Angriffskrieges Getreide auch über den Seeweg übers Schwarze Meer exportieren. Aber Russland ist am Montag aus dem Getreideabkommen ausgestiegen. Darin war unter anderem vereinbart, dass ukrainische Schiffe mit Getreide an Bord durch sichere Passagen durch den Bosporus fahren können.

Der Ausstieg Russlands aus dem Abkommen sorgt für Unsicherheit und hat auch Auswirkungen auf die globalen Märkte. Seit Montag steigt der Weizenpreis an den Rohstoffbörsen wieder an. Wiederholen sich die Entwicklungen vom letzten Jahr? Und was bedeutet das für bayerische Landwirte?

Weizenpreise waren auf Rekordhoch

Bei Kriegsbeginn im vergangenen Jahr waren die Preise aus Angst vor Versorgungsengpässen stark gestiegen. Außerdem herrschte zu dieser Zeit aufgrund einer unterdurchschnittlichen Ernte aus dem Vorjahr generelle Getreideknappheit. Im Mai 2022 war der Weizenpreis auf einem Rekordhoch - bei der europäischen Börse lag der Preis für eine Tonne Weizen bei 435 Euro. Für Landwirte, die noch Weizen aus der Ernte 2021 eingelagert hatten, bedeutete das ein gutes Geschäft. Viele spekulierten: verkaufen oder lieber warten auf höhere Preise? Schlecht für die, die zu der Hochpreisphase nicht verkauften: Im Zuge des Getreideabkommens fiel der Preis wieder auf das Niveau vor Kriegsbeginn.

Landwirte reagieren bislang verhalten

Jetzt reagierte der Markt wieder: auf das Ende des Getreideabkommens. Allerdings bislang deutlich schwächer. Am Dienstag lag der Preis für eine Tonne Weizen bei rund 235 Euro und damit rund 2 Euro höher als am Vortag. Dass es bislang keine größeren Anstiege gab, liegt laut Bayerischem Bauernverband zum einen daran, dass man doch noch mit einer Einigung rechne. Außerdem sei der Bedarf bedeutender Importländer in diesem Jahr aufgrund eigener guter Ernten voraussichtlich geringer. Sollte es allerdings weiterhin keine Einigung zwischen Russland und der Ukraine geben, könnte der Weizenpreis deutlich ansteigen.

Für viele ärmere Länder in Afrika wären das beunruhigende Nachrichten. Für bayerische Landwirte dagegen wichtige Einnahmen. Seit Kriegsbeginn haben sie mit hohen Betriebskosten zu kämpfen: die Preise für Dünger, Diesel und Strom sind massiv gestiegen. Das Getreide sei dieses Jahr teuer produziert, sagte ein Sprecher des Bayerischen Bauernverbandes. Steigende Getreidepreise an der Börse könnten diese Kosten decken.

Weizenversorgung in Bayern gesichert

Für die bayerische Weizenversorgung hat das Aus des Abkommens kaum Auswirkungen. Importe spielen laut bayerischer Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) kaum eine Rolle. Und auch Antje Krieger vom Agrarhändler BayWa sagte gegenüber dem BR, dass der Ausstieg Russland aus dem Getreideabkommen für Bayern erst einmal keine Auswirkungen haben werde, da Deutschland bei Brotweizen so viel produziere, dass es sich selbst versorgen könne. Anders sei das allerdings bei Mais. Hier werde dieses Jahr aufgrund des Wetters mit starken Einbußen gerechnet. Diese könnten aber durch Länder wie Ungarn oder Rumänien gedeckt werden, so Antje Krieger.

Solidaritätskorridore sind nicht die Lösung

Neben dem Seeweg wird Getreide aus der Ukraine auch über Flüsse, Schienen und Straßen ausgeführt. Diese Handelswege, sogenannte Solidaritätskorridore durch Nachbarländer wie Polen, Ungarn und die Slowakei, wurden seit Kriegsbeginn ausgebaut und schaffen zumindest zum Teil Abhilfe. Laut EU-Angaben wurden über diese Wege seit Kriegsbeginn 41 Millionen Tonnen Getreide und andere landwirtschaftliche Produkte exportiert worden. Allerdings funktionieren diese “Solidarity Lanes“ nicht wie geplant. Denn das Getreide, das eigentlich über den Landweg zu Hochseehäfen transportiert werden sollte und von dort nach Afrika, verbleibt zum Teil in den EU-Staaten und sorgt dort für ein Überangebot und sinkende Getreidepreise. In Polen haben in den letzten Monaten bereits mehrfach wütende Bauern die Grenzübergänge zur Ukraine blockiert.

Im Video: Außenministerin Baerbock im UN-Sicherheitsrat zu ausgelaufenem Getreideabkommen

Frachter im Schwarzen Meer
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Frachter im Schwarzen Meer

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