Illustration einer Bayernkarte mit einem großen Zahnrad
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Textautomatisierung ermöglicht uns, schnell und umfassend über die Landtagswahl in Bayern zu informieren.

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Warum wir bei der Landtagswahl auf Automatisierung setzen

Um schnell und zuverlässig über die Wahlergebnisse in den 91 bayerischen Stimmkreisen berichten zu können, setzen wir auf automatisierte Texte. Hier erklären wir, warum wir das tun und wie diese Automatisierung funktioniert.

Welche Partei hat im Stimmkreis Traunstein die meisten Stimmen erhalten? Welcher Kandidat wurde in Schweinfurt gewählt? Wie war die Wahlbeteiligung in Kaufbeuren? Um diese Fragen beantworten zu können, bieten BR24 und das AI + Automation Lab des Bayerischen Rundfunks zum ersten Mal automatisierte Wahlberichte auf Stimmkreisebene an. Die Artikel werden am Wahlabend automatisch veröffentlicht, sobald ein Stimmkreis ausgezählt wurde.

Warum braucht es eine Automatisierung?

Wir haben uns für eine Stimmkreisautomatisierung entschieden, weil wir unsere Nutzerinnen und Nutzer, schnell und umfassend über die Ergebnisse der Landtagswahl vor Ort informieren wollen. In Bayern gibt es 91 Stimmkreise, in denen gewählt wird. Zur Landtagswahl treten rund 1.000 Direktkandidierende und 15 Parteien an. Nach der erfolgten Auszählung vermeldet jeder Stimmkreis jeweils die Erst- und Gesamtstimmenergebnisse für jede kandidierende Person und jede Partei. Zusammen mit der Wahlbeteiligung, den gültigen und ungültigen Stimmen sowie den Ergebnissen der letzten Landtagswahl fallen dabei in jedem Stimmkreis sehr viele Daten an.

Aus diesen Daten direkt nach ihrer Veröffentlichung einen Ergebnisartikel für jeden Stimmkreis zu schreiben sowie die Grafiken zu erstellen, ist für Journalistinnen und Journalisten nahezu unmöglich. Gerade bei solchen sich wiederholenden Tätigkeiten ist auch die Gefahr groß, dass Fehler passieren. Computer hingegen sind sehr gut darin, derartige Aufgaben schnell und möglichst fehlerfrei zu bewältigen.

Deshalb setzen wir für die Landtagswahl auf eine selbst entwickelte Textautomatisierung, welche die Ergebnisse aus den Stimmkreisen in Artikel übersetzt.

Macht das nicht Journalisten überflüssig?

Ganz im Gegenteil. Auch die beste Textautomatisierung kann die wichtigsten Aufgaben von Journalisten nicht ersetzen: Kritisches Nachfragen und das Einordnen von Ereignissen. Denn letztendlich zählt nicht nur das Wahlergebnis, sondern auch, warum die Menschen so gewählt haben. Hat ein Kandidat plötzlich Stimmen verloren, weil es in seinem Stimmkreis einen Skandal gab oder steckt dahinter eine größere gesellschaftliche Entwicklung? Diese Fragen können unsere BR-Reporterinnen und Reporter in der Region, unsere Wahlexpertinnen und Experten sowie ihre Gäste beantworten.

Im Idealfall ergänzt sich die Arbeit von Menschen und Maschinen, entsprechend ihrer jeweiligen Stärken. Dabei kann die Automatisierung helfen, repetitive Fleißaufgaben für die Redaktion zu erledigen. Aus diesem Grund entwickeln wir im AI + Automation Lab unsere Angebote in enger Absprache mit den jeweiligen Fachredaktionen. Unsere Produkte sind als Unterstützung für die Redaktionen gedacht und nicht als Ersatz.

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Die automatisierten Ergebnisartikel werden nach einfachen Regeln erstellt.

Wie funktioniert die Textautomatisierung?

Jeder Stimmkreis in Bayern veröffentlicht seine Ergebnisse nach der Auszählung jeweils auf einer eigenen Webseite (Beispiel: Traunstein). Diese Ergebnisse werden von unserem Dienstleister dpa infocom abgerufen, verarbeitet und über eine Datenschnittstelle bereitgestellt. Wir nutzen diese Ergebnisse, um daraus automatisiert Texte zu erzeugen.

Die Texte selbst werden mit Hilfe von einfachen Vorlagen erzeugt. Man kann von einem Lückentext sprechen, der für jeden Stimmkreis mit den entsprechenden Ergebnissen ausgefüllt wird. Hier ein Beispiel:

  • Stimmkreis (A): Partei (M) gewinnt mit (X) Abstand

Die Buchstaben sind dabei Platzhalter: (A) ist der Name des jeweiligen Stimmkreises, zum Beispiel Traunstein. (M) steht für die Partei mit dem höchsten Gesamtstimmenanteil. (X) steht in diesem Fall für die Einordnung des Abstands zur zweitplatzierten Partei. Beträgt der Abstand weniger als 2,5 Prozentpunkte, sprechen wir von "knapp", bei 2,5 bis 5 Prozentpunkten von "merklich" und bei mehr als 5 Prozentpunkten von "deutlich“.

Nach diesem regelbasierten Ansatz lassen sich einfach und vorhersehbar Texte erzeugen. Hier unterscheiden sich "Lückentexte" deutlich von KI-gestützten Verfahren, bei denen das Endergebnis meistens schwer abzuschätzen ist und Fehler beinhalten kann. Im Fall einer regelbasierten Textautomatisierung, kann man vorab abschätzen, wie der Text am Ende aussehen wird. Ein weiterer Vorteil ist, dass diese Textvorlagen auch redaktionell abgenommen werden können.

Diese Form der redaktionellen Kontrolle ist uns wichtig, weshalb wir sie in unseren KI-Richtlinen verankert haben. Unsere KI-Richtlinien gelten auch für automatisierte Angebote, die ohne den Einsatz von KI auskommen.

Können auch Fehler passieren?

Wir sichern den Prozess ab durch redaktionelle Abnahmen, automatisierte Fehlererkennung und andere Kontrollmechanismen. Wie in jedem journalistischen Prozess, können auch hier Fehler passieren.

Sollten Sie einen Fehler entdeckt oder Fragen zu unserem automatisierten Wahlangebot haben, schreiben Sie uns eine E-Mail: ailab@br.de

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