Das aus dem Pfreimdstausee gezogene Autowrack auf einem Parkplatz. Im Vordergrund buntes Herbstlaub.
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Das aus dem Pfreimdstausee gezogene Autowrack auf einem Parkplatz. Im Vordergrund buntes Herbstlaub.

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Audi aus Stausee: Verbindungen zu ungeklärten Mordfällen?

Im Juli wurde ein Autowrack aus dem Pfreimdstausee gezogen – es gibt den Ermittlern Rätsel auf. Ein Audi-Experte stellte einige Ungereimtheiten fest. Derweil versuchen Ermittler herauszufinden, ob es einen Zusammenhang zu ungeklärten Mordfällen gibt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Im Innenhof der Polizeiinspektion Vohenstrauß ist derzeit einiges los. Seitdem die Polizei öffentlich nach Hinweisen auf ein altes Autowrack sucht, wird der Audi 100 Coupé S regelmäßig begutachtet. Der Wagen ist im Juli im Pfreimdstausee bei Tännesberg im Landkreis Neustadt an der Waldnaab gefunden worden. Doch wer hat das Auto versenkt - und warum?

Experte: Audi wurde repariert

Vor wenigen Tagen hat sich ein Audi-Experte den ehemals coronagelben Wagen angesehen. Am Ende konnte er den Ermittlern neue Details zum Fahrzeug nennen. Wie Tobias Wirth, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Vohenstrauß, dem BR mitteilte, ist das Fahrzeug nach jetzigem Stand repariert worden.

Das konnte der Experte aufgrund von unterschiedlichen Fahrzeugteilen feststellen. So ist beispielsweise die Windschutzscheibe ausgetauscht worden. Den Beweis dafür liefert eine Aufschrift auf der Scheibe, diese entspricht nicht dem Original. Auch die Motorhaube gehört möglicherweise nicht zum ursprünglichen Fahrzeug, da an bestimmten Stellen Schrauben fehlen.

Eine Veränderung gab es auch am Ersatzreifen. Die Felge, so Wirth, sei zwar original, doch die verwendete Reifengröße passt nicht zum Fahrzeug. Es besteht außerdem der Verdacht, dass der Wagen an bestimmten Stellen lackiert wurde. Grund dafür ist ein Teil des Audi-Emblems, das am Heck des Fahrzeugs zu finden ist. Nach Meinung des Experten ist ein Buchstabe falsch herum angebracht worden.

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So sah der Audi aus, bevor er im Stausee landete

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Blick ins Innere des Oldtimers.

Tacho ausgebaut - Versicherungsbetrug?

Die Jahrzehnte im Wasser haben Spuren hinterlassen, nicht nur außerhalb, sondern auch im Inneren des Fahrzeugs. Nach aktuellem Stand ist der Tacho des Audis, samt Instrumenten, vor dem Versenken im Stausee absichtlich ausgebaut worden. Tobias Wirth glaubt nicht, dass der Audi 100 nur zur reinen Schrottentsorgung im Stausee versenkt wurde. "Ich glaube, das Fahrzeug hat eine dunkle Geschichte", so der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Vohenstrauß.

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Hier wurde das Autowrack gefunden.

Hinweis zu Monika Frischholz?

Spekuliert wird über einen Zusammenhang zum Fall Monika Frischholz. Die damals 12-Jährige aus Flossenbürg soll am 25. Mai 1976 in einen zitronengelben Opel Kadett in Coupé-Form gestiegen sein, der das Kennzeichen LÜ getragen haben soll – damals war das Lüdenscheid. Das hat kurz nach dem Verschwinden eine Zeugin bei der Polizei ausgesagt. Von dem Mädchen fehlt seitdem jede Spur. 2019 bekamen Ermittler neue Hinweise zu dem Fall. An verschiedenen Orten in Flossenbürg wurde daraufhin nach Monikas Leiche gegraben – vergebens. Damals will die Ermittlungsgruppe "Froschau" herausgefunden haben, dass Monika in kein Auto eingestiegen ist. Die Zeugin soll das Mädchen verwechselt haben, die Monika sehr ähnlich gesehen hat.

Tobias Wirth will eine Verbindung mit Monika Frischholz nicht ausschließen, denn beide Fahrzeuge waren gelb und ein Audi 100 Coupé und ein Opel Kadett C könnten leicht verwechselt werden. Darüber hinaus gab es einen Hinweis aus der Bevölkerung, dem die Polizei nun nachgeht. Laut Wirth sind jetzt auch die damaligen Cold-Case-Ermittler im Fall Monika Frischholz eingebunden worden.

Spur zum Mordfall Christa Mirthes?

1978 wurde mitten in Schwandorf die Leiche der 15-jährigen Christa Mirthes in einem Brunnenschacht gefunden. Sie wurde auf brutalste Art und Weise umgebracht. Der Mordfall ist bis heute ungelöst. Die Polizei in Vohenstrauß hat in Verbindung mit dem gelben Audi einen Hinweis aus Norddeutschland erhalten. "Hier soll ein Handelsvertreter in Süddeutschland unterwegs gewesen sein, der möglicherweise in diesem Zeitraum, mit dieser Tat in Verbindung gesehen wird", so Tobias Wirth. Die Ermittler überprüfen derzeit den Hinweis. Auch eine Information, die nach Nürnberg führt, wird bearbeitet.

Was passiert mit dem Audi?

Noch steht der Wagen im Innenhof der Polizeiinspektion Vohenstrauß. In den kommenden Wochen soll unter Aufsicht von Ermittlern das Dach abmontiert werden. Erst dann kann der Innenraum genau untersucht werden. Die Polizei bekräftigt aber, dass sich keine Leiche im Wrack befindet. Die Ermittler bitten um Hinweise aus der Bevölkerung. Wer etwas über den Audi 100 Coupé sagen kann, soll sich mit der Polizei in Vohenstrauß in Verbindung setzten.