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Tipps vom Energieberater: Für wen eine Wärmepumpe passt

Die Diskussion um den Heizungstausch sorgt seit Wochen für Verunsicherung. Dabei können Wärmepumpen für mehr Haushalte finanziell interessant sein. Ein Energieberater besucht ein Dorf in Oberbayern.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Ein Dorf wie viele andere in Bayern: In Oberpframmern, im Osten von München, wohnen viele Menschen in Ein- und Zweifamilienhäusern. Etliche Gebäude stammen aus den 1960er- bis 1990er-Jahren. Fast alle haben eine Öl- oder Gasheizung. Auch wenn es mit dem geplanten Gebäudeenergiegesetz keine Pflicht gibt, die Heiztechnik demnächst austauschen zu müssen: Bärbel Zankl möchte, dass ihre Nachbarn darüber Bescheid wissen, welche Alternative es für sie gibt. Ohne fossile Energie.

Fakten statt Desinformation

Fakten statt Desinformation ist das Ziel im Arbeitskreis Energie, in dem sich Zankl engagiert. Sie plant eine Informationsveranstaltung im Ort für alle Oberpframmener: "Passt die Wärmepumpe auch für mich?" Bärbel Zankl sagt: "Ich hoffe, dass viele kommen und sich das einfach mal anhören."

Sie hat Energieberater Martin Knaus als Referenten eingeladen. Der wird in letzter Zeit immer wieder mit Vorurteilen konfrontiert. "Es werden Ängste geschürt, und oft heißt es, Wärmepumpe geht bei mir nicht. Ich habe ja keine Fußbodenheizung. Das ist halt irgendwie noch so ein Fakt, der sich festgebrannt hat, der aber eigentlich überholt ist", so Knaus. Der Gebäudeenergieberater arbeitet für die Energieagentur München-Ebersberg und ist zusammen mit seinen neun Kollegen für etwa eine halbe Million Menschen zuständig.

Was ist gut für den Geldbeutel und fürs Klima?

"Unsere Aufgabe als Energieagentur ist, dass wir die Dinge so darstellen, wie sie auch in Wirklichkeit sind. Und aufzeigen, was ökonomisch, aber auch im Hinblick auf den Klimaschutz sinnvoll ist", sagt Martin Knaus. Bemerkenswert sei, dass andere Länder schon viel mehr Wärmepumpen im Einsatz haben, darunter Schweden und Norwegen. Dort sei es tendenziell auch kälter im Winter als bei uns, so Energieberater Knaus.

Vorurteile ausräumen: Wärmepumpe ohne Fußbodenheizung möglich

Vor etwa 100 Oberpframmener hält er seinen Vortrag und räumt mit Mythen auf. Eine Wärmepumpe kann auch verbaut werden, wenn man keine Fußbodenheizung hat. Wann das geht, hängt von der Vorlauftemperatur ab. Also mit welcher Temperatur das Wasser in die Heizkörper strömt. Liegt die unter 50 Grad, ist eine Wärmepumpe möglich.

Dass sie bei Minustemperaturen mehr Strom braucht, ist nicht entscheidend, sagt Energieberater Martin Knaus. Es sei wichtig, das gesamte Jahr zu betrachten. "Das will ich gar nicht verschweigen, dass die Wärmepumpe bei Minus 15 Grad mehr Strom verbraucht. Aber das betrifft nur wenige Tage im Jahr. Die Heizung läuft bei uns auch bei Plusgraden und da ist eine Wärmepumpe extrem effizient." Wie effizient sie ist, hängt auch davon ab, wie gut das Gebäude vor Wärmeverlusten geschützt ist.

Wärmedämmung sinnvoll, aber nicht sofort notwendig

Dennoch bedeutet das nicht, dass beim Einbau einer Wärmepumpe gleich das ganze Haus umgebaut und saniert werden müsse, selbst wenn es schon älteren Baujahrs ist. Auch ohne Dämmung und ohne weitere Umbau-Maßnahmen kann es jetzt schon günstiger sein, mit Wärmepumpe anstelle von Gas zu heizen. Das zeigen Daten aus einer Feldstudie des Fraunhofer-Instituts, das Bestandsgebäude mit Wärmepumpen genau unter die Lupe nahm.

Ein erster zusätzlicher Schritt, der mit weniger Aufwand möglich ist: Alte Heizkörper gegen neue austauschen. Beträgt der Heizölbedarf weniger als 1.500 Liter Öl im Jahr, so ist eine Wärmepumpe ohne weitere Maßnahmen gut möglich. Ist der Heizölbedarf höher, leidet die Effizienz der Wärmepumpe. Hier wäre es laut Energieberater Knaus sinnvoll, weitere Maßnahmen einzuplanen. Unter Umständen lassen sich die auch selbst ausführen, wie zum Beispiel eine Kellerdecke zu dämmen. Hausbesitzerin Edeltraut Steiner hört beim Vortrag aufmerksam zu. Ihr Haus ist 30 Jahre alt und wird mit Erdgas beheizt.

Erfahrungen von Wärmepumpen-Besitzern einholen

Ihre Gastherme ist zwar noch relativ neu, aber: "Wir möchten was fürs Klima tun, und da stört uns die Gasheizung schon", findet die Oberpframmenerin. Auch sie war verunsichert, ob die Wärmepumpe für ihr Haus überhaupt in Frage kommt. Die Infos von Energieberater Knaus ermutigen sie, sich weiter zu erkundigen. Auch bei einem Nachbarn, der bereits eine Wärmepumpe im Keller hat.

Alois Friedberger hat vor elf Jahren neu gebaut. Sein Haus hat zwar einen anderen Dämm-Standard, aber Edeltraut Steiner hat noch andere Fragen, zum Beispiel: "Wie laut ist denn so eine Wärmepumpe?" Das Kompaktgerät im Keller verursacht ein leises Brummen, sagt Friedberger. "Im Gästezimmer, neben dem Technikraum im Keller, ist das zu hören, aber oben bei uns im Wohnbereich nicht." Für Friedberger ist seine Entscheidung für eine Wärmepumpe nichts, worauf er stolz ist, sondern eine Selbstverständlichkeit. Es mache ihn aber traurig, "wie eine so wichtige Sache, die lange verschlafen worden ist, jetzt schlecht geredet wird".

Wärmepumpe für ein Haus mit 30 Jahren

Edeltraut Steiner und ihre Familie sind bei der Frage, wie sie künftig klimaschonend heizen können, einen entscheidenden Schritt weitergekommen. Sie wollen nicht mehr lange warten und ihre sieben Jahre alte Gastherme durch eine Wärmepumpe ersetzen. "Wir tauschen jetzt noch Dachfenster aus und haben dann alle Voraussetzungen für eine Wärmepumpe. Obwohl wir kein neues Haus haben." Sie freut sich außerdem, dass sie mit erheblichen staatlichen Zuschüssen rechnen kann.

Bärbel Zankl vom Arbeitskreis Energie in Oberpframmern hofft, dass die Veranstaltung viele Menschen im Ort ermutigt, sich mit der zukünftigen Heizung schon mal zu beschäftigen. Ihr Fazit: "Wärmepumpe geht zwar nicht in jedem Bestandsgebäude, aber in viel mehr Fällen, als man meinen würde." Es lohne sich, sich damit auseinanderzusetzen und sich beraten zu lassen.

Sie hofft außerdem, dass der Vortrag den einen oder anderen Nachbarn davor bewahrt, eine falsche Entscheidung zu treffen. Wer sich jetzt noch schnell eine Ölheizung einbauen lässt, könnte das in wenigen Jahren bereuen. Denn fossile Energien werden sehr wahrscheinlich bald deutlich teurer werden.

Nicht nur Anschaffungskosten, sondern auch Betriebskosten betrachten

Das sieht auch Heizungsbau-Unternehmer Wolfgang Wochermaier aus Ebersberg so. Die Erneuerung einer Öl- oder Gasheizung hält er in den wenigsten Fällen für sinnvoll. Auch wenn eine Wärmepumpe derzeit trotz Förderung etwa doppelt so viel koste wie eine neue Gastherme.

Aus seiner Sicht würden die Anschaffungskosten bei Heizungen allerdings völlig überschätzt und die Betriebskosten völlig unterschätzt. "Wenn Sie davon ausgehen, dass sich der Liter Heizöl alle zehn Jahre im Preis verdoppelt, dann kommen bei 3.000 Litern Jahresverbrauch über die Lebensdauer von 20 Jahren etwa 120.000 Euro Heizkosten auf Sie zu". Für eine Wärmepumpe oder Pellets mit Solaranlage seien die Energiekosten nicht nur um ein Viertel bis ein Drittel günstiger, sondern auch krisensicherer. "Weil Strom und Holz nicht aus Russland oder den Emiraten kommt", so Heizungsbauer Wolfgang Wochermaier.

Im Video: Der Kreisprozess einer Wärmepumpe

Der Kreisprozess einer Wärmepumpe
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Der Kreisprozess einer Wärmepumpe

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