Virologe Stöhr: "Maßnahmen der Realität anpassen"
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"Wir nähern uns so langsam in den Köpfen der Realität", sagt der Virologe Klaus Stöhr

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Virologe Stöhr: "Maßnahmen der Realität anpassen"

Virologe Stöhr: "Maßnahmen der Realität anpassen"

Der Virologe Klaus Stöhr befürwortet angesichts der Omikron-Variante mit milderen Infektionsverläufen Lockerungen der Corona-Maßnahmen. Jetzt müsse man nach vorne schauen und sehen, was die richtige Maßnahme sei, sagte Stöhr dem Bayerischen Rundfunk.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Der Virologe und ehemalige WHO-Leiter des globalen Influenzaprogramms, Klaus Stöhr, vertritt die Meinung, dass die geltenden Corona-Maßnahmen an eine durch Omikron veränderte Lage angepasst werden müssten. Entsprechend äußerte sich Stöhr in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk.

"Corona wird so wie andere Atemwegserkrankungen"

"Wir haben ein Virus, das weit weniger schwere Erkrankungen hervorruft, das eine kürzere Inkubationszeit hat", so Stöhr. "Das Verständnis dafür, dass Corona so wird wie andere Atemwegserkrankungen, das muss noch in die Köpfe hinein. In einigen anderen Ländern ist das schon viel mehr passiert als in Deutschland."

"Wir nähern uns so langsam in den Köpfen der Realität", sagte Stöhr. "Es ist ja nicht so, dass die Pandemie zu Ende geht, wenn die Fälle, die wir sehen, die durch Corona verursacht sind, denen gleichen, die wir von Atemwegserkrankungen kennen, dazu gehört noch mehr. Dazu gehört auch, dass man in den Köpfen das Risiko, die Risikobeobachtung wieder anpasst."

In einem Interview mit dem RBB hatte Stöhr vor wenigen Tagen jedoch vor zu weitgehenden Lockerungen gewarnt: "Also, jetzt alles zu öffnen, hört sich für mich ein bisschen so an wie vom rechten Straßengraben in den linken Straßengraben reinzufahren. Irgendwo ist die Fahrbahn ja in der Mitte."

"Omikron nicht verharmlosen, aber Maßnahmen anpassen"

Die Verharmlosung von Omikron sei "falsch, das sehe ich ganz genauso. Allerdings heißt das ja nicht, dass man sich nicht an die Realität heranpirscht, Normalität schon sieht, dass man sieht, dass der Übergang von der Pandemie zur Endemie schrittweise geht und dass man die Maßnahmen schrittweise anpasst", so Stöhr gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Das heiße nicht, dass man alles öffne und sich zurücklehne und die Durchseuchung beobachte, so Stöhr. "Das heißt, dass man die Maßnahmen der Realität anpasst." Und die Realität habe sich geändert.

Nun müsse man nach vorne schauen und sehen, was denn die richtige Maßnahme sei. "Kontaktnachverfolgung reduzieren, Quarantäne reduzieren, Teststrategie anpassen. Es fehlt aber auch einiges: Vor allem für mich in den Schulen, warum testet man noch ansatzlos weiterhin drei Mal die Kinder in der Schule. Was ist der medizinische und gesundheitliche Hintergrund hier?" Er kritisierte zudem, dass die 2G-plus-Regel weiterhin bestehen bleibe. "Das ist ja gewissermaßen ein Schlag ins Gesicht für diejenigen, die sich haben impfen lassen", so der Virologe.

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