Vergiftetes Mädchen im Krankenhaus
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Vergiftungswelle an iranischen Mädchenschulen: Demo in München

Nach den wiederholten Giftgas-Angriffen auf Schulmädchen im Iran hat das deutsch-iranische Kollektiv "Women Life Freedom Munich" am Samstag zu einer Demonstration in München aufgerufen.

Über dieses Thema berichtet: Rundschau Magazin am .

Mit einer Performance vor dem Sendlinger Tor in München wollten die Veranstalter am Samstag auf die Situation im Iran aufmerksam machen und die Freiheitsbewegung in dem Land unterstützen.

Performance soll Giftgasanschlag simulieren

Neun Menschen mit Giftmasken standen auf einem roten Tuch. Abwechselnd legten sich einzelne Darstellende auf den Boden, um die Folgen eines Giftgas-Anschlags zu simulieren. "Junge Mädchen sind der Motor der Freiheitsbewegung im Iran. Das sind die, die sich mutig und aktiv den bewaffneten Killer-Einheiten des Regimes entgegengestellt haben", sagt Rabee Mokhtari Nejad vom Kollektiv "Women Life Freedom Munich". Sie vermutet, dass hinter den Giftgas-Anschlägen die iranische Regierung steckt: "Es sieht so aus, dass diese jungen Mädchen eingeschüchtert und terrorisiert werden sollen, um weitere Proteste zu unterbinden."

  • Hunderte neue Vergiftungsfälle an Mädchenschulen im Iran

Rund um die Performance haben sich rund 50 Demonstranten versammelt, teils mit iranischen Flaggen und Plakaten. Unter ihnen auch Jasmin, eine Studentin mit iranischen Wurzeln. "Ich möchte eine Stimme der Schülerinnen und Studentinnen im Iran sein. Sie werden dort vergiftet, wenn sie Mittagspause machen." Sie könne hier jederzeit unbehelligt Mittagspause machen, so die junge Frau.

Viele machen das Regime für die Vergiftungen verantwortlich

Im Iran sorgt derzeit eine Serie von Vergiftungen an Mädchenschulen für Sorge und Wut. In den vergangenen Tagen und Wochen mussten bereits mehr als 1.200 Schülerinnen wegen Vergiftungen behandelt werden. Betroffen waren fünf Provinzen in verschiedenen Teilen des Iran. Viele Iranerinnen und Iraner machen das Regime für die Übergriffe verantwortlich. In der vergangenen Woche hatte der stellvertretende iranische Gesundheitsminister nach langem Schweigen erklärt, "einige Leute" wollten, dass "alle Schulen, insbesondere die Mädchenschulen, geschlossen werden". Diese Erklärung für die Giftangriffe wurde von anderen iranischen Verantwortlichen nicht übernommen.

Wieder Giftanschläge an 34 Schulen - Eltern protestieren in zahlreichen Städten

Allein am heutigen Samstag gab es wieder Giftanschläge an mindestens 34 Schulen in mindestens 10 der 31 iranischen Provinzen. Unter anderem zahlreiche besorgte Eltern demonstrierten in Teheran und in anderen Städten. Auf Videos in Internet-Foren war zu sehen, wie Eltern ihre Kinder vor Schulgebäuden abholten und einige Mädchen mit Krankenwagen oder Bussen in Krankenhäuser gebracht wurden. Eine Kundgebung von Eltern vor dem Gebäude des Bildungsministeriums im Westen der Hauptstadt entwickelte sich zu einer regierungsfeindlichen Demonstration.

Baerbock fordert Aufklärung - Teheran spricht von "Einmischung"

Am Freitag hatte Präsident Ebrahim Raisi schließlich das Innen- und das Geheimdienstministerium angewiesen, den Vergiftungsfällen nachzugehen. Er bezeichnete diese als "Verschwörung des Feindes, um Angst und Verzweiflung in der Bevölkerung zu schüren". Die iranischen Behörden kritisierten die Forderung von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) vom Freitag, "alle Fälle" in der "schockierenden" Angelegenheit müssten aufgeklärt werden. Dies sei eine Einmischung in die Angelegenheiten des Iran, hieß es in Teheran.

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