Ungewöhnlicher Fund: Luchsbaby vor sicherem Tod gerettet
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Ungewöhnlicher Fund: Luchsbaby vor sicherem Tod gerettet

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Ungewöhnlicher Fund: Luchsbaby vor sicherem Tod gerettet

In der Nähe des Naturparks Steinwald in der Oberpfalz wurde ein Luchsbaby gefunden, das sich verletzt und dehydriert in einer Scheune verkrochen hatte. Jetzt wird das Tier in einer Praxis versorgt. Schon bald geht es für "Luchsi" nach Niedersachsen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Zu einem sehr ungewöhnlichen Patienten ist ein Tierarzt aus Moosbach aus dem Landkreis Neustadt an der Waldnaab gekommen. Seit Montagvormittag wird ein Luchsbaby in der Tierarztpraxis versorgt.

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Kleiner Luchs war verwahrlost und dehydriert in einer Scheune

Über Umwege sei das Tier zu ihnen gelangt, erklärt Tierarzt Hubert Reindl. Jemand habe den kleinen Luchs am Sonntagnachmittag gegen 17 Uhr in einer Scheune gefunden, völlig verwahrlost, fast verhungert und dehydriert. Der Finder brachte das Tier dann zu einem Tierpark in Mehlmeisel, in der Nähe des Naturparks Steinwald. Der Betreiber des Tierparks, ein Freund von Reindl, brachte den Luchs dann am Montagmorgen in die Tierarztpraxis nach Moosbach. Reindl ist Fachtierarzt für Kleintiere und zertifizierter Tierarzt für Notfallmedizin, auch "Tier-Notarzt" genannt.

Reindl staunte, als er den ungewöhnlichen Patienten in Empfang nahm. "In meinem ganzen Leben habe ich noch nie einen Luchs in freier Wildbahn gesehen, das ist ganz selten. Eine absolute Rarität und ein absolutes Highlight für mich als Tierarzt", sagt Reindl.

Acht Wochen alter "Luchsi" hatte Bissverletzung

Kurzerhand haben sie das Tier in der Praxis "Luchsi" getauft, versorgen und päppeln es auf. Das Tier ist laut Reindl etwa acht Wochen alt, ist halb so groß wie eine Katze und wiegt eineinhalb Kilo. Luchsi habe Infusionen und Futter bekommen, außerdem wurden seine Wunden versorgt. An der Schulter hatte das Tier eine eitrige Bissverletzung, die schon mindestens eine Woche alt gewesen sein dürfte.

Insgesamt war der Zustand des Luchs-Jungtieres laut Reindl schlecht, das Tier war völlig verwahrlost und unterkühlt. Außerdem hatte er wohl nicht einmal Wasser zum Trinken gefunden und habe viel Flüssigkeit verloren. "Ich hätte ihm vielleicht noch einen Tag gegeben, bis er gestorben wäre", so Reindl.

"Luchsi" wird noch ein bis zwei Wochen in der Praxis versorgt werden. Der Zustand des Tieres müsse engmaschig kontrolliert und die Wunden weiter versorgt werden, sagt Reindl.

Luchs kommt in eine Aufzuchtstation nach Niedersachsen

Was schon sicher ist: Sobald sich das Tier wieder etwas erholt hat, kommt es in eine Auffang- und Aufzuchtstation in Niedersachsen. Dort wird dann dafür gesorgt werden, dass er das natürliche Verhalten eines Wildtieres lernt und wie er in der freien Wildbahn zurechtkommt. Zum Beispiel wird ihm beigebracht werden, wie er Beute fangen kann. In der Auffangstation wird er etwa ein Jahr bleiben, bis er dann in die freie Wildbahn entlassen wird.

Mutter von "Luchsi" ist wohl ums Leben gekommen

Die Frage bleibt: Warum war das Jungtier alleine und verletzt? Reindls Mutmaßung: Die Mutter könnte ums Leben gekommen sein. Denn normalerweise hätten Jungtiere niemals Bissverletzungen, da die Mutter sie schütze. Außerdem müsse das kleine Tier laut Reindl wohl etwa drei bis vier Kilometer gewandert sein, bis es dann Unterschlupf in der Scheune fand.

Luchs-Jungtiere bleiben sieben bis acht Wochen im Bau, bis sie dann mit der Mutter erstmals auf Streifzüge gehen, erklärt Reindl. Es sei gar nicht ungewöhnlich, dass Tiere die Nähe zum Menschen suchten. Sie tun das, um in der Nähe von menschlichen Siedlungen Nahrung zu finden.

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