Eine Schafherde auf einer von einem Elektrozaun umzäunten Wiese.
Bildrechte: picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod

Trotz Elektroschutzzaun hat es ein Tier geschafft, im Nördlinger Ries insgesamt 27 Schafe zu reißen.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Tote Schafe: War es ein "Problem-Wolf" oder doch ein Hund?

Drei Angriffe auf eine Schafsherde innerhalb von nur zwei Wochen: Im Nördlinger Ries hat ein Viehhändler gleich 27 Tiere verloren. Nun ist klar: Für einen Riss ist wohl kein Wolf, sondern ein Hund verantwortlich. Das kommt in Bayern häufiger vor.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Erst zehn Schafe, dann zwei und beim dritten Angriff sind gleich 15 Schafe gestorben: Die große Zahl der getöteten Tieren erklärt sich wohl durch den Elektrozaun, mit dem die Weide eigentlich geschützt werden sollte. Das Raubtier muss es geschafft haben, darüber zu springen. Für die Schafe bedeutete das aber: Sie konnten vor dem Angreifer nicht fliehen.

Alle drei Risse sind im April innerhalb von nur zwei Wochen auf derselben Fläche passiert, wie das Landesamt für Umwelt (LfU) mitteilt. Jedes Mal war derselbe Viehhändler aus Belzheim im Nördlinger Ries betroffen, bestätigt das Landratsamt Donau-Ries.

Verletzungen an Kadavern deuten auf einen Hund hin

An dieser Stelle ist von einem Raubtier und nicht einem mutmaßlichen Wolf die Rede. Denn anders als man vermuten könnte – nachdem es im bayerischen Wahlkampf bei Nutztierrissen vor allem um den Wolf geht – ist zumindest für den ersten Riss mit zehn Toten Schafen wahrscheinlich kein Wolf verantwortlich. Die Spuren deuten auf einen Hund hin. Das ist das Ergebnis der offiziellen Untersuchung des Landesamtes für Umwelt. Vor Ort konnten keine DNA-Proben genommen werden, aber die Verletzungen an den Kadavern deuteten auf einen "ungeübten Hetzjäger" hin. Ein Wolf sei anhand des Rissbildes unwahrscheinlich, heißt es beim LfU.

Beim zweiten und dritten Riss konnten genetische Proben genommen werden. Die Untersuchung läuft noch. Sollte am Ende über die DNA-Analyse doch noch ein Wolf nachgewiesen werden, könnte der als "Problem-Wolf" zum Abschuss freigegeben werden. Denn auch schon vor der neuen Wolfsverordnung war es in Bayern möglich, Wölfe, die mehrfach Herdenschutzmaßnahmen überwinden, abschießen zu lassen.

Etwa gleich viele Risse durch Wölfe und Hunde

Ein Hund, der Nutztiere reißt, das klingt ungewöhnlich, kommt laut der Statistik des Landesamtes für Umwelt aber fast genauso häufig vor, wie ein Riss durch einen Wolf. Die aktuellsten Zahlen sind die aus dem Monitoring-Bericht 2021/2022. Das Monitoring-Jahr beim Wolf geht vom 1. Mai bis zum 30. April. In diesen zwölf Monaten hat das LfU 99 Ereignisse dokumentiert. Dazu zählen Risse und Fälle, in denen bereits tote Nutztiere von anderen Tieren angefressen wurden. In 38 der 99 Fälle konnten genetische Proben genommen werden.

Das Ergebnis: Bei Dutzenden Rissen lässt sich nicht mehr sagen, welches Raubtier verantwortlich ist. Sicher sind sich die Experten aber, dass es neun Mal ein Wolf und acht Mal ein Hund war – vor allem durch genetische Nachweise. Tödliche Angriffe von Wolf und Hund halten sich also – zumindest in der aktuellsten Statistik – in etwa die Waage. Außerdem konnte noch ein Mal ein Goldschakal und vier Mal ein Fuchs nachgewiesen werden. Hunde tauchen außerdem in fünf Fällen auf, in denen schon tote Nutztiere angefressen wurden. Dabei handelt es sich laut LfU zum Beispiel um Totgeburten auf einer Weide.

Der betroffene Viehhändler im Nördlinger Ries zeigte sich gegenüber BR24 ziemlich verärgert. Denn der Freistaat zahlt finanzielle Entschädigungen bei Nutztierrissen nur, wenn ein Wolf, Luchs oder Bär dahintersteckt. Bei einem Riss durch einen Hund gehen die Viehbesitzer leer aus.

Nicht überall Geld für Schutzmaßnahmen

Bessere Zäune gegen Wölfe würden auch vor Hunde-Angriffen schützen. Doch eine finanzielle Unterstützung für Schutzzäune zahlt der Freistaat nur in den sieben festgelegten Wolfsgebieten, wo sich die Tiere dauerhaft aufhalten oder aber in direkter Nachbarschaft von Nutztierrissen.

Dabei finden Risse von Nutztieren nicht unbedingt dort statt, wo es schon viele Wölfe gibt, sondern da, wo sie noch nicht so verbreitet sind. Denn dort seien die Tierhalter noch nicht auf die Anwesenheit des Wolfes mit entsprechenden Schutzmaßnahmen vorbereitet. So steht es in einer Veröffentlichung der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!