Störche durchstöbern Kompost
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Tödliche Verwechslung: Gummibänder sind eine Gefahr für Störche

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Tödliche Verwechslung: Gummibänder sind Gefahr für Störche

Störche halten die elastischen Gummibänder, die etwa Radieschen oder Petersilie bündeln, für Regenwürmer. Das hat fatale Folgen, warnt der Landesbund für Vogelschutz in Hilpoltstein. Die Tiere verhungern trotz vollen Magens.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Die Tiere sind nicht in der Lage, den Irrtum zwischen Gummiband und Regenwurm am Geschmack zu erkennen, schildert die Weißstorchexpertin des Landesbund für Vogelschutz in Bayern, Oda Wieding, im BR-Interview. Die Konsistenz der Gummibänder fühle sich im Schnabel der Störche an wie ein Muskelschlauch des Regenwurmes, wenn sie an Jungvögel verfüttert werden.

Vögel verhungern

Einzelne Gummis könnten die Störche schon ab dem ersten Tag, wie die Altvögel, wieder ausgewürgen, so die Vogelexpertin. Dafür benötige es aber das Gewölle, also einen Mix aus Mausfell und anderen unverdaulichen Nahrungsbestandteilen. Würden zu viele Gummis gefüttert, könne der Jungstorch die nicht mehr loswerden. „Die verschluckten Gummibänder verklumpen und blockieren die Verdauung, sodass die Vögel verhungern“, so Wieding.

Mehrere hundert Gramm Gummiringe im Magen

Die Weißstorchbeauftragte zeigt Fotos aus einer Tierarztpraxis im Landkreis Coburg. Im vergangenen Jahr hat ein ehrenamtlicher Horstbetreuer einen jungen Storch entdeckt. Er wirkte schwach, wurde nicht flügge und starb. Daraufhin wurde der Vogel seziert. In Schlund und Magen fanden sich mehrere hundert Gramm der Gummiringe.

Hohe Dunkelziffer

Bei Erding, im Donauries und zuletzt im Landkreis Coburg sind verendete Jungstörche aufgefallen. Noch seien das Einzelfälle, so die Expertin des LBV, sie schätze die Dunkelziffer aber als sehr hoch ein. Denn die ehrenamtlichen Kräfte vor Ort könnten nur in einem begrenzten Maß den Storchennachwuchs beobachten. Aktuell gibt es rund 1200 Jungstörche in Bayern, mehr als die Hälfe davon leben in Franken.

Futterstelle Kompostanlage

Radieschen, Frühlingszwiebeln und Schnittblumen: Gummibänder halten vieles zusammen, so Wieding. Würden sie aber gemeinsam mit dem Bio-Abfall entsorgt, landeten die Haushaltsgummis im Kompost. Auch die nicht verkaufte Frischware von Supermärkten werde mitsamt den Gummibändern entsorgt, erklärt die LBV-Expertin. Dieser Biomüll wird zu Kompostieranlagen gefahren. Dort könnten die kleinen Kunststoffteile gar nicht herausgefiltert werden, so Oda Wieding. Auf den Erdhügeln der Kompostieranlage in Schwabach hat die Expertin schon Weißstörche gesichtet. Die Vögel stuften so eine Anlage als zuverlässige Nahrungsquelle ein, und fliegen diese deshalb immer wieder an.

Einfache Problemlösung

Die Weißstorchbeauftragte des Landesbund für Vogelschutz, Oda Wieding, bittet die Bevölkerung um Mithilfe: „Nach dem Einkauf von Kräutern, Gemüse oder Blumen die Gummibänder sofort entfernen und in den Restmüll werfen. So hilft die Mülltrennung nicht nur der Umwelt, sondern auch den Störchen.“

Gummibänder um Gemüse herum.
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Gefahr für Störche

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