Jeder Verstorbene wird ärztlich untersucht. Liegt ein natürlicher Tod zu Grunde? Oder ein Verbrechen? Oder ist die Todesart ungeklärt? Wenn von ärztlicher Seite eine unklare Todesursache festgestellt wird, dann werden die Todesermittler herangezogen. 13 Kräfte arbeiten im Münchner Kommissariat für Todesermittlungen zusammen, Leiterin ist Marion Inhuber.
Im vergangenen Jahr haben sie sich 2.850 Fälle näher angesehen, das bedeutet auch: Viel unterwegs zu sein - nicht zu Tatorten, sondern zu "Ablebensörtlichkeiten". Die Ermittler untersuchen den Körper von allen Seiten, tasten ihn ab und messen die Temperatur.
Arztbriefe und vorhandene Medikamente werden studiert, um mögliche Vorerkrankungen festzustellen - Todesermittler sind deshalb auch medizinisch bewandert. Sie befragen außerdem Angehörige, wohl wissend, dass sie oft verzweifelten Menschen Fragen stellen müssen.
Belastung und Unterstützung für die Angehörigen
Die Trauer und den Schmerz der Angehörigen müsse man aushalten können, sagt Inhuber. Gleichzeitig leistet die Polizei aber eine oft willkommene Unterstützung: "Für die Angehörigen ist es eine absolute Ausnahmesituation und die wenigsten wissen, was als nächstes zu tun ist. Wie das mit der Bestattung abläuft, auch das Thema Nachlass. Diesbezüglich haben Angehörige auch viele Fragen an uns."
Bei Todesermittlungen drängt die Zeit stärker als bei Ermittlungen nach Straftaten, da eine Bestattung nicht wochenlang hinausgezögert werden soll. In den meisten Fällen kommen die Todesermittler auch ohne eine Untersuchung in der Gerichtsmedizin zu eindeutigen Ergebnissen.
Falls dies nicht gelingt oder der leiseste Verdacht aufkommt, es könnte ein Verbrechen vorliegen, dann entscheidet die Staatsanwaltschaft auf Antrag der Polizei darüber, ob obduziert werden muss. Auch hier lautet das Ergebnis oft: Natürliche Ursache. In München werden pro Jahr etwa zehn Todesfälle von der Mordkommission bearbeitet.
"Kann das Leben besser genießen"
Wie belastend ist die Arbeit für die Todesermittler? Sie gehören einer Berufsgruppe an, die tagtäglich mit dem Tod anderer Menschen zu tun hat, oft begegnen sie Verzweiflung und Trauer.
Und dennoch oder vielleicht gerade deshalb sagt Inhuber von sich, dass sie ein glückliches Leben führt: "Ich denke, ich kann das Leben tatsächlich besser genießen als manch' andere." Schließlich wisse sie ja, wie schnell es vorbei sein könne. "Ich kann mich über kleine Dinge freuen", sagt Inhuber. "Ich kann auch, wenn ich mich aufrege, mal innehalten und mich fragen, ob es das wirklich wert ist." Sie genieße ihr Leben sehr und lebe es auch ganz bewusst.
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