Zwei Männer tanzen in einer Turnhalle miteinander
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Mitglieder des Tanzvereins "Super Secret Moves" tanzen West Coast Swing.

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"Super Secret Moves" – Paartanz ohne Geschlechterrollen

Der Nürnberger Tanzverein "Super Secret Moves" ist auf den Paartanz "West Coast Swing" spezialisiert. Ein Paartanz, allerdings ohne feste Geschlechterrollen. Männer oder Frauen können führen oder folgen und tanzen mit wem sie wollen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Konventionen werden in Tanzschulen bis heute meist großgeschrieben: Die Herren fordern die Damen auf und dann führen sie beim Tanzen. In so starren Geschlechterrollen wollten einige Studierende der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) nicht mehr tanzen und gründeten deshalb 2018 in Nürnberg ihren eigenen Tanzverein: Bei "Super Secret Moves" – darf jede/r mit jedem tanzen, feste Paarungen gibt es nicht und auch keine Geschlechterrollen.

"Leader" und "Follower" statt "Herr und Dame"

In der Turnhalle des Willstätter-Gymnasiums tanzen ein Dutzend Paare den "West Coast Swing". Es ist einen Paartanz, allerdings einer, bei dem nicht unbedingt ein Mann mit einer Frau tanzen muss. Hier können auch Männer mit Männern und Frauen mit Frauen tanzen. Denn die Rollenverteilung funktioniert anders:

"Im West Coast Swing gibt es wie in vielen anderen Tänzen auch die Rollen, dass einer führt und einer folgt, also einen Leader und einen Follower. Sie sind aber nicht wie im Standard-Latein-Tanz an das Geschlecht gebunden. Ich kann als Dame auch den Leader tanzen und ein Mann den Follower. Das macht den Tanz so divers und so schön." Clara Deiters, Tanz-Trainerin

Keine feste Rollenverteilung

Die Paarungen wechseln beim Tanzen alle paar Minuten durch. Jeder kann selbst entscheiden, ob er Leader oder Follower sein möchte. Im Idealfall lernen alle TänzerInnen beide Rollen. Bei den Fortgeschrittenen können diese dann auch mal mitten im Tanz wechseln. Trainer Tobias Heinlein hat wie viele hier in einer ganz normalen Tanzschule begonnen. Doch mit den starren Konventionen dort hat er sich nicht wohlgefühlt. Der 20-Jährige ist queer, wie ein paar andere hier, aber längst nicht alle.

Offen für alle Menschen

Der Verein ist offen für Menschen jeden Geschlechts, Alters, Aussehens oder sexueller Orientierung. Tobias Heinlein erklärt, man müsse aber nicht schwul sein, um mit einem anderen Mann zu tanzen oder lesbisch, um mit einer Frau zu tanzen. "Bei uns ist es ganz normal, dass man einfach miteinander tanzt und da ist es egal, ob man heterosexuell ist oder schwul oder bisexuell oder was auch immer – es geht ums Tanzen und ums Spaß haben." Und den haben offensichtlich alle in diesem Anfängerkurs. Auch Fortgeschrittenenkurse, Workshops und Tanzparties werden angeboten.

Verein wächst stetig

Natürlich ohne starre Kleidervorschriften, wie beispielsweise bei Abtanzbällen von Tanzschulen, bei denen die Frauen oft noch Röcke oder Kleider tragen müssen. Jeder darf so kommen, wie er oder sie sich wohlfühlt. Mehr als 100 Mitglieder hat der Tanzverein "Super Secret Moves" mittlerweile, der in diesem Jahr sein fünfjähriges Jubiläum feiert. Denn immer mehr Menschen wollen einfach Spaß am Tanzen haben, auch ohne feste PartnerIn und mit viel Raum zur freien Entfaltung.

Zwei Männer tanzen gemeinsam.
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Paartanz ohne Geschlechterrollen

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