Skeletfund in einem bis zu 4.600 Jahre alten Grab bei Bergrheinfeld
Bildrechte: BfAD Büro für Ausgrabungen & Dokumentationen Dieter Heyse

Skeletfund in einem bis zu 4.600 Jahre alten Grab bei Bergrheinfeld

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Suedlink-Baustelle: Archäologen finden Jahrtausende alte Gräber

Bis zu 4.600 Jahre alte Gräber sind bei Bergrheinfeld gefunden worden. Das Gelände wurde vor dem Bau einer Konverter-Station für die Stromtrasse Suedlink untersucht. Insgesamt handelt es sich um fünf Gräber aus der sogenannten Glockenbecherkultur.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Auf dem Gelände für eine neue Konverter-Station nahe Bergrheinfeld im Landkreis Schweinfurt haben Archäologen Gräber aus der sogenannten Glockenbecherkultur gefunden. Die Toten darin wurden vor bis zu 4.600 Jahren bestattet. Netzbetreiber Tennet hat nun die Reste von fünf Gräbern vorgestellt. Experten hatten vor dem Bau der Konverter-Station auf deren Areal Grabungen vorgenommen.

Erwachsene vor bis zu 4.600 Jahren beigesetzt

Wie ein Sprecher von Tennet auf BR-Anfrage sagte, wurden Skelettreste in fünf Gruben entlang einer Nord-Süd verlaufend ausgerichteten Reihe entdeckt. In jeder Grabgrube fanden sich Skelettreste einer erwachsenen Person. "Die Art der Beisetzung und ein Keramikgefäß als Grabbeigabe ermöglichen die Zuordnung des Gräberfeldes zur endneolithischen Glockenbecherkultur und damit zu einer Zeit, die 4.000 Jahre zurückliegt (ca. 2.600 – 2.200 v. Chr.)", heißt es von Tennet wörtlich.

Der Leiter des archäologischen Grabungsunternehmens Dieter Heyse beschreibt die bemerkenswerten Funde:

„Die Toten liegen quasi hockend, schlafend - wie im Bett. Man zog sie zusammen, zog die Beine und Hände an. Sie sind nach einer gewissen Himmelsrichtung bestattet: Die Männer in die eine Richtung, die Frauen in die andere." Dieter Heyse, Leiter des archäologischen Grabungsunternehmens

Die Gräber kommen laut Heyse als Gebeine in die anthropologische Staatssammlung und können dort auf DNA, Wanderungsbewegungen, Blutgruppe und Verwandtschaftsverhältnisse untersucht werden. Die restlichen Funde kommen seinen Angaben nach ins Landesamt ins Archiv. Entdeckt wurden auch einige Grabbeigaben, und zwar nicht nur die Epoche namengebenden Glockenbecher, erzählt Heyse.

In einem Fall war der Rest eines kleinen Steinbeiles dabei. Einer hat, wenn man das als Grabbeigabe bezeichnen kann, einen Hund dazu bekommen." Dieter Heyse, Leiter des archäologischen Grabungsunternehmens

Seine Grabungsfirma fand außerdem im Südosten des Areals einen nach Norden geöffneten Halbkreis aus mehreren Pfostengruben mit einem zentralen, mittig positionierten Pfosten. Hierbei handle es sich laut Tennet um einen ungewöhnlichen Fund, dessen genaue Deutung und Datierung offenbliebe. Artefakte, die zur Lösung dieses Rätsels beigetragen hätten, seien durch Erosion im Laufe der Jahrtausende abgetragen worden. Heyse und sein Team erstellen einen Abschlussbericht. Damit ist die Fläche in Bergrheinfeld archäologisch freigegeben und darf bebaut werden.

Bereits erkundetes Gräberfeld in nächster Nähe

Vor wenigen Jahren wurden bereits auf dem Gelände des bestehenden Umspannwerks wenige hundert Meter weiter endneolithische Gräber aus der Zeit der Schnurkeramik (etwa 3.000 – 2.200 v. Chr.) gefunden. Damals wurden 28 Skelettreste in 20 Gräbern freigelegt. Konkret waren es 13 Einzelgräber, vier Doppel- und zwei Dreifachbestattungen. Dieses Gräberfeld ist laut Tennet eines der größten bisher erfassten Gräberfelder aus der Zeit der Schnurkeramik in Bayern. Die Funde seien laut Tennet auch deshalb so besonders, da wegen der oft gute Skeletterhaltung, meist eine anthropologische Geschlechtsbestimmung und Alterseinstufung möglich gewesen sei.

Laut dem Netzbetreiber haben die Funde bzw. deren Bergung zu keiner Verzögerung beim geplanten Bau der Konverter-Station geführt. In der Konverter-Station soll über den geplanten Suedlink Gleichstrom vom Norden Deutschlands in Wechselstrom gewandelt und dann ins Stromnetz eingespeist werden.

Bildrechte: BR/Norbert Steiche
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Die Ausgrabungsfläche bei Bergrheinfeld

Dieser Artikel ist erstmals am 5.12.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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