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Spurensuche: 12,3 Milliarden D-Mark sind noch im Umlauf

Vor über 20 Jahren wurde die D-Mark als Zahlungsmittel vom Euro abgelöst. Noch immer liegen aber 12,3 Milliarden Mark in irgendwelchen Schubladen. Aufheben? Sammeln? Oder umtauschen? Eine Spurensuche in Augsburg.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Gabriele Günther aus Friedberg ist mit ihrem "Geldkoffer" unterwegs zur Deutschen Bundesbank in Augsburg. Darin befinden sich über hundert alte D-Mark-Münzen. Ihre Mutter ist bereits vor zehn Jahren gestorben. Bei der Haushaltsauflösung wurden damals viele Pfennig- und Mark-Stücke zusammengesammelt. Jetzt möchte Günther das Geld für ihre Enkelin einzahlen.

Bayern tauschten im vergangenen Jahr zehn Millionen Mark

Günther ist mit ihrem Köfferchen nicht allein. Bundesweit hat die Deutsche Bundesbank im vergangenen Jahr mehr als 53 Millionen D-Mark in Euro umgetauscht. Allein in Bayern wurden zehn Millionen Mark umgetauscht. Bei der Bundesbank in Augsburg waren es 733.000 DM. Immer wieder würden alte Scheine und Münzen gefunden, vor allem bei Haushaltsauflösungen, erzählt Stephan Boosz, der Leiter der Bundesbank in Augsburg: "Der Mensch entscheidet bewusst, wie viel Geld er nutzt, verwahrt und manchmal auch versteckt, zum Beispiel im Dachboden. Deswegen ist es verständlich, dass immer noch Leute zum Umtausch kommen."

12,3 Milliarden D-Mark noch im Umlauf

Mehr als 20 Jahre nach der Euro-Bargeldeinführung sind längst noch nicht alle D-Mark-Bestände umgetauscht. 12,3 Milliarden D-Mark sind laut der Deutschen Bundesbank noch im Umlauf. Genauer gesagt geht es um 5,7 Milliarden DM in Banknoten und 6,6 Milliarden DM in Münzen. Wo genau sich das alte Bargeld befindet, weiß niemand. Es könnte im Ausland versteckt, im Garten vergraben oder schlicht zerstört sein. Und manch einer behält sich ein paar Münzen und Scheine als Andenken.

Erinnerungen an die D-Mark

Die Deutschen hängen offenbar an ihrem früheren Geld. Auch der ein oder andere Passant in der Augsburger Innenstadt denkt gerne daran zurück. "Wir haben noch ein Album mit allen Pfennig- und Mark-Stücken zu Hause", erzählt eine Frau. Eine andere gibt zu, dass sie manchmal sogar immer noch umrechne.

Trennung von alten Währungen schon immer emotional

Anton Vetterle ist wohl so gut wie kein anderer mit der Geschichte des Geldes vertraut. Er ist Vorstand des Schwäbischen Münzclubs Augsburg. Seit 1966 sammelt er Münzen aus verschiedenen Bereichen und Epochen. Er ist sich sicher, dass eine Währungsumstellung für die Menschen schon immer eine emotionale Herausforderung war – egal ob Gulden, Taler, Reichsmark oder D-Mark. "Fakt ist aber, dass der Euro eine der stabilsten Währungen ist", sagt Vetterle.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Tauschen oder sammeln? Vetterle ist sich genau bewusst, welche Münzen einen Wert haben, betont jedoch, dass es wirklich nur wenige sind. Im Allgemeinen lässt sich feststellen: Je seltener und besser erhalten eine Münze ist, desto wertvoller wird sie, wie beispielsweise eine besondere Fünf-Mark-Münze aus Silber.

Zwischen 1951 und 1978 wurden Gedenkmünzen aus Silber hergestellt. "Diese ist mehr wert als der normale Umtauschwert. Beim Münzhandel würde man dafür vier bis fünf Euro bekommen", sagt Vetterle.

Geschreddert und vernichtet

Die Rentnerin Gabriele Günther gibt all ihre angesammelten Münzen in die Hände der Deutschen Bundesbank. Der Wechselkurs ist unverändert: Einen Euro bekommt man für 1,95583 D-Mark. "Die Scheine werden dann zu winzigen Teilen geschreddert. Die Münzen werden gesammelt und an die Prägestätten zurückgegeben", erklärt Boosz, Leiter der Augsburger Bundesbank.

Über 60 Euro sind zusammengekommen. "Meine Enkelin wird sich freuen", sagt Günther und macht sich nun mit einem leichteren Koffer und einem gut gefüllten Geldbeutel auf den Heimweg.

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