Ein Junge schwimmt in einem Schwimmbad, er hat ein rotes Schwimmbrett in der Hand.
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Ein Junge nimmt an einem Schwimmkurs teil. Schwimmbretter und andere Hilfsmittel liefern gerade für den Anfang Unterstützung im Wasser.

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Keine Kursplätze – Wie Kinder trotzdem Schwimmen lernen

Corona, Unterrichtsausfälle, zu wenig Hallenzeiten: Plätze in Schwimmkursen sind rar. Wie und wo können Kinder trotzdem schwimmen lernen? Die Wasserwacht gibt Tipps für Eltern und warnt: Ein Seepferdchen mache noch keinen sicheren Schwimmer.

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Jedes fünfte Kind zwischen sechs und zehn Jahren kann nicht richtig schwimmen. Damit hat sich die Zahl der Nichtschwimmer im Grundschulalter zuletzt verdoppelt, wie eine Umfrage im Auftrag der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) zeigt.

Einer der Gründe: zu wenig Schwimmkurse. Während der Corona-Pandemie mussten viele Angebote ausfallen, jetzt ist der Ansturm umso größer. Einige Schwimmschulen führen Wartelisten von einem Jahr oder mehr.

Schwimmen lernen etwa ab dem fünften Lebensjahr

Die Wasserwacht Bayern beobachtet die Entwicklung mit Sorge. Die Ehrenamtlichen überwachen nicht nur Gewässer in Bayern und retten im Zweifel Menschen in Not. Sie geben auch Schwimmkurse. "Ab dem fünften Lebensjahr macht es Sinn, wirklich das Schwimmen zu erlernen", sagt Benjamin Taitsch, stellvertretender Vorsitzender der Wasserwacht Bayern. Davor stehe die Wassergewöhnung im Vordergrund, um keine Angst vor dem Element Wasser zu haben.

Die Ehrenamtlichen haben während der Coronapandemie Videotutorials gefilmt und einen "Selfmade-Schwimmkurs" entwickelt, mit dem Eltern ihren Kindern selbst schwimmen beibringen können. Eine Möglichkeit, wenn man selbst routiniert schwimmen kann – und um zumindest die ersten Züge mit den Kindern zu üben. Grundsätzlich lautet die Empfehlung aber: Ein ordentlicher Schwimmkurs ist die beste Möglichkeit, um schwimmen zu lernen.

Nie ohne Aufsicht

Eltern, die ihren Kindern selbst schwimmen beibringen wollen, sollten selbst schwimmen und im Notfall eingreifen können. Zusätzlich sollte man mit dem eigenen Kind immer in ein beaufsichtigtes Bad zum Üben gehen. "Bestenfalls sagt man dem Bademeister Bescheid, dass man gerade schwimmen lernt, und geht ins Nichtschwimmerbecken", sagt Benjamin Taitsch. Trotzdem sollte man seine Kinder immer beaufsichtigen.

In den Schwimmkursen der Wasserwacht geht es normalerweise mit den Beinbewegungen los: Die Kinder können sich am Beckenrand festhalten und paddeln. "Dann arbeiten wir uns Punkt für Punkt vor", sagt Taitsch. Das heißt: Von den Armen über die übliche Froschbewegung bis zu freischwimmenden Bewegungen. Brustschwimmen sieht Benjamin Taitsch als den Schwimmstil der Wahl für den Anfang – dieser sei die beste Möglichkeit, längere Zeit den Kopf über Wasser zu halten.

Hilfsmittel gerne – und irgendwann ohne

In den Kursen der Wasserwacht arbeiten die Ehrenamtlichen unterstützend auch mit Schwimmnudeln oder Schwimmbrettern. Etwa damit die Kinder im Wasser besser das Gleichgewicht halten können. Oft bekommen die Kinder kurzzeitig Angst, wenn sie es ohne die Hilfsmittel versuchen sollen. Hier rät Benjamin Taitsch Eltern zu Gelassenheit: "Das Eis bricht relativ schnell, wenn die Kinder die ersten Erfolgserlebnisse haben. Das motiviert natürlich auch."

Für Schwimmabzeichen müssen Kinder auch tauchen können, die Wasserwacht empfiehlt, dass Kinder auch das können. "Man muss nicht unbedingt tief oder lang tauchen können", sagt Benjamin Taitsch. Es gehe zunächst vor allem darum, den Körper daran zu gewöhnen, wie es unter Wasser ist – ohne Panik zu bekommen.

Eltern, die ihren Kindern selbst schwimmen beibringen, sollten Zeit und Geduld mitbringen. Laut DLRG brauchen Fünf- bis Zehnjährige mindestens 30 Unterrichtseinheiten mit je 45 Minuten Länge, um sicher schwimmen zu können. Wohlgemerkt: Unterrichtet von Profis. Dementsprechend sollten Eltern besser noch etwas drauflegen.

Kein falscher Stolz und keine Selbstüberschätzung

Auch Erwachsene, die sich nicht sicher im Wasser fühlen oder nicht schwimmen können, sollten einen Kurs belegen. "Besser spät als nie" lautet das Credo der Wasserwacht, sonst sei man immer mit einem gewissen Risiko im Wasser unterwegs.

Wer lange nicht mehr geschwommen ist, habe zwar eine gewisse Sicherheit und die grundlegenden Schwimmzüge noch parat. Dennoch sollte man im diesem Fall eher ein paar Bahnen im Freibad unter Aufsicht des Bademeisters ziehen als zum Wiedereinstieg weite Strecken im See schwimmen. Ein Problem: Gerade Erwachsene würden sich auch mal zu viel zumuten, berichtet Wasserwachtler Benjamin Taitsch. Und: "Auch als Erwachsener darf man ruhig auch ins Nichtschwimmerbecken", sagt er.

Kind mit Schwimmgürtel im Becken
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Viele Kinder können nicht sicher schwimmen

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