Strömungsretter der DLRG in Montur auf einem Boot.
Bildrechte: Florian Böcking/DLRG Bayern

Strömungsretter der DLRG gehen zum Einsatz. Um Ertrinkenden schnell helfen zu können, müssen sie erst einmal entdeckt werden.

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Oft kein Schreien und Winken: So kann man Ertrinkende erkennen

Heftiges Rudern mit den Armen, Hilfeschreie: So stellt man es sich vor, wenn ein Mensch im Wasser um sein Leben kämpft. Tatsächlich läuft Ertrinken meist anders ab – lässt sich aber dennoch erkennen. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

In Deutschland sind laut Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) im vergangenen Jahr mindestens 355 Menschen ertrunken. Die meisten davon in Bayern – dort verzeichneten die Rettungsschwimmer der DLRG 69 Fälle. Die meisten tödlichen Badeunfälle ereigneten sich in Seen und Flüssen.

Was davor geschieht, ist ein Kampf gegen das Ertrinken. "Das Problem ist, dass den Leuten in dieser Situation die Kraft fehlt, zu schreien oder zu winken und auf sich aufmerksam zu machen", sagt Daniel Deuter, Notarzt und medizinischer Leiter bei der DLRG Bayern.

So erkennt man Menschen, die ertrinken

Ein stiller Prozess, bei dem die Menschen versuchen, sich irgendwie über Wasser zu halten. Erkennen kann man Ertrinkende oft an diesen Merkmalen:

  • Die Person verharrt auf der Stelle, der Körper steht senkrecht im Wasser
  • Die Arme sind waagrecht zur Seite ausgestreckt – um mehr Auftrieb zu bekommen
  • Der Kopf taucht immer wieder unter

Betroffen sind nicht nur Nichtschwimmer. Auch Senioren, die im Wasser plötzlich etwa einen Herzinfarkt bekommen, oder Menschen, die einen Krampf bekommen, können in Not geraten.

Warum Kinder auch im flachen Wasser ertrinken können

Eltern sollten nicht nur beim Badeausflug an den See besonders wachsam sein. Auch Teiche oder Wasserbecken im eigenen Garten können zur Gefahr für kleine Kinder werden. "Leider gibt es das tatsächlich, dass auch Kinder in ganz niedrigem Wasser ertrinken", sagt Daniel Deuter. Das Problem: Kleinkinder hätten noch nicht ausreichend gelernt, den Kopf zu heben. Selbst in flachem Wasser könnten sie so unter die Wasseroberfläche kommen.

Beim Ertrinken zählt jede Sekunde

Egal in welcher Situation: Viel Zeit bleibt nicht, wenn ein Mensch zu ertrinken droht. Sobald Wasser in den Rachenbereich gerät, kann ein Stimmritzenkrampf die Folge sein: Eigentlich ein Schutzmechanismus, der verhindern soll, dass Wasser in die Lunge kommt. Er führt aber auch dazu, dass man nicht mehr atmen kann. Auch dann nicht, wenn man kurz mit dem Kopf über die Wasseroberfläche kommt.

"Wenn keine Atmung mehr möglich ist, beginnen nach einigen Minuten die ersten Zellen im Gehirn abzusterben", sagt Notarzt Daniel Deuter. Eine klare Überlebenschance lässt sich für Ertrinkende nicht pauschal definieren. "Jede Sekunde zählt", sagt er.

Hilfe nur ohne Gefahr für sich selbst

Wer einen Ertrinkenden entdeckt, sollte deshalb schnell um Hilfe rufen und weitere mögliche Helfer dazu holen, rät Daniel Deuter. Außerdem sollte jemand einen Notruf bei der 112 absetzen. In Bayern wird die DLRG bei Ertrinkungsfällen automatisch mitalarmiert.

Wichtig ist für Laien, sich bei einer Rettungsaktion nicht selbst zu überschätzen. "Das kommt darauf an, wie gut man auch selbst schwimmen kann", sagt Deuter. "Ertrinkende haben Panik und wollen sich irgendwo festhalten." Ein Problem werde es dann, wenn man dadurch bei der Rettungsaktion selbst unter Wasser gedrückt wird. Besser sei es deshalb, einen Rettungsring, eine Rettungsstange oder einen anderen Gegenstand mit Auftrieb zu reichen.

Auch starke Strömungen im Gewässer sollte man beachten. Oberste Regel deshalb: Sich selbst nicht in Gefahr begeben. Interessierte können sich etwa bei der DLRG oder der Wasserwacht zum Rettungsschwimmer weiterbilden lassen, um in solchen Situationen gut und sicherer helfen zu können.

Augen auf statt Scrollen auf dem Smartphone

Die Wasserwacht Bayern appelliert an Badegäste, die Augen offen zu halten – auch, wenn die eigene Familie gerade sicher auf der Picknickdecke liegt:

"Wir beobachten immer wieder, dass die Aufmerksamkeit am See immer geringer wird. Weil der Fokus auf dem eigenen Smartphone liegt." Benjamin Taitsch, stellvertretender Vorsitzender der Wasserwacht Bayern

Doch gerade, wenn jemand in Not gerate, komme es darauf an, dass auch andere mithelfen, so Taitsch. Die Empfehlung lautet deshalb: Den Blick auch mal schweifen zu lassen. Das kann für andere lebenswichtig werden.

Im Video: Badeunfälle – So retten Sie Ertrinkende

Badesee
Bildrechte: BR/Fabian Stoffers
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Badeunfälle – So retten Sie Ertrinkende

Dieser Artikel ist erstmals am 21.05.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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