Vor drei Jahren hat Ludwig Stöckl aus Tettenweis bei Passau aufgehört, auf seinem Hof Schweine zu züchten. Ein Schritt, der ihm und seiner Familie nicht leichtgefallen ist – Stöckl führt den Hof bereits in dritter Generation.
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Ludwig Stöckl steht in seinem leeren Stall - der Landwirt hat seine Schweinezucht aufgegeben.

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Schweine weg - und dann? Wie Landwirte sich neu aufstellen

In Bayern schließen im Schnitt fünf Höfe pro Tag, vor allem kleinere Betriebe sind betroffen. Um weiter bestehen zu können, müssen sich viele Bauern neu aufstellen – so auch der Landwirt Ludwig Stöckl aus Niederbayern.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Wo früher das Grunzen von Ferkeln zu hören war, ist es heute still. Vor drei Jahren hat Ludwig Stöckl aus Tettenweis bei Passau aufgehört, auf seinem Hof Schweine zu züchten. Ein Schritt, der ihm und seiner Familie nicht leichtgefallen ist – Stöckl führt den Hof bereits in dritter Generation.

In der ersten Zeit, als der Stall plötzlich leer stand, sei das schon "sehr hart" gewesen, berichtet der Bauer. Seine tägliche Arbeit sei von einem auf den anderen Tag einfach weggefallen.

Kastenstandhaltung von Schweinen wurde 2020 verboten

Seine Mutter, Renate Stöckl, hat den Hof 2018 an ihn übergeben. Sie zeigt ein Foto ihres Enkels Quirin, als er noch klein war, neben ihm ein Mutterschwein, das in einer Box liegt. Ihr Enkel sei früher sehr gern im Stall dabei gewesen, erzählt sie, besonders das "Ferkel-Umtreiben" habe ihm Spaß gemacht.

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Altes Foto von Enkel Quirin im Schweinestall.

Die Stöckls hielten ihre Mutterschweine in sogenannter Kastenstandhaltung. 2020 hat der Bund aber das dauerhafte Halten von Schweinen in engen Gitterboxen weitgehend verboten – mit Übergangsfristen. Das Gesetz soll für mehr Tierwohl sorgen.

Wegen neuer Auflagen hätte der Stall der Stöckls umgebaut werden müssen – für Ludwig Stöckl ein zu großes finanzielles Risiko. Er gab die Ferkelhaltung auf, mittlerweile betreibt er nur noch eine reine Schweinemast.

Agrarökonom: Betriebe brauchen Planungssicherheit

Der Agrarökonom Enno Bahrs von der Universität Hohenheim sagt: "Es gibt im Augenblick nicht viele Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland, die den Mut haben, einen neuen Stall zu bauen."

In Bayern schließen durchschnittlich fünf Höfe pro Tag ihren Betrieb sogar komplett – allein zwischen 2005 und 2021 waren das fast 30.000. Bahrs zufolge brauchen die Betriebe vor allem eines: Planungssicherheit. Damit Landwirte auch den nötigen "Mut" für langfristige Investitionen haben.

Vor allem kleinere Betriebe brauchen oft zweites Standbein

Ludwig Stöckl war die Unsicherheit zu groß. Er hat sich mittlerweile auf seinem Hof ein zweites Standbein aufgebaut: Der Landwirt ist in das Geschäft seines Schwiegervaters mit eingestiegen und vermietet jetzt Baumaschinen.

Vor allem kleinere Betriebe müssen häufig umsatteln, das bestätigt auch Agrarökonom Bahrs. Dies könne ganz unterschiedlich aussehen: Man könne als Landwirt zusätzlich regenerative Energien produzieren, in den Tourismussektor einsteigen oder eben auch "Maschinendienstleistungen" erbringen.

Strukturwandel in der Landwirtschaft nicht aufzuhalten

Der Strukturwandel in der Landwirtschaft wird weitergehen: "Die landwirtschaftlichen Betriebe werden weniger werden", erklärt Bahrs. Der Trend gehe weiter dahin, dass es weniger und dafür größere Betriebe gebe.

Das bedeute aber nicht, dass alle Kleinbauern-Betriebe aussterben. "Solange es Landwirtschaft gibt, wird es auch kleinbäuerliche Strukturen geben", meint Bahrs. Gerade die bayerische Landwirtschaft ist im nationalen Vergleich klein strukturiert.

Laut Bahrs ist der Anteil der Betriebe, die auch Einkünfte außerhalb der Landwirtschaft haben, in den letzten Jahrzehnten gestiegen. Auch die Stöckls gehören jetzt dazu. Bagger vermieten statt Schweine züchten – Ludwig Stöckl hat sich wie viele andere Landwirte neu aufgestellt und hofft so, dass sein Hof auch in vierter Generation weitergeführt wird: "Das wäre für mich persönlich schon sehr schön."

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