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Sara (Mitte) mit ihren Tanten Mirvat (rechts) und Zena

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Sara aus Damaskus kämpft in Mindelheim um Familiennachzug

Seit drei Jahren lebt die 14-jährige Sara aus Syrien bei ihrer Tante in Mindelheim. Auf der Flucht wurde sie von ihrer Mutter und ihren Geschwistern getrennt. Seitdem versucht Sara mit ihrer Tante, ihre Familie nach Deutschland zu holen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

"Es ist einfach schlimm, wenn man seine Mutter und seine Geschwister drei Jahre nicht sieht", sagt Sara. Jeden Tag sei sie mit ihnen zusammen gewesen. Und jetzt nicht mehr. "Es gibt keinen Tag, an dem ich sie nicht vermisse."

Täglich telefoniert, schreibt oder skypet Sara mit ihrer Mutter. Sie ist nach der missglückten Flucht mit ihren beiden anderen Kindern, Sohn Mohamad und Tochter Jehan, zurückgekehrt nach Damaskus. Jahrelang haben sie versucht, ein Visum für Deutschland zu bekommen.

"Sara fragt immer nach ihrer Mama"

Ende 2017 dann die Nachricht von der zuständigen deutschen Botschaft in Beirut: Die Mutter kann kommen, sie hat Anspruch auf Familiennachzug. Die Geschwister aber nicht. So ist die Rechtslage. Seit Sara das erfahren hat, habe sie sich komplett zurückgezogen, erzählt ihre Tante Mirvat.

"Sie fragt immer nach ihrer Mama und sie weint viel. Sie macht die ganze Familie traurig. An Weihnachten hat sie gehört, dass die Geschwister nicht kommen dürfen. Und seit Weihnachten ist Sara sehr traurig und will nicht mehr zur Schule gehen." Saras Tante Mirvat

Mutter müsste Saras Geschwister zurücklassen

Um zu Sara nach Deutschland kommen zu können, müsste die Mutter ihre beiden anderen Kinder – die 15-jährige Schwester und den neun Jahre alten Bruder – allein in Syrien zurücklassen. Natürlich sei das keine Option, sagt Saras andere Tante Zena. Und zurückkehren nach Syrien sei es für den Rest der Familie auch nicht.

"Es ist immer noch Krieg. Vor zwei Wochen ist eine Rakete auf die Schule der anderen Kinder runtergegangen. Es sind so viele Raketen. Mehr als 40 jeden Tag, die auf Damaskus runtergehen." Saras Tante Zena

Die Mutter sitzt mit gültigem Visum in Syrien, die Tochter in Deutschland – und sie können sich trotzdem nicht sehen. Für Sara, für ihre Tanten, für alle ist das eine zermürbende Situation.

Die Rechtsanwältin der Familie kämpft seit Monaten gegen die Ablehnung der Visa für Saras Geschwister. Die Botschaft in Beirut hat noch nicht reagiert, die zuständige Ausländerbehörde im Landratsamt Unterallgäu, die ihre Zustimmung zur Visaerteilung verweigert hatte, sagt: Die Entscheidung treffen nicht wir, sondern Beirut.

Landrat Weirather hat sich eingeschaltet

Auf Nachfrage des BR hat sich jetzt allerdings der Unterallgäuer Landrat Hans-Joachim Weirather persönlich eingeschaltet, den Fall noch einmal prüfen lassen. Er ist zu dem Schluss gekommen: Hier liegt eine besondere Härte vor, und nach einem aktuellen Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin in einem ganz ähnlichen Fall kann die Ausländerbehörde den Visa für die Geschwister sehr wohl zustimmen. Per Brief hat sich der Landrat deshalb jetzt direkt an den deutschen Botschafter in Beirut gewandt.

"Jetzt ist die deutsche Botschaft am Zug, die sich ja in ihrer bisherigen Haltung auch auf die Haltung der Ausländerbehörde hier berufen hat. Also würde ich jetzt sagen: Es gibt allen Grund, optimistisch zu sein, dass wir hier sehr schnell zu einer guten Lösung für die Familie kommen." Hans-Joachim Weirather, Landrat des Unterallgäus