Die Grafik zeigt: So könnte die Verlängerung der S7 nach Geretsried aussehen.
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So könnte die Verlängerung der S7 nach Geretsried aussehen. (Grafik)

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S-Bahn-Ausbau Geretsried: Stadt wird an die Welt angeschlossen

Neun Jahre ist es her, da hat die Bahn den ersten Plan für die Verlängerung der S7 von München über Wolfratshausen nach Geretsried vorgestellt. Jetzt ist die zweite öffentliche Auslegung der Planungen beendet. 2030 könnten die ersten Züge rollen.

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Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Meterlange Entwürfe hat der Bürgermeister von Geretsried Michael Müller (CSU) studiert. Feine Striche und Linien, rot, schwarz und schraffierte Bereiche. In den Plänen liegt die Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs auf dem Tisch. Seine Stadt, die bisher keinen Bahnhof hat, wird an die Welt angeschlossen. Eine lohnende Aufgabe für die Entwicklung der größten Kommune im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen.

Ob er die Fertigstellung noch im Amt erleben wird? "Das kann niemand sagen", sagt er nachdenklich und zuckt zusammen über den Summen, die sein Kämmerer bis dahin in dieses Zukunftsprojekt stecken muss.

Viele Millionen Euro kosten – keiner weiß es genau

2,6 Millionen Euro sollten es Mal sein, die Geretsried für die Infra-Struktur aufbringen muss. Ein Park&Ride Parkplatz im Süden und die Straßen, die seine Stadt dann an die zu bauenden Haltepunkte erstellen muss. Heute rechnet er mit mindestens 5 Millionen Euro, die bei der Stadt Geretsried hängen bleiben. So wie für das ganze S-Bahn-Projekt die Kosten in die Höhe geschossen sind.

Von 167 Millionen Euro war 2012 die Rede. Damals haben sich die Wolfratshausener auf die Hinterfüße gestellt und die Tieferlegung ihres S-Bahnhofs erreicht. Allein das wird den Bund und den Freistaat Bayern mindestens 44 Millionen Euro mehr kosten. Damit die eingleisige Strecke mit 9,2 Kilometern Länge nicht mit dem innerörtlichen Verkehr in Wolfratshausen kollidiert. Eine neue Kostenschätzung gibt es nicht, sie dürfte über 220 Millionen Euro für den S-Bahn-Ausbau liegen.

130 Einwendungen zum S-Bahn-Neubau

130 Äußerungen zur Planung sind bei der Regierung von Oberbayern eingegangen. 750 Privatpersonen, rund 430 Personen aus 28 Sammeleinwendungen, acht Anwaltskanzleien und 35 Träger öffentlicher Belange (Kommunen, Landkreise, Straßenbehörden oder Naturschutzverbände) haben sich zu Wort gemeldet.

Jeder Anlieger hat das Recht, Vorbehalte gegen das Projekt oder rechtliche Bedenken gegen die Planung vor zu bringen. "Das ist wichtig", sagt Bürgermeister Müller. "Wir müssen die Bürger umfassend beteiligen", fügt er an. "Damit der Bau mit einer breiten Zustimmung umgesetzt werden kann."

Königsdorf hat Bauchschmerzen

Die Regierung von Oberbayern muss jetzt die Einwendungen abarbeiten und die Planung – wenn sie genehmigt ist – an das Eisenbahn-Bundesamt weitergeben. Ein kompliziertes Verfahren. Die kleineren Gemeinden Gelting und Königsdorf haben Bauchschmerzen. Sie wissen noch nicht, was an finanzieller Belastung auf sie zukommt. Königsdorf ist gar nicht an der Strecke, aber der Endbahnhof Geretsried-Süd und der Wendepunkt für die S-Bahn liegen auf Königsdorfer Gemeindegebiet. Deren Bürgermeister Rainer Kopnicky (CSU) sagte dem BR, er möchte, dass die Park & Ride-Anlage mit in die Genehmigung aufgenommen wird. Sie sehen ungewollte Kosten auf sich zukommen.

Kopnicky kennt sich aus, er war lange in der Stadtverwaltung Geretsried beschäftigt. Die DB Netz AG lehnt das ab, weil es sich um Infrastruktur und nicht um die Bahnanlage selbst handelt. Hier wird es in nächster Zeit noch viel Klärungsbedarf geben. Sein Amtskollege in Geretsried weiß das. "Wir müssen das gut verhandeln", sagt er mit Blick auf den sehr viel kleineren Partner Königsdorf. Bis hin zur Verlegung der Gemeindegrenzen ist da auf dem Reißbrett der Planer alles denkbar.

2024 soll mit dem Bau begonnen werden

"Ich rechne damit, dass der Plan im Frühjahr 2022 festgestellt ist", sagt der Gemeindechef. Er hofft, dass 2024 mit dem Bau begonnen werden kann. So hat es ihm die DB Netz mitgeteilt. Und wenn das alles so kommt, sollen im Jahr 2030 die Züge vom Münchner Hauptbahnhof bis Geretsried – Süd rollen. "Das ist ein riesen Schritt für die Entwicklung von Geretsried", sagt Müller. "Wir brauchen eine gute Anbindung an die Metropolregion München – und wir brauchen eine echte Alternative zum Auto. Und die wird die S-Bahn liefern."

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