Es ist nur ein Symbol, aber ein wichtiges: Wenn am Abend die Fußball-Nationalmannschaften von Ungarn und Deutschland aufeinandertreffen, dann werden viele Fußballstadien der Profivereine in Deutschland in den Regenbogenfarben angestrahlt – stellvertretend für die Münchner Arena, der das vom Europäischen Fußballverband UEFA untersagt wurde. Sie wollen damit ihren Protest gegen das Gesetz der ungarischen Regierung zur Einschränkung von Informationen über Homosexualität protestieren.
Auch in Nürnberg und Fürth leuchtet der Regenbogen
Auch der 1. FC Nürnberg und die Spielvereinigung Greuther Fürth bekennen sich sichtbar zu den Werten von Vielfalt, Toleranz und Respekt – die Stadien in Nürnberg und Fürth werden in Regenbogenfarben leuchten. "Für uns war klar, dass wir hier und heute dieses gemeinsame Statement des deutschen Profifußballs mit umsetzen wollen", sagte der Geschäftsführer von Greuther Fürth, Holger Schwiewagner. Sexuelle Orientierung, Hautfarbe oder Religion dürfe im Profifußball keine Rolle mehr spielen.
CSD-Verein Nürnberg: Beleuchtete Stadien helfen LGBTQ-Bewegung
Auch Symbolpolitik sei für die LGBTQ-Bewegung hilfreich, meint Bastian Brauwer vom Nürnberger Christopher Street Day-Verein. "Solche Solidaritätsbekundungen helfen uns immens und schaffen Sichtbarkeit", so Brauwer. "Das brauchen wir auch über die CSD-Saison hinaus". Von der UEFA habe er keine andere Reaktion erwartet.
"Ich finde es bedenklich und beschämend, dass die UEFA auf der einen Seite für Respekt und Vielfalt wirbt und das fördert, und auf der anderen Seite, wenn dann ein sichtbares Zeichen entstehen soll, sich hinter der Politik versteckt." Bastian Brauwer, CSD Nürnberg
Promifriseur Marcel Schneider: UEFA macht mich wütend
Ähnlich sieht es der Nürnberger Promifriseur Marcel Schneider, der sich seit 30 Jahren für die Rechte von Homosexuellen einsetzt. Aus seiner Sicht ist der Regenbogen eigentlich kein politisches Bekenntnis, sondern ein Symbol der europäischen Werte, der Menschenrechte und des Friedens. Von daher sei es eine Fehlentscheidung der UEFA, der Stadt München zu verbieten, die Arena während des EM-Spiels heute Abend in Regenbogenfarben zu beleuchten. "Ich bin traurig und wütend", so Schneider im BR-Interview.
"Die UEFA hätte jetzt die Chance gehabt, sich für Menschlichkeit und Menschenrechte einzusetzen. Der Fußball, die UEFA und die FIFA haben in den letzten Jahren viele Skandale hinter sich. Da wäre es ein Zeichen, sich für LGTB, für Transgender und Homosexuelle, für unsere Rechte als Minderheiten einzusetzen". Marcel Schneider, Promi-Friseur aus Nürnberg
Marcel Schneider hofft nun auch auf ein deutliches Zeichen der Politik. Die Europäische Kommission, die Bundesregierung und auch die Bayerische Staatsregierung sollten die Diskussion zum Anlass nehmen und sich klar zu einer offenen und toleranten Gesellschaft bekennen.
Fußball: Noch immer kein Outing eines Profi-Spielers
Freilich: Regenbogenfahnen und beleuchtete Stadien helfen der LGBTQ-Bewegung nicht weiter, wenn die Werte nicht auch gelebt werden. Noch hat der Profi-Fußball ein Problem: Noch immer gibt es Fußballstadien, in denen Fans homophobe, rassistische und antisemitische Parolen brüllen. Noch immer gibt es Vereine, die sich nicht eindeutig dagegen positionieren. Und noch immer gibt es keinen aktiven männlichen Fußballspieler, der sich zu seiner Homosexualität bekannt hat – bei den Frauen ist das anders. Er glaube nicht, dass sich in naher Zukunft ein aktiver, queerer Spieler outet, sagt Bastian Brauwer vom Nürnberger CSD-Verein. "Der Ton in den Stadien ist viel zu rauh und ich denke, die Angst ist viel zu groß". Dennoch sei ein beleuchtetes Stadion oder Manuel Neuers Kapitänsbinde in Regenbogenfarben wichtig – gerade für homosexuelle Spieler, die unter einem gewaltigen Druck stünden.
Erster Spieler der NFL bekennt sich zu seiner Homosexualität
Vielleicht macht auch ein Beispiel aus dem American Football in den USA schwulen Fußballern Mut. Am Montag hat sich der NFL-Spieler Carl Nassib von den Las Vegas Raiders geoutet. Auf Instagram veröffentlichte Nassib ein Video.
Carl Nassib: "Wollte nur kurz sagen, dass ich schwul bin"
"Was geht Leute, ich wollte nur einen kurzen Moment nutzen und sagen, dass ich schwul bin. Ich wollte das schon seit einiger Zeit tun und fühle mich endlich wohl damit, es loszuwerden", sagt Carl Nassib in dem Video. Die Reaktionen der Öffentlichkeit sind bis jetzt sehr positiv. Nassibs Verein, die Las Vegas Raiders, unterstützten den NFL-Profi nachdrücklich. Und innerhalb kurzer Zeit war Nassibs Trikot der bestverkaufte NFL-Fanartikel bei Fanatics, einem großen Online-Shop. Solidarität per Mausklick.
Stadion in München soll ein Regenbogen-Meer werden
Der Nürnberger Friseur Marcel Schneider hofft, dass sich auch viele Fußballfans beim EM-Spiel Deutschland – Ungarn in München solidarisch erklären. Sie sollten heute Abend Regenbogenfahnen mit ins Stadion nehmen. "Wenn es außen schon nicht beleuchtet ist, dann muss eben im Stadion ein Heer von Regenbogenflaggen wehen."
Solidarische Städte und Kirchengemeinden
Mehrere Städte haben bereits angekündigt, vor dem Rathaus Regenbogenfahnen zu hissen oder die Fassade anzuleuchten, so wie die Stadt Dachau oder die mittelfränkische Stadt Oberasbach. Auch die evangelische Kirche St. Martin in Fürth wird heute Abend in Regenbogenfarben angestrahlt. Bereits seit 2015 könnten in St. Martin homosexuelle Paare heiraten, erklären die Pfarrer Kuno Hauck und Florian Wörnle. Dementsprechend stoße das Verbot der UEFA auf großen Unmut. Mit ihrer Regenbogenbeleuchtung wolle sich die Gemeinde zu Vielfalt, Toleranz, Gleichberechtigung, Solidarität und Respekt bekennen.
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