Zwei Frauen schmücken einen Brunnen mit roten und weißen Eiern.
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk 2024

Teamwork in Kleingesee: Wenn es um den Osterbrunnen geht, packen viele Hände an.

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Osterbrunnen: Farbenprächtige Tradition und Touristenmagnet

Seit mehr als 100 Jahren schmücken Menschen in Franken kurz vor Ostern ihre Brunnen mit Ranken, Blumen und Tausenden Ostereiern. Sie begannen damit aus Dankbarkeit, denn Wasser war nicht immer leicht verfügbar. Heute zieht der Brauch Touristen an.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Der wohl berühmteste Osterbrunnen steht im oberfränkischen Bieberbach bei Egloffstein im Landkreis Forchheim. 10.000 handbemalte Eier zieren den Brunnen. Das brachte ihm im Jahr 2000 einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde als "größter Osterbrunnen der Welt" ein. Touristen aus ganz Deutschland pilgern zu Ostern nach Bieberbach.

Ausblasen, anmalen, schmücken

In dem kleinen Ort Bieberbach wird im Lauf des Jahres kein Ei einfach nur aufgeschlagen. Wenn die Bewohnerinnen oder Bewohner Kuchen backen, blasen sie die Eier selbstverständlich aus und sammeln sie für den Dorfbrunnen. Die Frauen im Dorf bemalen sie von Hand und stecken sie auf aus Zweigen geflochtene Girlanden, die später den Brunnen zieren. Regen, Wind und manchmal auch Schnee setzen den Eiern zu. Jedes Jahr müssen dutzende Eier erneuert werden.

"Osterbrunnen digital" in Kleingesee

Deutlich kleiner, dafür aber innovativ, ist der Osterbrunnen in Kleingesee (externer Link) in Gößweinstein. Die Dorfbewohner haben einige Eier am Brunnen mit einem QR-Code versehen. Darin beschrieben sind Wander- und Fahrradrouten in der Umgebung.

Tausende kleine Meisterwerke

Ob "gekratzte" oder bemalte Eier – egal, welche Technik man verwendet, jedes einzelne handbearbeitete Ei ist ein kleines Meisterwerk. Bei den gekratzten Eiern ist besonders viel Feingefühl notwendig: Sie werden zuerst gefärbt, dann kratzen die Künstler mit einem scharfen Messer die Ornamente in die Schale. Zu viel Druck kann die Schale zerstören.

Bestaunen kann man die Osterbrunnen noch bis mindestens zwei Wochen nach Ostern. In fast jedem Ort der Fränkischen Schweiz (Oberfranken), der Hersbrucker Schweiz und im Nürnberger Land (Mittelfranken) sind die Brunnen geschmückt.

Dahinter steckt ein mehr als 100 Jahre alter Brauch: In der als wasserarm bekannten Region der fränkischen Alb putzten die Dorfbewohner nach dem Winter ihre Brunnen. Zu Ostern werden sie seither mit Gänse- und Hühnereiern geschmückt - aus Dankbarkeit für das lebensnotwendige Wasser. Hinzu kommt die Symbolik des Eis als Geheimnis des Lebens.

Ein mit bunten Eiern und Ranken geschmückter Osterbrunnen.
Bildrechte: BR/Jozipovic
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Jedes Jahr anders: der Osterbrunnen in Bieberbach im Jahr 2022.

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