Die Olympischen Ringe.
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München Oberbürgermeister Reiter kann sich eine Bewerbung für die Olympischen Spiele vorstellen.

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Olympische Spiele: Münchens OB Reiter hält Bewerbung für möglich

Sollen die Olympischen Spiele künftig wieder in München stattfinden? Oberbürgermeister Dieter Reiter ist offen für eine Bewerbung. Auch wegen des Erfolgs der European Championships im vergangenen Sommer. Allerdings stellt er auch zwei Bedingungen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) kann sich eine erneute Bewerbung Münchens für Olympische Spiele vorstellen. Laut Reiter müssten die Olympischen Spiele nachhaltig gestaltet sein, zudem müsste die Münchner Bevölkerung befragt werden, ob sie sich eine Bewerbung vorstellen kann.

Die European Championships als Positiv-Beispiel

Es war eine Ausgelassenheit, wie sie der Park seit wohl 50 Jahren nicht mehr gesehen hatte. Die European Championships im Münchner Olympiapark ließen viele Besucher an die legendären Sommerspiele von 1972 zurückdenken. Für manche war es, als würden die teilweise frei zugänglichen EM-Wettbewerbe dem Park neues Leben einhauchen. Die European Championships im vergangenen Sommer im Münchner Olympiapark unterstrichen eindrucksvoll, wofür die künstlich modellierte hügelig-verspielte Landschaft samt Stadien einst gedacht war. Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat nun in einer Stellungnahme mitgeteilt, dass er sich eine Bewerbung Münchens für erneute Olympische Spiele vorstellen kann, allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen.

Breite Zustimmung in München - nur mit Nachhaltigkeit

Nach Ansicht Reiters ist eine erneute Bewerbung nur dann sinnvoll, wenn der Gedanke der Nachhaltigkeit erfüllt wird. Die European Championships fanden größtenteils in den Spielstätten von 1972 statt. Kein neues Stadion wurde dafür gebaut, man nutzte die bereits vorhandene Infrastruktur. Nur wenn das Prinzip der Nachhaltigkeit auch bei Olympischen Spielen gelte, so Reiter, würde eine mögliche Bewerbung für Olympia auf eine breite Zustimmung in der Münchner Bevölkerung stoßen.

IOC setzt zukünftig Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit

Dass eine Neuauflage der Olympischen Spiele in den alten Münchner Sportstätten von 1972 kein Fantasiedenken ist, stellte Marion Schöne, Geschäftsführerin der Olympiapark München GmbH, schon im Sommer kurz vor Beginn der European Championships klar. Laut Schöne hat sich die Meinung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), was den Bau neuer Stadien betrifft, radikal verändert.

Mit der Agenda "2020+5" habe man beim IOC nun ganz klar einen Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit gelegt, denn auch beim IOC hat man laut Schöne erkannt, dass immer größere Wettkampfstätten, die nachher nicht mehr gebraucht würden, nicht das Ziel sein könnten.

Auch Sportverbände müssten Nachhaltigkeit unterstützen

Ein Positiv-Beispiel sind laut Schöne die Spiele von Tokyo, für die man viele der alten Wettkampfstätten von 1968 wieder genutzt habe. Allerdings müssten neben dem IOC auch die Sportverbände langsam von ihren hohen Anforderungen runter. Als Beispiel nannte Schöne die Absage der Schwimm-EM. Anstatt mit den anderen neun EM-Wettbewerben in München fand die Europameisterschaft im Schwimmen in Rom statt. Der Grund: Für die Schwimmer war es ein Manko, dass die frisch sanierte Münchner Olympia-Schwimmhalle nur acht und keine zehn Bahnen hat. Nachhaltigkeit funktioniere aber nur, so Schöne, wenn alle an einem Strang zögen.

Reiter: Gute Gespräche mit DOSB

Neben der Nachhaltigkeit sei es nun auch möglich, eine Olympia-Bewerbung regional zu gestalten, sprich: Es müsse nicht mehr alles gebündelt in einer Stadt stattfinden. Diese Lösung favorisiert laut Münchens OB Dieter Reiter auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), mit dem Reiter laut eigener Aussage seit Monaten gute Gespräche führt. Demnach sieht auch der DOSB die Zukunft der Olympischen Spiele nicht mehr darin, dass eine Stadt alle Wettbewerbe ausführt, sondern in einem Verbund von drei oder vier Städten, die jeweils ihre bereits vorhandene Infrastruktur anbieten.

Geteiltes Echo im Münchner Stadtrat

Im Stadtrat bekommt der Münchner Oberbürgermeister Rückenwind von der größten Oppositionspartei. So stellte die CSU-Fraktion im Münchner Rathaus am Vormittag den Antrag, dass sich München offiziell für die Austragung der Olympischen Spiele bewerben soll. Grüne und SPD im Münchner Rathaus sehen jedoch noch einige Hürden im Blick auf eine mögliche Bewerbung. So müsste das IOC erst einmal einen deutlichen Reformwillen signalisieren, schreiben Grüne und SPD in ihren schriftlichen Stellungnahmen. Nach Ansicht der Grünen-Fraktionsvorsitzenden im Münchner Stadtrat Mona Fuchs betrifft das die Bekämpfung von Korruption ebenso wie die einseitige Vertragsgestaltung und die rigorose Kommerzialisierung des Sports. Für eine Festlegung auf eine Bewerbung sei es daher gegenwärtig ebenso zu früh wie für eine kategorische Ablehnung, so Fuchs weiter.

Reiter: Bewerbung nur mit positivem Votum der Münchner Bevölkerung

Auch der Münchner Oberbürgermeister hält in seinem Statement fest, dass die Olympischen Spiele die berechtigte Kritik der letzten Jahre hinter sich lassen müssten. Außerdem, so Reiter, müsste die Bevölkerung im Vorfeld befragt werden und entscheiden, ob sie sich eine Bewerbung vorstellen kann. Bei einem Bürgerentscheid 2013 lehnten die Münchner eine Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2022 noch ab.

Mit Olympischen Spielen kam München schnell in den Genuss eines neuen Verkehrssystems

Allerdings hat sich seitdem so manches verändert. München ist in den vergangenen neun Jahren um rund 100.000 Bewohner gewachsen. Egal ob bei Wohnungen, dem Nahverkehr oder auf den Straßen - gefühlt platzt München aus allen Nähten. Blickt man auf die Spiele von 1972, ergibt sich hier so manche Parallele. Im Jahr 1966, als München den Zuschlag für Olympia bekam, wuchs die Stadt ebenfalls. Zudem war ohnehin eine tiefgreifende Verkehrswende geplant, die auf Jahrzehnte angelegt war. Mit dem Zuschlag der Olympischen Spiele 1966 wurde Münchens Verkehr anstatt in 20 Jahren innerhalb von sechs Jahren fit für die Zukunft. Geld kam vom Bund, Planungsverfahren wurden stark beschleunigt. Angesichts der nun prognostizierten jahrzehntelangen Verzögerungen beim Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke blicken wohl so manche Münchner mit Wohlwollen zurück in die vermeintlich so gute alte Zeit.

Seinen Preis hatte der schnelle Bau von Stadien, Wohnungen, Schnellstraßen und Gleisen jedoch auch. Von rund 500 Millionen D-Mark Kosten war der damalige CSU-Vorsitzende und Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag Franz-Josef Strauß in einem BR-Interview 1965 ausgegangen. Der Münchner Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel, der neben ihm stand, unterstrich diese Preisangabe mit einem arg zögerlichen Nicken. Am Ende lag der Preis für die 20. Olympischen Sommerspiele in München um das Vierfache höher, bei rund zwei Milliarden Mark. Freilich, solche Preise entlocken den Münchnern von heute nur ein schwaches Lächeln, denn in der bayerischen Landeshauptstadt ist man seit Kurzem ganz andere Kostensteigerungen gewöhnt.

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