Das Foto zeigt das ehemalige Krankenhaus St. Wolfgang. Es wurde von den Barmherzigen Brüdern errichtet, als sie vor 400 Jahren nach Neuburg kamen.
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Das Foto zeigt das ehemalige Krankenhaus St. Wolfgang, von den Barmherzigen Brüdern errichtet, als sie vor 400 Jahren nach Neuburg kamen.

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Neuburg erinnert an 400 Jahre Barmherzige Brüder Bayern

Das Stadtmuseum Neuburg erinnert an ein besonderes Ordensjubiläum: Vor 400 Jahren kamen die Barmherzigen Brüder nach Deutschland. Im Gepäck hatten sie das moderne Krankenhaus. Ihr Wirken begann in Neuburg an der Donau.

Die Fähigkeiten des katholischen Ordens erkannte ausgerechnet ein ehemaliger Protestant: Der Wittelsbacher Herzog Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg holte den katholischen Krankenpflege-Orden in seine Residenzstadt westlich von Ingolstadt. Er wollte für seine Bevölkerung eine möglichst gute medizinische Versorgung.

Gute Gesundheitsversorgung aus Nächstenliebe

Der Herrscher war als Protestant erzogen worden, konvertierte jedoch anlässlich seiner Heirat mit der papsttreuen Herzogstochter Magdalene von Bayern zum Katholizismus. Die Barmherzigen Brüder holte der Herzog 1622 allerdings aus anderen Gründen. Sie sollten die Gesundheitsversorgung seiner Untertanen verbessern.

In Neuburg bauten sie ein Krankenhaus und eine Apotheke auf. Die Gebäude stehen zwar noch, sind aber mittlerweile in anderer Trägerschaft. In Neuburg, der Stadt ihres ersten Ordenssitzes in Deutschland, betreiben die Barmherzigen Brüder nach wie vor ein Alten- und Pflegeheim.

Ordensgründer-Statue gehört zu den bedeutendsten Darstellungen des Rokoko in Bayern

Die Jubiläumsausstellung im Stadtmuseum Neuburg veranschaulicht die 400-jährige Geschichte des Ordens. Ein besonders hochkarätiges Exponat ist die lebensgroße Statue des Ordensgründers Johannes von Gott. Die Figur stammt vom Bildhauermeister Ignaz Günther und entstand um 1770. Sie gilt als eine der bedeutendsten figürlichen Darstellungen des Rokoko in Bayern.

„Johannes von Gott ist dargestellt, wie er mit Hilfe Gottes einem Kranken hilft, indem er ein Kreuz in der Hand hat. Das war seine Bestimmung. Wir wissen, dass er ein Spanier in Granada war, der aber mal als Söldner, mal als fliegender Buchhändler gearbeitet hatte. Doch auf einmal fühlte er sich berufen, nur noch ein frommes Leben zu führen", erklärt Michael Teichmann, der Leiter des Stadtmuseums Neuburg.

Er habe alle seine Güter veräußert und sich fortan nur noch um die Pflege von Kranken gekümmert. "Er hat in Granada ein Hospital gegründet, Gleichgesinnte um sich geschart. Das war die Keimzelle des Ordens. Der Orden wurde noch im 16. Jahrhundert vom Papst bestätigt", so der Museumsleiter.

Johannes von Gott - Erfinder des modernen Krankenhauses

Johannes von Gott gilt vielen als Erfinder des modernen Krankenhauses, denn er führte neue Standards in der Patientenversorgung ein. Nach der Überlieferung hat er in seinem 1539 gegründeten Hospital erstmals die Patienten nach ihrer Erkrankung getrennt und jedem Kranken ein eigenes Bett gegeben.

Granatapfel erinnert an die Ordensgründung in Granada

An die Ursprünge des Pflegeordens erinnert das Symbol der Barmherzigen Brüder, der Granatapfel. Die Frucht ist auch im Wappen der spanischen Stadt Granada. Der Stadt, in der der spanische Ordensgründer sein erstes Krankenhaus errichtete. In der Ausstellung im Neuburger Stadtmuseum findet sich deshalb auch ein Granatapfel aus Bergkristall unter den Exponaten.

Wie sehr der Neuburger Herzog vor 400 Jahren dem Orden verbunden war, zeigt ein anderes Exponat: Nach seiner Hochzeit schenkte der Adelige den Barmherzigen Brüdern das Brautkleid seiner Frau Magdalene. Der Orden ließ das wertvolle Gewand umarbeiten zu einer mehrteiligen Messgarnitur. Teile davon sind in der Ausstellung zu sehen.

Pioniere der Hospizbewegung

In Bayern hat der Orden heute 20 Brüder und rund 10.000 weltliche Beschäftigte. Im Freistaat zählen die Barmherzigen Brüder auch zu den Pionieren der Hospizbewegung. In ihrem Münchner Krankenhaus etablierten sie 1991 die erste Palliativstation im Freistaat.

Auch an seiner ersten Wirkungsstätte in Deutschland, in Neuburg an der Donau, ist der Orden nach wie vor aktiv, wenn auch in anderer Form, erklärt Frater Magnus Morhardt, Sekretär der bayerischen Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder: "In Neuburg gibt es zwar nicht mehr das Ursprungshaus Sankt Wolfgang. Das war damals ein Krankenhaus, aber es gibt noch das Alten- und Pflegeheim St. Augustin."

Orden betreibt sechs Krankenhäuser in Bayern

Daneben gibt es in der bayerischen Ordensprovinz das große Krankenhaus in Regensburg sowie das in München. Dazu kommen zahlreiche Einrichtungen der Behindertenhilfe und die Kneippeinrichtung in Bad Wörishofen. In München gibt es außerdem das Johannes Hospiz.

Aktuell betreibt der Orden insgesamt sechs Krankenhäuser in Bayern. Auch in der Behindertenhilfe sind die Barmherzigen Brüder engagiert. Die Ausstellung "400 Jahre Barmherzige Brüder Bayern" im Stadtmuseum Neuburg läuft vom 20. März bis zum 13. November.

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