Eingang der KZ-Gedenkstätte Dachau. Zu lesen ist der Schriftzug "Arbeit macht frei".
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Eingang der KZ-Gedenkstätte Dachau.

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Nach Kritik: KZ-Gedenkstätte Dachau hofft auf Biden-Besuch

Der angehende US-Präsident Joe Biden war mehrmals in der KZ-Gedenkstätte in Dachau. In seiner kürzlich erschienenen Biographie kritisiert er die Gedenkstätte scharf und wirft ihr Verharmlosung vor. Die Leiterin der Gedenkstätte möchte das klären.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Die KZ-Gedenkstätte in Dachau erwartet den angehenden US-Präsidenten Joe Biden zu einem Besuch, um eventuelle Missverständnisse über das Konzept der Anlage auszuräumen. Biden habe nach einer Besichtigung im Jahr 2015 weitere Besuche mit seinen Enkeln angekündigt, sagte die Leiterin der Gedenkstätte bei München, Gabriele Hammermann, der Deutschen Presse-Agentur. "Dabei werden sich anhand des aktuellen Forschungsstandes etwaige Missverständnisse, etwa zur Funktion der Gaskammer, ausräumen lassen."

Biden: Vieles ist verharmlost worden

Biden hatte in seinem Buch "Versprich es mir" bemängelt, dass die Gedenkstätte seit einem vorherigen Besuch umgestaltet worden sei. "Es schien, als hätte man umgeräumt, um es für die Besucher weniger bedrückend zu machen. Die grausamen Einzelheiten waren über die Jahre abgemildert worden." Darüber hatte der "Spiegel" berichtet. Biden schreibt, die Betten in den Baracken seien ihm "sauber" und "frisch lackiert" vorgekommen. Ein Fremdenführer habe ihnen damals die einstige Gaskammer gezeigt. "Heute heißt es, in Dachau seien nie Häftlinge vergast worden, oder man hätte die Gaskammer nur wenige Male benutzt."

Anders als im Vernichtungslager Auschwitz kam es in Dachau nicht "zur massenhaften Tötung von Menschen durch Giftgas", heißt es in den Informationen der Gedenkstätte. "Es ist ungeklärt, weshalb die SS die funktionsfähige Gaskammer nicht auf diese Weise einsetzte." In den letzten zwei Kriegsjahren wurden laut Zeitzeugenberichten in mehreren Versuchsreihen Häftlinge durch Giftgas ermordet.

Gedenkstätte wird neu konzipiert

Hammermann betonte, sie sei nicht irritiert über Bidens Aussagen. Im Gegenteil: Für den zukünftigen Präsidenten und seine Familie habe Dachau seit mehreren Generationen eine ganz zentrale Bedeutung als Ort der Aufklärung und der Menschenrechtsbildung. Die Gedenkstätte sei am Anfang einer "langfristig angelegten und umfassenden Neukonzeption, die großen Wert auf die Vermittlung der Authentizität des Ortes und seiner Spuren legt", sagte sie. "Diese Vision dem amtierenden amerikanischen Präsidenten vorzustellen, würde für die Stiftung Bayerische Gedenkstätten, KZ-Gedenkstätte Dachau eine besondere Ehre sein."

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