Der Angeklagte Hans-Jürgen von Bose (M.) steht vor Prozessbeginn zusammen mit seinen Anwälten Steffen Ufer (r.) und Wolfgang Bendler im Landgericht München im Verhandlungssaal.
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Der Angeklagte (M.) mit seinen Anwälten

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Musikprofessor bestreitet Vergewaltigungsvorwürfe vor Gericht

Der frühere Münchner Musikprofessor Hans-Jürgen von Bose soll die Schwester eines Studenten mehrfach vergewaltigt haben. Zum Prozessauftakt bestritt er die Vorwürfe – und vermutet ein Komplott. Sein Anwalt rechnet mit einem Freispruch.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Im Prozess wegen der mehrfachen Vergewaltigung einer jungen Frau hat der ehemalige Münchner Musikprofessor Hans-Jürgen von Bose die Vorwürfe der Anklage bestritten. Jedweder Geschlechtsverkehr zwischen ihm und dem mutmaßlichen Opfer sei einvernehmlich gewesen, ließ er am Freitag dem Landgericht München I über seinen Verteidiger mitteilen.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, die Schwester eines seiner Studenten an der Musikhochschule München, mit der er eine Beziehung führte, dreimal vergewaltigt zu haben. Die mutmaßlichen Fälle gehen zurück in die Jahre 2006 und 2007.

Anklage: Opfer unter Entzug von Essen und Trinken eingesperrt

Der heute 66-jährige Komponist machte die rund 30 Jahre jüngere Frau laut Staatsanwaltschaft unter anderem mit der Drohung sexuell gefügig, er könne ihren Bruder beruflich ruinieren. Auch sei er gewalttätig geworden und habe sie unter Entzug von Essen und Trinken über Tage in seiner Wohnung eingesperrt. Die Anklage lautet auf Vergewaltigung in drei Fällen und Drogenbesitz.

Von Bose bekräftigte über seine Anwälte die Aussagen, die er 2015 nach einer Durchsuchung seiner Wohnung gegenüber der Polizei gemacht hatte. Demnach habe er mit der Frau eine Liebesbeziehung geführt und sie sei nicht seine "Sklavin" gewesen. Einige Zeit nach den vorgeworfenen Übergriffen seien beide zusammen nach Berlin gezogen, sie habe sich auch ein Kind von ihm gewünscht.

Angeklagter vermutet, man wolle ihn "in die Pfanne hauen"

Zudem hatte er angesichts der erst Jahre später angezeigten Fälle ausgesagt, man wolle ihn mit den Vorwürfen wohl "in die Pfanne hauen". Das Verhältnis habe sich lediglich beizeiten angespannt gestaltet, ergänzte er vor Gericht: "Wir hatten ständige Diskussionen um Wahrheit oder Lüge." Zum Konsum von Kokain und anderen Drogen sagte er, er habe zwar Rauschmittel genommen, doch nur, um damit diverse gesundheitliche Beschwerden zu behandeln.

Von Boses Verteidiger Steffen Ufer nannte die Anklage "nicht nachvollziehbar" und teilte mit, er erwarte einen Freispruch.

Von Bose ist nicht der erste hochrangige Professor der Hochschule, der wegen eines Sexualdeliktes angeklagt wird. Der Bundesgerichtshof hatte Anfang Oktober 2019 das Urteil des Landgerichts München I bestätigt, das den früheren Hochschulpräsidenten Siegfried Mauser im Mai 2018 wegen sexueller Nötigung in drei Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt hatte.

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