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Bezahlbare Wohnungen in München werden dringend gebraucht.

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München plant Nothilfeprogramm für Baugenossenschaften

Den Baugenossenschaften machen steigende Baukosten und Kreditzinsen zu schaffen. Einige Projekte stehen bereits auf der Kippe. Münchens Oberbürgermeister Reiter will nun ein Nothilfeprogramm auf den Weg bringen.

Nach einem Plan von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sollen Baugenossenschaften von der Stadt mit einem Nothilfeprogramm unterstützt werden. Mit einem dreistelligen Millionenprogramm will der OB möglichst verhindern, dass "Genossenschaften ihre Grundstücke zurückgeben müssen oder aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage gar in ihre Auflösung getrieben werden".

OB Reiter: Bezahlbare Wohnungen dringend gebraucht

Die Corona-Pandemie und der Ukrainekrieg hätten durch ständigen Materialmangel die Kosten im Bausektor in die Höhe getrieben und die allgemeine Verunsicherung in der Baubranche weiter verstärkt, so Reiter, der 2026 doch noch mal als Oberbürgermeister antreten könnte. Von der Konjunkturflaute seien auch Grundstücke für den geförderten und preisgedämpften Wohnungsbau betroffen. Dabei würden bezahlbare Wohnungen dringend gebraucht.

Auch private Bauträger, die auf stadteigenen Flächen bauen, möchte er unterstützen, "damit diese Projekte trotz der aktuellen Preissteigerungen angegangen werden können". In gut einem Monat soll dem Planungsausschuss des Stadtrats eine entsprechende Vorlage zur Abstimmung vorgelegt werden, wie es in einer Mitteilung aus dem Rathaus heißt.

  • Zum Artikel: Bayerns größte Baugenossenschaft: Nein zu Energie-Drosselung

Zweistelliger Millionenbetrag für Baugenossenschaften nötig

Bereits im November forderte die Münchner grün-rote Rathauskoalition, Baugenossenschaften aufgrund der stark ansteigenden Kosten und der anziehenden Kreditzinsen zu entlasten. Dafür werde ein zweistelliger Millionen-Betrag nötig sein, hieß es.

Ansonsten müssten wohl viele Baugenossenschaften aus Kostendruckgründen ihr Baurecht zurückgeben, ist man sich im Münchner Rathaus sicher. Hinzu kommt: Die städtische Hilfe für Baugenossenschaften muss mit EU-Recht in Einklang stehen.

Münchner Baugenossenschaften in Not: Grün-rote Rathauskoalition will schnelle Hilfe

Über die Hälfte der rund 60 Baugenossenschaften in München haben sich in der Genossenschaftlichen Immobilienagentur (Gima) zusammengeschlossen. Ihr Ziel: Dauerhaft bezahlbarer Wohnraum, langfristige Wirtschaftlichkeit und keine Spekulation. In München besitzen die Genossenschaften rund 40.000 preisgünstige Mietwohnungen.

Doch Baugenossenschaften haben derzeit massive Probleme. Die Inflation und ständig steigende Zinsen machen die auf Kante genähten Kalkulationen zunichte. Laut Gima stehen zum jetzigen Zeitpunkt einige genossenschaftliche Bauprojekte in München auf der Kippe.

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Freimann: 490 preisgebundene Mietwohnungen sollen entstehen

Wie groß der Kostendruck auf Baugenossenschaften in München ist, zeigt das Beispiel des neuen Stadtviertels Neu-Freimann, im Münchner Norden. Auf dem ehemaligen Gelände der Bayernkaserne sollen im ersten Bauabschnitt bis 2024 eigentlich 300 Wohnungen entstehen. Doch nun hat eine Baugenossenschaft ihr Baurecht an die Stadt zurückgegeben. Konsequenz: 200 preisgünstige Wohnungen werden vorerst nicht gebaut.

Auch anderen Genossenschaften machen die gestiegenen Baukosten und anziehenden Zinsen zu schaffen. Auch im Stadtteil Freiham im Münchner Westen ist die Situation für Genossenschaften laut Gima ernst. Dort sollen in einem zweiten Bauabschnitt rund 490 preisgebundene Mietwohnungen entstehen.

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