Zwei Personen blicken auf ein weißes Kreuzfahrtschiff
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Seit Anfang Februar dient die MS Rossini als schwimmende Asyl-Notunterkunft. Nun fährt das Schiff von Bach an der Donau weiter nach Donaustauf.

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MS Rossini: Schiff für Geflüchtete fährt und bleibt doch

Seit Anfang Februar dient die MS Rossini als schwimmende Asyl-Notunterkunft. Am Mittwoch fährt das Hotelschiff von Bach an der Donau weiter nach Donaustauf. Wegen steigender Zahlen wird das Schiff weiter als Wohnraum für Geflüchtete gebraucht.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Ahmad Faraji legt einen weißen Kittel an, dann stülpt er sich die Plastikhandschuhe über die Hände, bevor er nach dem scharfen Filetiermesser greift. Gekonnt schneidet der 31-Jährige den Bauch der Forelle auf, nimmt die Eingeweide heraus und legt den Fisch in eine Ablage. Der Job sei gut, sagt der Geflüchtete aus dem Iran.

Seit fünf Monaten arbeitet er bei der Fischerei Maier in Frengkofen, einem Ortsteil von Bach an der Donau im Landkreis Regensburg. An dem dortigen Anleger machte Anfang Februar das Hotelschiff MS Rossini fest und dient seither als Notunterkunft für Geflüchtete. Bis heute war es auch das neue Zuhause von Ahmad Faraji.

Zusage an Bürger: Schiff fährt weg

Am frühen Mittwochnachmittag wird die MS Rossini in Bach an der Donau ablegen, um kurze Zeit später flussaufwärts in Donaustauf festzumachen. Aus zwei Gründen: Einmal ist da die Zusage von Regensburgs Landrätin Tanja Schweiger, die den Bürgern von Bach versprochen hat: Nach sechs Monate wird die MS Rossini die 1.000-Einwohner-Gemeinde verlassen.

Zu dem damaligen Zeitpunkt war das Schiff sehr umstritten. Viele Bürger von Bach waren bereits vor Ankunft des Schiffes verunsichert, ob die Gemeinde mit 200 Geflüchteten umgehen kann, was der Ort zu bieten habe und ob es zu Konflikten kommen würde. Nach sechs Monaten zeigt sich: Es ist ruhig geblieben.

Notunterkünfte voll ausgelastet

Der zweite Grund, warum das Schiff nach Donaustauf verlegt wird: Das Schiff wird weiterhin als Notunterkunft gebraucht. "Die Situation hat sich in den letzten Wochen zugespitzt", sagt Alexander Damm, zuständig beim Landratsamt Regensburg für die Unterbringung der Asylsuchenden. Weiterhin kommen viele Geflüchtete nach Deutschland. Die nahegelegene Erstaufnahmeeinrichtung in Regensburg ist zu 90 Prozent ausgelastet, bestätigt auch die Regierung der Oberpfalz auf BR24-Nachfrage.

Landratsamt: Wohnraum für Notunterkünfte ist knapp

Um die Erstaufnahmeeinrichtung zu entlasten, müssen die Landkreise einen Anteil übernehmen. Doch auch in den Landkreisen fehlt es an Wohnraum, sagt Alexander Damm vom Landratsamt. "Jede Woche kommt ein Bus mit 25 Geflüchteten, die dann im Landkreis verteilt werden müssen. 25 Geflüchtete heißt: Jede Woche muss ich ein bis zwei Einfamilienhäuser anmieten." Dabei ist die Unterbringung nur eine von vielen Herausforderungen.

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Ahmad Faraji hat während seines Schiff-Aufenthalts eine Arbeit gefunden. Den Job mache er gut, so sein Chef. "Er ist bei uns voll integriert."

Gelungene Integration durch Arbeit

Auch Otto Maier war anfänglich überrascht, dass in seinem Heimatort ein Schiff mit 200 Geflüchteten festmacht. "Das hat es ja noch nicht gegeben: ein Schiff als Notunterkunft. Daher haben wir uns im Ort erst einmal damit auseinandersetzen müssen", sagt der Fischerei-Unternehmer, der auch im Gemeinderat von Bach an der Donau sitzt. Kurzerhand hat er angeboten, dass die Geflüchteten bei ihm arbeiten können, weil Maier dringend Arbeitskräfte sucht. Aber auch, weil er Arbeit für die beste Integrationsmaßnahme hält. "Wenn die Leute kommen und sofort in Arbeit kommen, dann sind die beschäftigt. Und das ist für alle besser, weil dann haben sie eine Wertstellung in Deutschland."

Und Ahmad Faraji mache seine Arbeit gut, sagt sein Chef. "Er ist bei uns voll integriert." Daher will er ihn gerne hierbehalten. Im Obergeschoss seiner Firma hat er ein Zimmer mit drei Betten eingerichtet, dazu einen Gesellschaftsraum. Ahmad Faraji wird hier einziehen. Er wird nicht mehr mit dem Schiff nach Donaustauf weiterfahren.

Neues Ziel Donaustauf: Alles auf Anfang?

Wie Ahmad Faraji sprechen viele kein Deutsch. Die wenigsten Geflüchteten, die auf der MS Rossini untergekommen sind, haben in den ersten Monaten eine Arbeit gefunden. Es fehlt an Deutsch- und Integrationskursen – und an Helfern. Die Hoffnung des Landratsamts: Ein Helferkreis in Donaustauf, der sich schon bei der sogenannten Flüchtlingswelle 2015 engagiert hatte. Trotzdem: Mehr Geflüchtete können die Landkreise nicht mehr aufnehmen.

Zwar seien erste Beschlüsse durch die Politik getroffen worden. Doch bis unter anderem Rückführungsabkommen in Kraft treten und die Landkreise die Ergebnisse zu spüren bekommen, werden noch Wochen und Monate vergehen, so Damm.

Ein Schiff ankert an einem Flussufer
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Die MS Rossini: Das Hotelschiff mit 140 Geflüchteten an Bord soll in Donaustauf anlegen.

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