Das Deutschlandticket soll den öffentlichen Nahverkehr attraktiver machen
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Boris Roessler

Ein Renner: Das Deutschlandticket ist rund zwei Monate nach seiner Einführung schon über elf Millionen Mal abonniert worden.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Mobilitätsstudie läuft: Fördert 49-Euro-Ticket den Umstieg?

Forscher der TU München haben die Bewegungsdaten von fast 1.000 Menschen gesammelt, um die Auswirkungen des Deutschlandtickets zu untersuchen. Dramatische Veränderungen konnten sie noch nicht registrieren, was aber ihren Erwartungen entspricht.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Klaus Bogenberger ist Herr über den gewaltigen Datenschatz, den die freiwilligen Teilnehmer der großen Mobilitätsstudie an die TU München übertragen haben – per Smartphone App. Das eigens entwickelte Programm sammelt die Bewegungsdaten automatisch, die Smartphone-Besitzer tragen zusätzlich ein, welches Verkehrsmittel sie jeweils benutzt haben.

Was hat das Deutschlandticket verändert?

Daraus können die Verkehrsforscher um Professor Klaus Bogenberger erkennen, wie die Pendler im Großraum München auf die Einführung des Deutschlandtickets reagiert haben. Denn die Daten werden zum Teil schon seit einem Jahr erhoben. Die ersten Ergebnisse zeigen nur geringfügige Verhaltensänderungen. "Die Leute fahren mehr, sie fahren ein bisschen weitere Strecken und sie fahren ein bisschen länger mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Aber eben nicht stundenlang länger, sondern Minuten länger", so Bogenberger.

Viele Nutzer, wenige Umsteiger

Auch die Verkaufszahlen der Verkehrsbetriebe zeigen: Die meisten Nutzer des Deutschlandtickets sind Umsteiger von einem schon existierenden Monatsticket des ÖPNV auf das neue Deutschlandticket, das seit Mai für 49 Euro beliebig viele Fahrten in Regionalbahnen und den städtischen Verkehrsbetrieben ermöglicht.

Aber es sind auch echte Umsteiger dabei. Also Menschen, die bislang meistens Auto gefahren sind und künftig so oft wie möglich öffentlich unterwegs sein sollen. Das soll der Umwelt helfen, die Straßen entlasten und den Klimaschutz voranbringen. Doch allzu viele echte Umsteiger hat Bogenberger in den ersten Monaten des Deutschlandtickets ohnehin nicht erwartet. "Das Mobilitätsverhalten verändert sich nur langsam, weil lieb gewonnene Rituale existieren, weil die Wege ja auch erstmal gleich bleiben und sich Gewohnheiten nur über längere Zeiträume ändern."

Streamingdienste wurden zunächst auch belächelt

Verkehrsforscher Bogenberger setzt darauf, dass in den nächsten Jahren immer mehr Menschen die Vorteile des Deutschlandtickets erkennen werden. So ähnlich wie das beim Konsum von Musik gelaufen ist. Anfangs hätten viele die Streamingdienste belächelt und weiter CDs gekauft. Doch das hat sich längst gewandelt. Die CD-Umsätze sind massiv eingebrochen, die meisten Menschen konsumieren Musik per Streaming.

Homeoffice: Weniger Fahrten zur Arbeit

Wann und wie sehr das Deutschlandticket einen vergleichbaren Run auf die öffentlichen Verkehrsmittel auslöst, will Bogenberger nicht prophezeien. Vorerst müsse man realistisch bleiben. Der Homeoffice-Trend, ein Erbe der Corona-Pandemie, macht viele Fahrten zur Arbeitsstätte komplett überflüssig – und das deutlich klimaschonender als eine Zugfahrt, da in Deutschland Züge ja zum Teil immer noch durch Strom aus Kohlekraftwerken angetrieben werden, so der Forscher.

Transparenzhinweis: Die Informationen im Artikel basieren auf ersten Einblicken des Forscherteams. Die Studie ist noch nicht veröffentlicht. Das haben wir dementsprechend auch im Titel des Artikels korrigiert.

Bildrechte: Boris Berg / BR
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Prof. Klaus Bogenberger, Verkehrsforscher an der TU München

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!