Die Uniklinik Würzburg arbeitet an einer Methode, chronische Rückenschmerzen mit Hilfe von VR-Technologie zu behandeln.
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Die Uniklinik Würzburg arbeitet an einer Methode, chronische Rückenschmerzen mit Hilfe von VR-Technologie zu behandeln.

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Mit VR-Technologie gegen chronische Rückenschmerzen

Acht von zehn Menschen in Deutschland leiden unter Rückenschmerzen. Die Uniklinik Würzburg arbeitet daran, sie in Zukunft mit Hilfe von VR-Technologie zu behandeln. Setzt sich diese Methode durch, könnte das die Schmerzmedizin grundlegend verändern.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Mit Virtueller Realität (VR) gegen Rückenschmerzen vorgehen - das ist ein Projekt, an dem die Universität Würzburg derzeit forscht. In einer aktuellen Studie setzen die Forscher auf VR-Brillen und Übungen, die in virtueller Realität ausgeführt werden. Ärzte, Physiotherapeuten und Psychologen testen den ersten Prototypen. Patientin Adriana Salazar leidet seit einigen Jahren unter Rückenschmerzen und hat sich freiwillig als Probandin gemeldet.

Setzt sie die VR-Brille auf ihren Kopf, taucht sie ein in ein virtuelles Wohnzimmer. Ein Avatar macht ihr Übungen vor. Sie selbst macht diese Übungen nach. Ein Bewegungsradar zeigt ihr dabei die Genauigkeit an. Weichen ihre Bewegungen vom Trainer-Avatar ab, färbt sich der Bereich rot. Die Patientin ist von der neuen Behandlungsmethode begeistert. "Man kriegt halt dauerhaft dieses visuelle Feedback, so dass man sich komplett auf diese Übungen konzentrieren kann und wirklich in jeder Situation an der Ausführung arbeiten kann", sagt sie.

Ablenkung und Motivation können Schmerzen lindern

Prof. Dr. Heike Rittner, Leiterin des Zentrums für interdisziplinäre Schmerzmedizin (ZiS) am Uniklinikum Würzburg begleitet die Studie. Auf dem Bildschirm kann sie sehen, was die Patientin durch die Brille sieht. In der virtuellen Welt nehme man den eigenen Körper anders wahr, sagt sie. Das soll dabei helfen, in spielerischer Umgebung vom Schmerz abzulenken und die Übungen sauber und konsequent durchzuführen. "Sich ins Bett legen ist total falsch, sondern die Idee ist, in der Bewegung zu bleiben und das in einem Kontingent zu machen, das ok ist, also jetzt nicht massiv Übungen zu machen, dass man am nächsten Tag gar nichts mehr tun kann, aber grundsätzlich in Bewegung zu bleiben."

Kontinuität sei fast so wichtig wie die Übungen selbst. Die VR-Brille ist der erste Prototyp, den die Uniklinik Würzburg entwickelt hat. Auch der Physiotherapeut Stefan Lindner begleitet die Studie. Irgendwann könnte diese Behandlungsmethode seine Arbeit ergänzen. Es sei eine Möglichkeit, neben der Physiotherapie Bewegungen zuhause auszuführen, die physiotherapeutisch ausgedacht sind, bei denen der Physiotherapeut aber nicht dabei sein müsse.

Ziel: Eine veränderte Körperwahrnehmung

Die aktuelle Studie läuft seit zwei Jahren und wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit bislang 250.000 Euro gefördert. Ist der Prototyp ausreichend getestet, beginnt eine weitere Entwicklungsphase.

Langfristiges Ziel ist es, ein medizinisches Produkt zu entwickeln, das Technologien der VR dazu nutzt, neuronale Netzwerke im Gehirn so zu modifizieren, dass chronische Schmerzen möglichst dauerhaft gelindert werden.

Falls diese Behandlungsmethode irgendwann zugelassen wird, könnten viele Menschen von ihr profitieren. Rückenschmerzen werden in der heutigen Zeit vor allem hervorgerufen durch Bewegungsmangel, aber auch das einseitige Belasten am Arbeitsplatz und Übergewicht sind wichtige Risikofaktoren für die Rückengesundheit.

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