Bezirkstagspräsident Martin Seiler beim Probessen in der Kantine des Bezirks Schwaben, in der die Hälfte des Personals eine Behinderung hat.
Bildrechte: BR/Barbara Leinfelder

Heute wurde das Konzept der inklusiven Kantine des Bezirks Schwaben vorgestellt.

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Mit Job und Handicap: Inklusion in Augsburger Kantine

Frisch renoviert ist die Kantine beim Bezirk Schwaben am Augsburger Leonhardsberg. Frisch und hoch motiviert sind auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Fünf von ihnen leben mit einem Handicap - und ergänzen sich bestens.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

"Dass Inklusion nicht nur ein sperriges Schlagwort ist, sondern funktionieren kann - das will der Bezirk Schwaben im eigenen Haus beweisen: In der frisch sanierten Kantine arbeiten auch Menschen mit Behinderung. Das Kantinen-Team bereitet jeden Tag Essen für ca. 200 Menschen zu. Insgesamt sind beim Bezirk Schwaben rund 800 Menschen beschäftigt.

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Handicaps ergänzen sich

Fünf der zehn Mitarbeitenden der neuen Kantine haben eine Einschränkung, ergänzten sich aber gut in ihren Stärken, so eine Sprecherin. Als Träger der überörtlichen Sozialhilfe sei mehr Inklusion ein Schwerpunkt der Behörde: "Wir sind zuständig für Menschen mit Handicap, und damit kommen wir auch unseren eigenen Werten sehr nahe - das freut mich in ganz besonderer Weise", sagt Bezirkstagspräsident Martin Sailer.

Eine Kollegin aus dem neuen Team ist Manuela Bühler. Sie ist nach mehreren Rücken-Operationen nur noch eingeschränkt belastbar. Viel sitzen, so wie in ihrem früheren Büro-Job, gehe nicht mehr, sagt sie; zu schmerzhaft sei das. Jetzt tippt sie an der Kasse im "SchwabenEck" die Preise für Getränke und Tellergerichte und hilft in der Küche aus, ist immer auf den Beinen und sagt, so komme sie viel besser klar; "mir gefällt es super."

Gutes Essen, gute Arbeit - und Wertschätzung der Mitarbeiter

Mit der neuen Kantine will der Bezirk auch bei den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern punkten. Das "SchwabenEck" solle ein Kommunikationsort werden, denn bedingt durch Corona, vermehrtes Homeoffice und Digitalisierung bleibe das Miteinander im Job sonst auf der Strecke. Und: Der Bezirk verspricht sich einen Vorteil im Wettstreit um neue Arbeitskräfte, so Sailer: "Wir stehen in einem unglaublichen Wettbewerb angesichts der Behördendichte in Augsburg. Wir müssen uns auch nach außen hin neu aufstellen, um bestehen zu können."

Bunt und offen

Das "Schwaben-Eck", so der neue Name, soll auch für Beschäftigte der angrenzenden Behörden offenstehen. Die Zutaten für die Gerichte sollen zudem vor allem aus der Region kommen. Für die Bauplanung zuständig war Architekt und Bauabteilungsleiter Christian Mischo. Ein sonnengelber Türrahmen führt ins Innere der Kantine, bodentiefe Fenster sorgen für interessante Ein- und Ausblicke, orangerote Markierungen auf dem Boden geben Orientierung für Sehbehinderte, gegessen wird an runden Tischen oder wahlweise längeren Reihen, 100 Sitzplätze insgesamt.

Knapp 4,5 Millionen Euro hat der Umbau der Kantine und des gesamten Gebäudes am früheren Mages-Berg in der Augsburger Innenstadt gekostet. In den oberen Räumen sollen Büro- und Konferenzräume entstehen. Für die Öffentlichkeit ist die Bezirkskantine derzeit nicht zugänglich. Man wolle den Anliegern keine Konkurrenz machen und sei durch entsprechende Vorschriften gebunden, so Mischo.

Transparenzhinweis:

In der ersten Version des Artikel stand: "In der frisch sanierten Kantine arbeiten auch Menschen mit Behinderung. Sie nehmen die Herausforderung an, jeden Tag rund 800 hungrige Behörden-Mitarbeiterinnen und -mitarbeiter satt zu bekommen." Das haben wir geändert, weil bei weitem nicht alle Behördenmitarbeiter jeden Tag in der Kantine essen.

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