Stephanie und Markus Schnappinger mit einer Handvoll Bohnen
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Stephanie und Markus Schnappinger im Lager ihrer Manufaktur

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Mit indonesischer Spezialität "Tempeh" im Allgäu erfolgreich

Ihre Leidenschaft für das indonesische Tempeh aus fermentierten Bohnen hat Familie Schnappinger schon lange. Ihr Unternehmen baute das Ehepaar im schwäbischen Alpenvorland auf, in Günzach im Ostallgäu – und hat damit Erfolg.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Das Allgäu ist für viele Produkte bekannt: den würzigen Allgäuer Bergkäse zum Beispiel, Krautkrapfen oder auch Landjäger. Die indonesische Spezialität Tempeh gehört nicht dazu. Der Erfolg von Stephanie und Markus Schnappinger ist da umso bemerkenswerter. Bis zu 8.000 Tempeh-Blöcke täglich stellen sie und ihre rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf dem weitläufigen Gelände der Manufaktur in Immenthal in der Gemeinde Günzach aktuell her. Doch der Weg dahin war weit.

Tempeh – in Indonesien seit Jahrhunderten bekannt

Traditionell entsteht Tempeh durch die Fermentierung von Sojabohnen mit einem Edelschimmelpilz. Die Ostallgäuer Tempeh-Manufaktur stellt ihre Produkte aber auch aus schwarzen Bohnen, Kidneybohnen und Süßlupinen her, in Bio-Qualität.

Tempeh ist vegan und reich an Nähr- und Ballaststoffen und Eiweiß. Es eignet sich daher auch gut als Alternative zu Fleisch. Es hat ein nussiges Aroma, laut Firmenchef Markus Schnappinger schmeckt es gewürzt und in Öl angebraten am besten. Rezepte liefert er gleich mit, auf der Website der Manufaktur.

Während Tempeh in Deutschland noch einigen unbekannt ist, ist es in Indonesien schon lange ein Klassiker. Textzeugnisse deuten darauf hin, dass es die Menschen dort womöglich schon vor rund 500 Jahren hergestellt und konsumiert haben. Nach Europa gebracht haben das Produkt dann Ende des 19. Jahrhunderts die Niederländer: Indonesien war damals niederländische Kolonie. Nicht in Indonesien, sondern in den Niederlanden lernte auch Markus Schnappinger Tempeh kennen.

Von der eigenen Küche zum Unternehmen

Der heute 49-Jährige besuchte dort Kurse zu alternativen Ernährungsformen. "Ich fand es total abgefahren, dass da so ein weißes Pilzgeflecht um die Bohnen herumwächst", erinnert er sich. Als er dann nach Hause gekommen sei, habe er in seiner Küche angefangen, Tempeh selbst herzustellen.

Für ein Studium der Ernährungswissenschaften zog er nach Freising und lernte an der Universität seine heutige Ehefrau Stephanie kennen. "Ich habe meinen Mann schon als Tempeh-Macher kennengelernt und fand das sehr spannend", erzählt die 40-Jährige, "muss aber sagen, dass ich damals dachte, es ist eher eine Liebhaberei und ein Hobby, bei dem ich ihn unterstütze."

Veganes aus der Metzgerei

Das änderte sich, als die beiden für die Produktion einen leerstehenden Raum in einer Metzgerei nahe Erding anmieteten. Stephanie vergleicht ihre Tempeh-Manufaktur mit einem Start-up: "So, wie man es sich vorstellt: in der Garage angefangen. Nur dass es für uns halt ein leerstehender Raum in einer Metzgerei war."

Als das Paar dann ins Allgäu umgezogen ist, war es zunächst wieder eine leerstehende Metzgerei, in der sie das Produkt herstellen sollten. In die eigene Produktionshalle in Immenthal sind sie schließlich vor über vier Jahren gezogen. Von dort aus beliefert das Unternehmen neben regionalen Geschäften auch Bioläden in anderen Regionen Deutschlands und in Österreich und der Schweiz.

Als Ergänzung zu Traditionellem gedacht

Das rund 4.500 Quadratmeter große Grundstück steht gleich neben einer Allgäuer Bergkäserei. In dieser Umgebung kann die Tempeh-Manufaktur überraschen. Denn Tradition hat Tempeh im Allgäu nicht. Stephanie sieht aber eine Entwicklung: "Die Leute werden immer offener, sind neugieriger und ernährungsbewusster."

Außerdem wolle die Tempeh-Manufaktur, wie Markus erklärt, gar nicht mit Allgäuer Produkten wie Fleisch, Wurst und Käse konkurrieren, sondern den Speiseplan ergänzen: "Es kann ruhig mal Fleisch geben, dann gibt es vielleicht einen Tag mal unseren Tempeh-Burger." Er sieht daher keine Spannung zwischen den traditionellen Allgäuer Produkten und Tempeh. Die beiden haben sich ohnehin nicht aus marktstrategischen Gründen fürs Allgäu entschieden, sondern wegen der Familie. "Weil i da herkumm‘", bringt es die Unterallgäuerin Stephanie auf den Punkt.

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