Ein Schild mit dem Wappen steht an der Kreisgrenze des Landkreis Sonneberg.
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Metropolregion Nürnberg kritisiert AfD-Landrat im Mitgliedslandkreis Sonneberg

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Metropolregion Nürnberg: AfD-Landrat "schlecht für Demokratie"

Ein AfD-Landrat im Mitgliedslandkreis Sonneberg – aus Sicht der Metropolregion Nürnberg ist das eine schlechte Nachricht für die Demokratie. Die Nürnberger Linke fordert gar den Ausschluss Sonnebergs. Die Zusammenarbeit dürfte schwierig werden.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Sonneberg ist der einzige thüringische Landkreis in der Metropolregion Nürnberg – mit der Wahl des AfD-Kandidaten Robert Sesselmann zum Landrat, dem ersten AfD-Landrat in Deutschland überhaupt, dürften dem Regionalverbund schwierige Zeiten bevorstehen. Denn führende Vertreter der Metropolregion kritisieren das Votum mit klaren Worten. Ein AfD-Politiker als Landrat stelle die Metropolregion Nürnberg vor Probleme, sagte der stellvertretende Ratsvorsitzende, der Erlanger Oberbürgermeister Florian Janik (SPD), dem Bayerischen Rundfunk. "Dass die AfD erstmals einen Landrat stellt, das ist ja nicht nur eine schlechte Nachricht für unsere Metropolregion, sondern tatsächlich für die Demokratie in unserem Land".

"Zusammenarbeit mit AfD darf nicht Alltag werden"

Weiter sagte Florian Janik, der neue Sonneberger Landrat sei Mitglied eines gesichert rechtsextremistischen AfD-Landesverbands und suche die Nähe zu dessen Vorsitzendem Björn Höcke. In der Metropolregion aber lebten Menschen aus 170 Nationalitäten. Weltoffenheit und Willkommenskultur seien hier wichtig, so der SPD-Politiker. Da passe es nicht zusammen, dass der neugewählte Landrat Robert Sesselmann die Wahl mit europa- und fremdenfeindlichen Parolen bestritten habe.

"Wer glaubt, Rechtsextreme müssen nur regieren, um entzaubert zu werden, der irrt sich. Und deshalb kann die Zusammenarbeit mit Politikern der AfD niemals Alltag werden". Florian Janik, stellvertretender Vorsitzender der Metropolregion Nürnberg

Metropolregion in Allianz gegen Rechtsextremismus

Janik verweist auch darauf, dass der Großteil der Städte und Landkreise in der Metropolregion Nürnberg Mitglied in der Allianz gegen Rechtsextremismus sei. Es gehe nun für die Metropolregion darum, "gemeinsam eine Antwort zu finden auf diese wirklich komplizierte Situation". Im Interview mit BR24 drückte Janik seine Hoffnung aus, dass es weiterhin gelingt, mit den Menschen im Landkreis Sonneberg zusammenzuarbeiten, die sich für die Demokratie einzusetzen. Die Aussagen des Erlanger Oberbürgermeisters werden nach Mitteilung der Metropolregion auch von ihrem Ratsvorsitzenden, dem Bamberger Landrat Johann Kalb (CSU) und dem zweiten Stellvertreter, dem Neumarkter Oberbürgermeister Thomas Thumann (Freie Wähler) mitgetragen.

"Rabenschwarzer Tag für Demokratie"

Auch die Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion selbst verurteilt die Wahl des AfD-Politikers Robert Sesselmann zum Landrat in Sonneberg. Der Wahltag sei ein "rabenschwarzer Tag für die Demokratie" sagte der stellvertretende Vorstand Dieter Rosner. Der Wahlerfolg der AfD bringe nun Normalität in eine Situation, die nicht normal sein dürfe: dass Rechtsextreme Einfluss in der Gesellschaft gewinnen. Rosner möchte das Wahlergebnis auch als ein Warnsignal für die anstehenden Wahlen in Bayern verstanden wissen. Er hoffe, dass auch Politiker von CSU und Freien Wählern nun verstünden, dass es sich nicht lohne, nach rechts zu schielen.

Allianz gegen Rechtsextremismus will für Beitritt werben

Die Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion will nun auf die anderen Fraktionen im Landkreis Sonneberg zugehen und dafür werben, dass sich diese der Allianz anschließen. Im Gegensatz zu vielen anderen Gemeinden und Landkreisen ist Sonneberg zwar Mitglied des Regionalverbunds Metropolregion Nürnberg aber nicht der Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion. Rosner und die Allianz rufen die Bürger dazu auf, "sich genau zu überlegen, wen sie wählten". Nicht alle Menschen, die die AfD gewählt hätten, seien rechtsextrem. Sie müssten sich aber überlegen, welche Strukturen sie unterstützten. Die AfD profitiere derzeit offenbar von den Streitereien in der Regierung. Durch Aufklärung hofft die Allianz nun, die Menschen dazu zu bewegen, wieder Parteien "aus dem demokratischen Spektrum" zu wählen. Dazu zähle die AfD nicht.

Nürnberger Linke fordert Ausschluss Sonnebergs

Die Linke im Nürnberger Stadtrat fordert, dass der Kreis Sonneberg aus der Metropolregion ausgeschlossen wird. Landrat Robert Sesselmann gehöre dem Vorstand der AfD Thüringen an, die der Verfassungsschutz als "erwiesen rechtsextremistisch" einstuft, so die Begründung der Linken-Stadtratsgruppe. Die Gruppe beantragt im Rat, die Stadt Nürnberg solle auf den Ausschluss des Kreises Sonneberg hinwirken und stattdessen mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern im Landkreis zusammenarbeiten.

Enge Bande zwischen Franken und Thüringen

Die Europäische Metropolregion Nürnberg ist ein Regionalverbund für Wirtschaft und Kultur. Ihm gehören 23 Landkreise und elf kreisfreie Städte an. Die meisten liegen in Mittel- und Oberfranken, einige auch in Unterfranken und der Oberpfalz. Sonneberg ist der einzige Mitgliedslandkreis im benachbarten Bundesland Thüringen. Die Verflechtungen zwischen Franken und Sonneberg sind seit jeher eng. So verbindet der Franken-Thüringen-Express Sonneberg via Coburg und Bamberg mit Nürnberg. Der kommunale Klinikverbund Regiomed betreibt in Thüringen und Oberfranken Krankenhäuser, medizinische Versorgungszentren, Pflegeeinrichtungen und Rettungsdienste, und viele Menschen aus dem Landkreis Sonneberg pendeln täglich zur Arbeit nach Oberfranken und umgekehrt.

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