Schüler beim digitalen Unterricht in einer iPad-Klasse.
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Lernrückstände durch Corona längst nicht aufgeholt

Die monatelangen Schulschließungen im letzten Schuljahr haben erhebliche Auswirkungen: Jedes dritte Kind hatte zu Schuljahresbeginn deutliche Lernrückstände. Wie steht es um die Lücken nach drei Monaten Schule und Präsenzunterricht?

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Insgesamt 183 Tage waren die Schulen seit Beginn der Pandemie in Deutschland geschlossen, so lange wie in fast keinem anderen europäischen Land, hat das Münchner Ifo-Institut berechnet.

Das hat empfindliche Lücken hinterlassen, sagen nicht nur Lehrerinnen und Lehrer - sondern auch Schüler wie der Gymnasiast Sana vom Gymnasium Ottobrunn. Er ist 17 Jahre alt und will nächstes Jahr Abitur machen: "Es hat uns ziemlich hart getroffen. In der zehnten und elften war das am härtesten mit dem Lockdown. Den Stoff, den wir fürs Abitur verinnerlichen müssen, konnten wir mit dem Digitalunterricht nicht aufholen." Er ist sich sicher: Sein Jahrgang hat den Stoff längst nicht so gut drauf wie normale Studenten.

  • Zum Artikel: Ifo-Studie: Schlechtes Zeugnis für Distanzunterricht

Lernlücken von Schule zu Schule unterschiedlich groß

Doch auch in jeder Jahrgangsstufe tun sich Schülerinnen und Schüler schwer. Matheformeln wurden nicht verstanden, Vokabeln nicht gelernt. Wie groß die Lücken sind, ist verschieden, betont der scheidende stellvertretende Sprecher des Landesschülerrats, Nevio Zuber: "Es gibt Schulen, die konnten das besser überbrücken, es gab aber auch andere Schulen, wo man über Wochen keinen richtigen Online-Unterricht hatte."

Aufholjagd unter Corona-Bedingungen

Den verpassten Stoff nachzuholen, das ist schwierig. Immer wieder müssen Schülerinnen und Schüler in Quarantäne. In den ersten Stunden wird getestet, auch dafür geht wertvolle Zeit verloren. Die Anspannung kurz vor Weihnachten sei groß, sagt Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands: "Da ist der Druck bei den Kindern, das Gefühl, irgendwie habe ich nicht alles so drauf, wie ich es hätte draufhaben können."

Und auch die Eltern fragten sich, bis wann die Kinder den Rückstand wohl aufholen. Der Druck auf die Kinder, so Fleischmann, sei immens. Das zeige sich in psychosozialen Reaktionen der Kinder, in psychischen Krankheiten, aber auch in vielen Lernbereichen: "Die einen können was gut, die anderen gar nicht." Um das zu kompensieren, braucht es Zeit und individuelle Förderprogramme, betont die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands.

  • Zum Artikel: Generation Corona: Schwere seelische Erkrankungen nehmen zu

Ein Schuljahr wird nicht reichen

In diesem Schuljahr werde man es nicht schaffen, alle Lücken zu stopfen, sagt auch Michael Schwägerl, Vorsitzender des Bayerischen Philologenverbands: "Das ist ein Prozess, der ist sicher nicht in ein paar Monaten zu schaffen. Wir werden uns damit das ganze Schuljahr auseinandersetzen und ich gehe davon aus, auch noch das nächste." Schwägerl geht von zwei Jahren aus.

Mehr lernen, weniger Leistungsnachweise?

Alle bisherigen Programme wie die Sommerschule oder freiwillige Förderprogramme reichen nicht, sagt Schülersprecher Zuber. Präsenzunterricht müsse oberste Priorität haben. Aber es brauche ein Gesamtkonzept. Druck könne über die Leistungsnachweise herausgenommen werden.

"Da sagen auch einige Schulleiter, dass da jetzt vom Kultusministerium eine Kommunikation kommen muss, dass man diese reduzieren muss", erzählt Zuber. Konkret heißt das: Weniger Proben, dafür soll das Mündliche wichtiger sein. Gerade für die Abschlussjahrgänge wäre das wichtig, denn sie haben nicht jahrelang Zeit, den Stoff nachzuholen.

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