Mitarbeiterin Ayla Esen klebt die Einzelteile für eine Schneekugel zusammen
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Mitarbeiterin Ayla Esen in der Schneekugel-Werkstatt von Walter & Prediger in Neugablonz

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Leise rieselt der Schnee: Schneekugeln aus Neugablonz

Für die einen sind sie Kitsch, für die anderen Kunst: Schneekugeln. Eine Firma aus Neugablonz stellt sie seit fast 70 Jahren her. Bis heute erfreuen sich die Kugeln aus dem Allgäu großer Beliebtheit – vor allem als Souvenir oder Werbegeschenk.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Ayla Esen nimmt den kleinen, grünen Plastik-Wald aus einer Kiste, zieht ihn mit der Unterseite zweimal über eine Rolle mit Kleber und setzt ihn vorsichtig auf den Schneekugel-Boden. Dann klebt sie Rotkäppchen und den bösen Wolf davor. Exakt muss alles sitzen. Hektik ist in der Schneekugelwerkstatt in Neugablonz fehl am Platz. "Wenn man zittert und das Motiv schief wird, schaut das in der Schneekugel nicht gut aus", sagt die Mitarbeiterin des Schneekugelherstellers Walter & Prediger. "Da braucht man eine ruhige Hand."

Das meiste ist Handarbeit

Vorsichtig stülpt Ayla Esen die transparente Haube über Rotkäppchen und den Wolf und klebt sie fest. Neben ihr tunkt Christiane Albrecht ihren Pinsel in rote Farbe. Konzentriert bemalt die Kollegin einen nur daumennagelgroßen Plastik-Weihnachtsmann auf seinem Schlitten für eine andere Schneekugel-Variante. Das meiste hier ist Handarbeit.

Auch wenn Christiane Albrecht schon unzählige Motive bemalt hat – ihr macht die Arbeit mit den Schneekugeln immer noch Spaß. Um diese Jahreszeit bemalt sie am liebsten Weihnachtsmotive. "Weil mir dann das Weihnachtsfest einfällt", sagt die Mitarbeiterin, "und dass vielleicht irgendein Kind Spaß hat, wenn es die Schneekugeln schüttelt und es drinnen toll schneit."

Vom Christkind bis zum Braunkohlebagger

Weihnachtsmänner, Engelchen, das Christkind, Märchengestalten - all die Figuren stehen in den Kugeln von Walter & Prediger im Schneegestöber. Als Souvenirs schneit es um berühmte Bauten wie das Schloss Neuschwanstein oder das Atomium in Brüssel. Als Werbegeschenke gab es neben unzähligen Firmenlogos und Produkten aber auch schon eine Riesenkugel mit dem A380 oder einen Braunkohlebagger im Schneegestöber. Der Phantasie seien kaum Grenzen gesetzt, sagt Firmenchef Hans Walter.

Es schneit auch Nudeln, Spielkarten oder Blattgold

"Wir machen eigentlich alles, was man in eine Schneekugel reinbringen kann", erzählt er, "das ist unglaublich vielfältig." Und so schneit es in den Kugeln von Walter & Prediger nicht nur Schnee, sondern auch Nudeln, Briefe, Buchstaben, bunte Bälle, Geldscheine, Glitzer, Spielkarten oder in einem Fall sogar Blattgold.

4.000 Motive aus fast sieben Jahrzehnten

Bei der Entwicklung von neuen Motiven greifen die Neugablonzer Schneekugelhersteller immer wieder auf ihren Fundus von rund 4.000 bestehenden Motiven aus fast sieben Jahrzehnten zurück. Manchmal muss es auch schnell gehen - wie damals, als Hans Walter an einem Freitag den Auftrag bekam, übers Wochenende einen Prototyp für eine Titanic-Kugel zum Filmstart des Hollywood-Streifens fertig zu machen. Da hieß es: improvisieren.

Ein Stück vom Großglockner als Eisberg

"Dann habe ich den Dampfer 'United States' vorne zugeschnitten und schräg aufgeklebt und vom Großglockner oben was abgeschnitten – das war dann der Eisberg", erzählt Hans Walter und lacht. Von der Kugel "Mutter Erde" setzte er noch den Sternenhimmel dazu – und fertig war der Untergang der Titanic. "Am Montag kamen die dann und haben gleich 5.000 Stück bestellt. Das war natürlich super!"

Mischung aus Kunst und Kitsch

Für den Firmenchef selber sind seine Produkte eine Mischung aus Kunst und Kitsch. Er erklärt die Faszination, die für viele von den Schneekugeln ausgeht, so: "Schneien hat was mit Weihnachten zu tun - vor allem in der Kindheit ist Weihnachten natürlich toll. Und in der Schneekugel ist es wie Weihnachten", sagt der Schneekugelfabrikant. Hans Walter glaubt fest daran, dass die Kugeln aus dem Allgäu trotz großer Billig-Konkurrenz aus Asien eine Zukunft haben: "Wir werden auch demnächst wieder eine neue Schneekugel-Außenform produzieren, weil wir mal wieder ein bisschen was anderes machen wollen. Ich glaube nicht, dass es ein Auslaufmodell ist."

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