Fußgängerzone in München
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Münchner Fußgängerzone

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Leere Innenstadt - Was wird aus der Münchner Fußgängerzone?

50 Jahre wird die Fußgängerzone in der Münchner Innenstadt heuer alt. Doch in Feierlaune ist kaum jemand: Weniger Menschen kaufen dort ein, einige Läden müssen schließen. Aber Branchenkenner sehen Licht am Ende des Tunnels.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Viele Geschäfte in der Münchner Innenstadt stehen durch die Corona-Krise unter Druck. Denn der Puls in der Fußgängerzone heißt "Frequenz". Je mehr Frequenz, desto mehr Fußgänger gehen durch die Fußgängerzone. Die Frequenz ist momentan in München aber nicht gut. Sie liegt zwischen 60 und 70 Prozent, verglichen mit der Zeit vor Corona. Für die Händler in der Fußgängerzone ist das ein Problem.

Homeoffice und fehlende Touristen in München

Einer von ihnen heißt Wolfgang Fischer. Im frisch renovierten Ruffinihaus betreibt er seit 30 Jahren einen Tabakladen. Zurzeit trifft man ihn oft vor seinem Tabakladen, mit einer Tasse Cappuccino in der einen und einer Zigarre in der anderen Hand. Fischer hat gerade wenig zu tun. Anmerken tut man es ihm nicht, im Gegenteil, der Tabakhändler wirkt sehr entspannt. Man dürfe es die Kunden nicht merken lassen, wie prekär die Situation gerade sei, sagt Fischer in seinem schönen Münchner Bairisch.

Rund 70.000 Menschen arbeiten in der Münchner Innenstadt. Viele davon gehen in der Mittagspause hier im Altstadtviertel etwas essen, kaufen ein oder spielen bei Wolfgang Fischer Lotto. Doch derzeit sind viele im Homeoffice. Das Geschäft von Fischer und den anderen Händlern in der Fußgängerzone läuft dementsprechend schlecht. Dazu fehlen die Touristen aus aller Welt.

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Wolfgang Fischer vor seinem Tabakladen

Verein der Händler blickt positiv in die Zukunft

Egal ob Obsthändler, großes Kaufhaus oder Tabakhändler Fischer - hört man sich hier so um, so hoffen viele darauf, dass es bald besser wird. Große Pläne haben viele, um die Kundschaft wieder vom Computer in die Stadt zu locken, doch darüber will kaum ein Händler reden.

Einer, der sehr positiv in die Zukunft blickt, ist jemand, der zufällig genau heißt wie der Tabakhändler. Der andere Wolfgang Fischer ist Geschäftsführer von CityPartner, einem Verein, in dem sich rund 200 Münchner Innenstadthändler zusammengeschlossen haben.

Zwar sehe man in der Münchner Innenstadt einige leere Filialläden, so der CityPartner Fischer, doch dieser Wandel sei schon vor Corona bemerkbar und durch den Onlinehandel bedingt gewesen. Die Pandemie habe diese Veränderung beschleunigt.

Münchner Fußgängerzone hat Standortvorteile

Trotzdem habe die Münchner Innenstadt ein paar Standortvorteile, die andere Innenstädte nicht hätten, ist sich Fischer sicher: Zum einen die hohe Kaufkraft sowohl in der Stadt als auch im Umland. Zudem ziehen laut Fischer die großen Münchner Traditionshäuser wie Hirmer, Dallmayr, Sport Schuster, Kustermann oder Konen Kundschaft in die Stadt. Als drittes nennt er die Gastronomie und den Viktualienmarkt. Außerdem sei praktisch alles zu Fuß erreichbar.

Wenn sich durch die freiwerdenden Filialgeschäfte neue Möglichkeiten ergäben, könnte die Stadt sogar noch attraktiver werden als vor Corona, ist sich Fischer sicher. Als Beispiel nennt er die Entscheidung von Lego, in der Münchner Innenstadt Deutschlands größten Legostore zu eröffnen. Auch siedelten sich immer öfter Anbieter von Elektromobilität in der Fußgängerzone an.

Shopping - mehr als nur ein Klick

Dass der eingetretene Wandel sehr positive Seiten hat, dieser Meinung ist auch Clemens Baumgärtner, Wirtschaftsreferent der Stadt München. Als Wirtschaftsreferent ist er qua Amt zwar so etwas wie der "Chefoptimist" einer Stadt. Doch ganz vom Tisch zu weisen ist seine Behauptung nicht, wenn er sagt, dass "Einkaufen" mehr sei, als nur vom iPad aus etwas bei einem Versandhändler zu bestellen. Der Mensch wolle ein Erlebnis und das biete die Münchner Innenstadt mit ihrer Vielfalt, so Baumgärtner.

Auch könne man das Flair der Münchner Altstadt in keinem Outlet der Welt nachbauen. Es habe eben was, meint Baumgärtner, wenn man nach dem Einkaufen ins Bratwurst Glöckl, ein Sternelokal oder in die Oper gehen könne. Diesen Standortvorteil habe kein Outlet und keine Mall der Welt.

Weltkonzerne siedeln sich an

Zudem, so Baumgärtner, werde die Attraktivität der Innenstadt auch durch die neuen Entwicklungen bewiesen. Als Beispiel nennt er die Alte Akademie in der Fußgängerzone. Dort wird bald ein Pharmakonzern einziehen.

Ein paar Häuser weiter, am Karlstor, wo früher Karstadt-Sport war, mietet sich die Max-Planck-Gesellschaft ein. Zudem kommen in unmittelbarer Nachbarschaft die Techkonzerne Google und Apple. All das bringe Kaufkraft in die Stadt, ist sich der städtische Wirtschaftsreferent sicher.

Corona-Pandemie bleibt Dreh- und Angelpunkt

Das sieht auch CityPartner-Geschäftsführer Wolfgang Fischer so. Erste Anzeichen bekomme er aus der Immobilienbranche, die wieder leicht steigende Ladenmieten verzeichne, sagt Fischer. Allerdings: Damit die Münchner Innenstadt von ihrem Wandel profitieren könne, müssten die Corona-Restriktionen bald aufgehoben werden. Er hofft deswegen auf ein warmes Frühjahr, verbunden mit einem schönen Sommer.

Auch Tabakhändler Fischer blickt vor seinem Geschäft hoffnungsvoll in die Zukunft, denn als Kaufmann müsse man immer hoffnungsvoll sein, sagt er und geht in seinen Laden - Kundschaft wartet.

Zahlreiche Passanten laufen durch die Fußgängerzone in der Münchner Innenstadt.
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Zahlreiche Passanten laufen durch die Fußgängerzone in der Münchner Innenstadt.

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