Spielwarengeschäft Obletter am Stachus
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Immer mehr Traditionsgeschäfte durch Corona-Krise unter Druck

Immer mehr Traditionsgeschäfte durch Corona-Krise unter Druck

In München müssen gerade einige Traditionsgeschäfte schließen – darunter ein sehr beliebter Spielwarenladen. Aber auch in anderen Gemeinden sind alteingesessene Geschäfte unter Druck. Einige können sich aber dank neuer Ideen recht gut halten.

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Der Obletter am Münchner Stachus macht zu. Der Inhaber, die Müller Drogeriemarktkette, will den Mietvertrag nicht verlängern. Dieser läuft zum 31. Januar 2023 aus.

Münchner äußern großes Bedauern

In einer Umfrage des Bayerischen Rundfunks äußern sich die Kunden wehmütig: "Ich verbinde viele Kindheitserinnerungen." "Wenn wir Spiele kaufen, dann bei Obletter, ist schon die Anlaufstelle Nummer eins." "Vor Weihnachten hab ich gesagt, kommt wir gehen noch Schaufenster schauen, da sind wir oft zum Spieleschauen hergegangen." Für die Münchner ist es ein großer Verlust.

Kaut Bullinger, Münzinger, Obletter – Traditionsgeschäfte schließen

Während das Online-Shoppen floriert, kämpfen Ladeninhaber in Fußgängerzonen ums Überleben. Allerdings: Nicht überall ist das so. Immer mehr Traditionsgeschäfte müssen schließen. Selbst in bester Lage. Das Gesicht der Münchner Innenstadt verändert sich dadurch. Auch der 1794 gegründete Schreibwarenladen Kaut Bullinger schließt. Im Februar ist hier Schluss. Im Sport Münzinger am Marienplatz ist jetzt ein Impfzentrum untergebracht. Vor allem große Handelsketten prägen mittlerweile das Stadtbild und sorgen für Eintönigkeit.

  • Zum Artikel: Für immer zu: Das leise Sterben der Geschäfte

Auch Gastronomie kämpft ums Überleben

Und auch die Gastronomie tut sich teilweise schwer. Dem Münchner Traditionslokal "Donisl" drohte bereits das Aus. Doch jetzt verwandelt der Musiker und erfahrene Gastwirt Peter Reichert den "Donisl" von der einstigen Touristenfalle wieder in ein bayerisches Wirtshaus. Am Anfang hatte er aber selbst Zweifel, ob die Rechnung aufgehen würde. Doch tatsächlich gibt es wieder mehr Stammtische und Einheimische kommen zunehmend in die über 300 Jahre alte Gaststätte. Eine echte Belebung für die Münchner Innenstadt.

In der Nische können Traditionsgeschäfte auch expandieren

Die Schließung des Spielwarengeschäfts "Obletter" ist für München ein herber Verlust. In eine ganz andere Richtung geht es beim Spielzeugladen "Kunst und Spiel". Mitten in der Pandemie erweitern Florian Bartsch und seine Frau Alisa ihre Geschäftsräume im Münchner Stadteil Schwabing. Sie setzen auf nachhaltiges und ökologisches Spielzeug, das man anfassen und ausprobieren kann. "Dass es nur noch Filialen gibt und alte traditionelle Geschäfte aussterben, finde ich prinzipiell schade", sagt Spielwarenhändler Florian Bartsch. Er sei aber "umso froher, dass es uns schon so lange gibt an Ort und Stelle und wir hier bleiben dürfen und sogar noch ausbauen können."

Neue Dienstleistungen integrieren

Mit Gastronomie und Einzelhandel allein ließen sich höchstens die großen Innenstädte bespielen, die kleineren Städte brauchten neue Geschäftsmodelle. Das Integrieren neuer Dienstleistungen sei dafür ein Weg, sagt Prof. Mark Michaeli vom Lehrstuhl "Nachhaltige Stadtentwicklung" an der TU München. "Das kann auch mal die Paketannahme für die Retoure sein. Das kann der kleine Kaffee in einem Schuhgeschäft sein. Das kann das Quäntchen an ökonomischer Kraft schaffen, das Ihr Geschäft überleben oder sogar florieren lässt", so Michaeli.

Standortförderung in Weilheim

Wie das passieren könnte, zeigt die 23.000 Einwohner-Stadt Weilheim, 50 Kilometer südlich von München. Auch hier stehen mitten in der Stadt Läden leer. Die Mieten sind hoch. Ein Lockdown vermasselte das Weihnachtsgeschäft. Dennoch gibt sich Jutta Liebmann, die für die Standortförderung verantwortlich ist, optimistisch. "Wir sind geprägt durch inhabergeführten Einzelhandel. Insofern hatten wir große Filialschließungen wie andere Städte nicht erlebt - zum Glück. Aber man merkt, dass die Frequenz schon weniger geworden ist, da versuchen wir von der Standortförderung gegenzusteuern."

Zwischennutzung für Künstler und Kunstverein

Mit Hilfe staatlicher Fördergelder mietet die Stadt einen leerstehenden Schreibwarenladen und bietet ihn für Zwischennutzungen an. Damit kann die Designerin Gabriele Zelisko die von ihr handgefertigten Schachteln aus japanischen Papieren nun auch in einem Geschäft präsentieren. Bis dahin hat sie online verkauft. "Für uns wäre es einfach viel zu riskant, gleich sofort einen Mietvertrag für einen Laden einzugehen", sagt die Papierkünstlerin Zelisko. "Vor allem, weil die Mietverträge sehr langfristig angelegt sind und die Mieten sind auch nicht sehr günstig. Es ist ein Sprung ins kalte Wasser aber auch eine super Chance."

Gleichzeitig kann der Kunstverein Weilheim den Raum als Galerie nutzen. Und einmal im Monat gibt es eine Kunstsprechstunde, in der die Bürger Kunstwerke schätzen lassen können.

Reisebüro mit neuen Ideen

Auch das letzte Reisebüro am Platz hat sich in der Krise etwas einfallen lassen. Die Kunden können nicht nur ihren Lottoschein ausfüllen, sondern im Bistro auch Flammkuchen, sowie Mandellikör aus Mallorca oder Sardinen aus Frankreich genießen. Vor 100 Jahren machte die Familie von Uta Orawetz noch Bankgeschäfte. Nun lagern in den Safes Oliven aus der Partnerstadt Narbonne.

Traditionscafé vor Neu-Eröffnung

Auch das Café Krönner hat große Pläne. Ein Jahr stand es leer. Der Pächter gab in der Corona-Krise auf. Doch jetzt haben sich Barbara Krönner und ihre Söhne entschieden, das Traditionshaus in Eigenregie weiterzuführen. 1869 hatte ein beherzter Vorfahre, Leopold Krönner, die Konditorei in Weilheim gegründet. Die Eröffnung ist im Frühjahr geplant.

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