Angeklagter im Gerichtssaal
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Angeklagter im Gerichtssaal

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Lebenslänglich für Mord aus Habgier an Internetbekanntschaft

War es ein kaltblütiger Mord oder doch Totschlag im Affekt? Das Schwurgericht Traunstein hat heute im Verbrechen an einer 59jährigen Frau aus Bergen das Urteil gesprochen. Der Angeklagte muss lebenslang ins Gefängnis.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Das Traunsteiner Schwurgericht hat den 61-jährigen Angeklagten wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Mann seine Internet-Bekanntschaft aus Bergen (Landkreis Traunstein) im Januar vergangenen Jahres aus Habgier umgebracht hat. Der gebürtige Traunsteiner ist polizeibekannt. Er saß im Laufe seines Lebens vor allem wegen Einbrüchen und Diebstählen immer wieder im Gefängnis, insgesamt 20 Jahre lang.

Auf der Suche nach Geld statt wahrer Liebe

Das Gericht geht davon aus, dass der Angeklagte die Frau nicht spontan bei einem handfesten Streit umgebracht hat, wie er dies am ersten Prozesstag aussagte. Und er habe auch nicht den Schlüssel zum Safe zufällig in einer Bodenvase entdeckt. Das Schwurgericht ist vielmehr der Auffassung, dass der 61jährige wusste, dass seine Bekannte vermögend war und sich viel Bargeld im Safe ihrer Wohnung befand.

Als ihm die verliebte Frau, der er vorgegaukelt hatte eine Tischlerei mit 40 Angestellten zu besitzen, kein Geld geben wollte, habe er sie getötet. Laut Gutachter wurde das Opfer gewürgt und mit einer Buddhastatue mehrfach massiv auf den Kopf geschlagen. Nach dem Mord duschte der Mann und nahm mindestens 60.000 Euro aus dem Safe der Wohnung.

Mord-Motiv: ständige Geldsorgen und Schulden

Der 61jährige fuhr zurück an seinen Wohnort nach Oberösterreich und beglich seine Mietschulden, sowie die Rechnung für eine Autoreparatur. Von dem entwendeten Geld kaufte er sich auch noch am gleichen Tag ein neues Handy, später ein neues Auto und eine neue Sitzgarnitur. Der Vorsitzende Richter Erich Fuchs sprach in diesem Zusammenhang von einem "abgebrühten" und "kaltschnäuzigem" Verhalten. Nach so einer Tat denke man doch nicht unmittelbar daran, ein Handy zu kaufen, sagte der Richter in der Urteilsbegründung. Auch habe er einer Bekannten am Telefon von einem Mord erzählt, den er begangen habe und dabei gelacht. Diese Frau hielt die Aussage im Telefonat jedoch zunächst für einen Scherz.

Tage später kam er erneut in die Wohnung seines Opfers zurück und beseitigte die grausam zerstückelte Leiche in einem Waldstück in Traunstein.

Intensive Arbeit der Traunsteiner Soko „Manuela“

Der mysteriöse Fall der vermissten Frau aus Bergen sorgte in der Region Traunstein wochenlang für großes Aufsehen. Eine Sonderkommission der Kripo Traunstein mit dem Namen „Soko Manuela" ermittelte wochenlang und wertete einigen hundert Spuren aus, darunter auch Videoaufzeichnungen aus einer Überwachungskamera am Bahnhof in Traunstein. Im März vergangenen Jahres wurde der Täter in Freilassing festgenommen. Er war es auch, der die Polizeibeamten zu der abgelegten Leiche im Wald bei Traunstein führte.

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