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Deportationen in Ursberg - Gedenken an NS-Opfer mit Behinderung

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Bayerischer Landtag gedenkt der Euthanasie-Opfer der Nazis

Einen Tag vor dem Internationalen Holocaust-Gedenktag erinnern der Bayerische Landtag und die Stiftung Bayerische Gedenkstätten heute im schwäbischen Kloster Ursberg an die Menschen, die während der NS-Zeit ausgegrenzt, gequält und ermordet wurden.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Vormittag am .

Im Klosterhof erinnert jetzt ein Mahnmal an die Verbrechen - und genau an dieser Stelle soll heute um 10 Uhr ein Kranz niedergelegt werden. Um 11 Uhr beginnt die Gedenkstunde des Bayerischen Landtags im Ringeisen-Gymnasium. Das BR-Fernsehen überträgt die Gedenkstunde live ab 11 Uhr.

Im Vorfeld verwies Landtagspräsidentin Barbara Stamm auf die Bedeutung der Erinnerungskultur, besonders im Hinblick auf die junge Generation, derartiges Unrecht nie wieder zuzulassen:

"Wir sind und bleiben allen Opfern des Nationalsozialismus verpflichtet. Wir tragen die Verantwortung, das Geschehene als ewige Mahnung für unser Tun zu begreifen." Landtagspräsidentin Barbara Stamm

Neben Barbara Stamm werden auch Innenminister Joachim Herrmann und der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten und Nürnberger Landtagsabgeordnete Karl Freller ein Grußwort sprechen. Festredner sind der ehemalige Bundesfinanzminister Theo Waigel, der 1939 in Ursberg geboren wurde, und Kathrin Sonnenholzner, Vorsitzende des Gesundheitsausschusses des Landtags.

Kloster wehrte sich gegen Deportationen

Das Dominikus-Ringeisen-Werk auf dem Gelände des Klosters Ursberg im Landkreis Günzburg ist eine der ältesten Förderstätten für Menschen mit Behinderungen in Bayern. 1884 hatte der katholische Geistliche Dominikus Ringeisen die Einrichtung in einer ehemaligen Abtei gegründet. 1939, als die Nationalsozialisten an der Macht waren, mussten die Schwestern Meldebögen ausfüllen, die Auskunft über die Bewohner geben. Obwohl sich die Oberin und die Ärztin weigerten, das zu tun, wurden ab 1940 Hunderte Bewohner mit Behinderung deportiert und im Rahmen des Euthanasie-Programms der Nazis später ermordet.

Dauerausstellung auf Klostergelände

"Ein Geisteskranker verursacht etwa vier Mark tägliche Anstaltskosten. Was kosten diese jährlich?" Diese heute unvorstellbare Rechnung aus einem Schulbuch aus der Nazi-Zeit ist in einer Ausstellung auf dem Klostergelände zu sehen. Die Ausstellung ist einer der Pfeiler, mit denen das Ringeisen-Werk an seine dunkle Geschichte erinnert.

Der 27. Januar 1945

Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. In Deutschland ist dieser Tag seit 1996 ein bundesweiter gesetzlich verankerter Gedenktag ("Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus"). 2005 riefen die Vereinten Nationen den 27. Januar als "Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust" aus.