Junge Frauen tanzen vor einer Jury für eine Rolle bei der Landshuter Hochzeit vor
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Junge Frauen tanzen vor einer Jury für eine Rolle bei der Landshuter Hochzeit vor

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Landshuter Hochzeit: Casting für das Jahr 1475

In Landshut läuft ein großes Casting: Gesucht werden Darsteller, die im Sommer die Heirat des bayerischen Herzogsohns mit der polnischen Königstochter aus dem Jahr 1475 nachstellen. 800 Rollen werden neu besetzt, dreimal so viele haben sich beworben.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Es sind Bewerbungsgespräche einer ganz anderen Art, die seit dem Wochenende in Landshut laufen. Das zeigt sich auch daran, dass die übliche Anspannung auf beiden Seiten spürbar ist – bei den Bewerberinnen und Bewerbern und bei denjenigen, die eine Entscheidung zu treffen haben. Um welche Aufgaben es geht? Rund einhundert Edeldamen müssen besetzt werden, Feuerkopfreiter und sogar die Rolle einer Prinzessin.

Große Vorfreude auf Landshuter Hochzeit nach langer Pause

Gesucht sind die Darsteller der Landshuter Hochzeit. Diejenigen also, die im Sommer die Heirat des bayerischen Herzogsohns Georg des Reichen mit der polnischen Königstochter Hedwig aus dem Jahr 1475 nachspielen.

Sechs lange Jahre sind seit der letzten Aufführung des Mittelalterfests vergangen. Eine besonders lange Pause, erzwungen durch die Pandemie. Jetzt ist die Vorfreude umso größer. Rund 800 Rollen werden neu besetzt, gut dreimal so viele Menschen haben sich beworben.

27-jährige Hotelchefin will "tanzende Rolle"

Eine von ihnen ist Franziska Hopper. Im echten Leben leitet die 27-Jährige ein Hotel samt Restaurant. Die Zeit, die da noch übrigbleibt, will sie im nächsten halben Jahr ihrer Wunschrolle widmen – Tanzpolin oder tanzende Edeldame, begehrte Rollen. "Zwei Mal habe ich schon bei der Landshuter Hochzeit mitgewirkt", erzählt sie. "Jetzt soll es aber endlich mit einer tanzenden Rolle klappen."

Dafür gibt es auch einen bestimmten Grund. "Die Proben für die Tänzerinnen beginnen schon im Frühjahr und nicht erst kurz vor der eigentlichen Veranstaltung, die Ende Juni losgeht. Das Gemeinschaftsgefühl und die Atmosphäre der Landshuter Hochzeit kommt dann schon viel früher auf." Ein besonderes Gefühl, das sich nicht wirklich beschreiben lässt, sagt Franziska Hopper. "Man versteht es erst, wenn man bei der Landshuter Hochzeit einmal mitgemacht hat."

Anforderung: Tanzschritte in kurzer Zeit umsetzen

Mitmachen, "Hauptsache dabei sein", das ist am ersten Tag der Bewerbungsphase oft zu hören. Franziska Hopper gehört zu einer der ersten Gruppen, die zum Vorsprechen und Vortanzen geladen sind. Auf der einen Seite der große Besetzungsausschuss des Veranstaltervereins "Die Förderer", auf der anderen Seite die Bewerberinnen, angeleitet von Tanzpädagogin Daniela Scheyhing.

Sie tanzt die mittelalterlichen Schritte vor, begleitet vom immer gleichen "Hopp – Schritt – Schritt". Vorbereitet ist auf den Tanz keine der Bewerberinnen. Sie sollen zeigen, dass sie die Anweisungen in kurzer Zeit umsetzen können.

Haare, Größe – Auch das Äußere muss zur Landshuter Hochzeit passen

Die Mitglieder des Besetzungsausschusses achten dabei auf jedes Detail, sie müssen sich am Ende entscheiden. Feste Kriterien helfen dabei nur manchmal. Die Haarlänge, die Körpergröße oder das Alter, all das muss detailgetreu auf die Rollen abgestimmt sein. "Natürlich müssen wir aber auch darauf achten, wie jemand auf uns wirkt. Ist jemand für die Bühne geeignet oder nicht, auch das müssen wir beurteilen", sagt Stefan Härtl, Vorsitzender des Gremiums.

Seit mehr als 30 Jahren ist Härtl an der Besetzung der Rollen beteiligt, Licht und Schatten lägen da nah beieinander. "Natürlich tut mir jede und jeder Einzelne Leid, der nicht drankommt. Aber die Landshuter Hochzeit zu feiern, ist nicht nur über die Mitwirkung möglich. Es feiert die ganze Stadt." Wer keine Rolle bekommt, ist trotzdem zum Mitfeiern eingeladen, das sei ihm wichtig zu betonen, sagt Härtl.

Ohnehin muss manchmal der Zufall über eine Bewerbung entscheiden. Oft komme es vor, dass sich mehrere Bewerber gleichermaßen für eine Rolle eignen. Dann entscheidet das Los, erklärt Ursula Wohlgemuth, ebenfalls Mitglied im Besetzungsausschuss.

Abwarten und Hoffen auf eine Rolle

Franziska Hopper ist nach dem Vortanzen zufrieden mit ihrer Bewerbung – sich zu früh freuen, das wäre aber ein Fehler: "Noch bin ich nicht euphorisch, aber es hat alles ganz gut geklappt."

Für sie und mehr als 2.000 weitere Bewerber heißt es nun abwarten, ob es mit der Wunschrolle was wird. Oder sogar mit der Hauptrolle. Denn auch das Brautpaar, Herzogssohn Georg der Reiche und die polnische Königstochter Hedwig, werden aus den Bewerbern ausgewählt. Wer diese Rollen bekommt und bei der Aufführung im Sommer dann im Mittelpunkt stehen wird – dieses gut gehütete Geheimnis in Landshut wird im März gelüftet.

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