Kameramann filmt Ömer Temirci, Oberbürgermeister Thomas Jung und den Hauseigentümer in einer verrußten Wohnung.
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Spediteur Ömer Temirci (Mitte), Chef des Lkw-Fahrers, in einer der Brandwohnungen in der Fürther Hardstraße. Er sagt seine Unterstützung zu.

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"Kriegen wir hin": Spediteur will nach Lkw-Chaosfahrt helfen

Knapp zwei Wochen ist der verheerende Lkw-Unfall in der Fürther Hardstraße her. Nun hat der Chef des Unfallfahrers den Ort des Geschehens besucht. Ömer Temirci war extra aus Istanbul angereist und versprach schnelle Hilfe für die Betroffenen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

In dem zerstörten Haus in der Fürther Hardstraße riecht es noch immer nach Feuer. Vorsichtig betreten Ömer Temirci und Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) die verrußte Wohnung des Hauseigentümers. Unter ihren Sohlen knirscht es. Schwarze Aschebrocken bedecken das Sofa, die Kissen, den Holzfußboden. In einer Ecke stehen Fensterläden. Vor die geborstenen Fensterscheiben sind Plastikplanen gespannt. Betroffen schaut sich Ömer Temirci in dem Wohnzimmer um. "Meine Frau und ich stehen noch immer unter Schock", erzählt der Hauseigentümer. Sieben Wohnungen hat das Haus, alle sind derzeit unbewohnbar.

  • Zum Artikel: Lkw-Irrfahrt in Fürth: Betroffene können Schäden melden

Spediteur: Lkw-Fahrer war seit 1994 unfallfrei

Ömer Temirci ist Geschäftsführer von Rena Global, dem türkischen Speditionsunternehmen aus Istanbul, das den Unfallfahrer beschäftigte. Der 50-Jährige habe beste Zeugnisse gehabt. Seit 1994 sei er Berufskraftfahrer und stets unfallfrei. Von einem Alkoholproblem sei nichts bekannt gewesen. Die Referenzen waren hervorragend. "Ich musste ihn einstellen", sagt Temirci. Seit zwei oder drei Monaten sei der 50-Jährige für sein Unternehmen gefahren. Zwei Stunden vor dem Unfall habe er noch mit ihm über Facetime telefoniert. Nichts habe darauf hingedeutet, dass der Lkw-Fahrer betrunken war.

Unternehmer erfuhr von Lkw-Unfall aus den Medien

Doch offenbar war der Fahrer betrunken. Zwei Promille Alkohol stellte die Polizei im Atemalkohol und in der Blutprobe des Mannes fest. Ömer Temirci blättert im Unfallbericht der Polizei, den er erst kurz vorher von seinem Anwalt bekommen hat. Die Polizei habe ihn nicht informiert, berichtet er. Von dem Unfall habe er aus den Medien erfahren und sich daraufhin selbst bei der Polizei gemeldet. Seitdem habe er nichts gehört. "Ich will aber wissen, was ist passiert? Wie konnte es dazu kommen?", sagt der 40-Jährige, der in Köln geboren und aufgewachsen ist. Insbesondere habe er sich vergewissern wollen, dass es den Menschen in der Fürther Hardstraße gut geht.

Ömer Temirci will Bewohner der Hardstraße unterstützen

Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung kann den Spediteur beruhigen. Die Bewohnerinnen und Bewohner des zerstörten Hauses seien entweder bei Verwandten untergekommen oder in Wohnungen, die von Fürther Vermietern unbürokratisch und kostenlos zur Verfügung gestellt wurden. "Das Haus ist nicht einsturzgefährdet, es wird wieder aufgebaut", erklärt Jung. Temirci ist sichtlich erleichtert und sagt seine Unterstützung zu. "Die Versicherungen sind alle da, der Sachschaden wird behoben."

Widerspruch: Wie schwer war die Lkw-Ladung?

Für sein Unternehmen Rena Global kann der Unfall vom 8. Februar hingegen zum Problem werden. In Deutschland zahlten die Versicherungen auch, wenn ein Lkw-Fahrer betrunken einen Schaden verursachten – in der Türkei könne hingegen auch das Unternehmen verantwortlich gemacht werden, berichtet Ömer Temirci. Auch deshalb will er unbedingt wissen, wie es zu dem Unfall kommen konnte. Über den Polizeibericht, den er an diesem Tag zum ersten Mal sieht, wundert er sich. "Der Fahrer hatte ein Trafo geladen, das in fünf oder sechs Teile zerlegt war", sagt er. Das habe 15 oder 16, allerhöchstens 20 Tonnen gewogen. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth hingegen hatte erklärt, der Lkw habe Stahlteile mit einem Gewicht von 26 Tonnen geladen gehabt. Damit hätte der Laster zwei Tonnen Übergewicht gehabt.

Spediteur verspricht: "Das kriegen wir wieder hin"

Die vergangenen zwei Wochen seien für ihn "wie ein Albtraum", sagt der 40-jährige Spediteur. Er hofft, dass der Lkw-Fahrer, der in Untersuchungshaft sitzt, bald eine Aussage macht und damit zur Aufklärung des verheerenden Unfalls beiträgt. Bislang schweigt er. Aus Sicht des Oberbürgermeisters ist Ömer Temircis Besuch eine "sehr löbliche und ehrenwerte Geste", sagt Jung. Dass sich das Unternehmen und die Versicherungen um die Behebung der Schäden kümmern werden, seien "gute Botschaften." Beim Abschied wiederholt Temirci sein Versprechen: "Wir sind da. Das kriegen wir wieder auf die Runde."

Zerstörte und qualmende Autos in der Fürther Hardstraße.
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Nach dem verheerenden Lkw-Unfall in Fürth ist Ömer Temirci, Chef der verantwortlichen Spedition, extra aus Istanbul angereist.

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