Thilo Bode
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"foodwatch"-Gründer Thilo Bode

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"Klimawandel-Kampf verloren": Thilo Bode zeigt auf Lobbyismus

Der "foodwatch"-Gründer und langjährige Greenpeace-Deutschland-Chef Thilo Bode sieht den Lobbyismus als Hauptgrund für eine scheiternde Klimapolitik. Am BR Sonntags-Stammtisch spricht er sich für eine größere Rolle der Sozialpolitik aus.

Über dieses Thema berichtet: Der Sonntags-Stammtisch am .

"Der Kampf ist schon verloren", sagte der Umweltschützer Thilo Bode über den Klimawandel am Sonntags-Stammtisch des BR. Aus "Langeweile" an seinem ursprünglichen Job in der Metallindustrie wechselte er 1989 zu Greenpeace - dort engagierte sich der heute 76-jährige sechs Jahre als internationaler Geschäftsführer. In dieser Funktion besuchte er auch Klimakonferenzen: "Vor 30 Jahren hieß es noch, wir schaffen es ohne globale Erwärmung, heute geht es darum, wie groß die Niederlage ausfällt." Bode plädierte daher für eine Ursachensuche: "Woran lag es eigentlich, dass wir die festgelegten Klimaziele nicht erreicht haben?"

FDP-Politikerin will aufholen

Für die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, ist das nicht zielführend. Ihr geht es eher um die Frage: "Wie können wir das aufholen, was versäumt wurde?" Sagen, man habe schon verloren, möchte Strack-Zimmermann nicht. Als Gesellschaft müsse man sich für klimabeeinflussende Entscheidungen sensibilisieren, zum Beispiel, ob es noch das Auto braucht.

Es sei ein großer Fehler, keine Ursachensuche zu betreiben, zeigte sich "foodwatch"-Gründer Bode überzeugt: "In der Klimapolitik waren wirtschaftliche Interessen ein großer Faktor." In Zukunft müssten Demokratie und Wirtschaft stärker voneinander getrennt werden: "Lobbyismus gehört nicht zur Demokratie."

Greenpeace handele im Interesse von Allgemeinwohl

Doch lobbyiert nicht auch Greenpeace für seine Interessen? Für Bode ist das jedoch eine andere Form der Beeinflussung, die das Allgemeinwohlinteresse im Blick habe, nicht das Wirtschaftsinteresse: "Wir machen ein Angebot an die Demokratie. Das ist eine wichtige Stimme, die berücksichtigt werden muss."

Mit Blick auf die derzeitige Politik sagte Bode: "Streit ist ganz normal, die Frage ist, in welche Richtung der Streit geht." Die jetzige Regierung hätte den "klimapolitischen Kompass durcheinandergebracht". Denn gerade das Vorgehen um das mögliche Aus des Verbrennungsmotors sei fatal gewesen.

"Temporäre Entlastungspakete reichen nicht"

Weiterhin müsse die Sozialpolitik eine viel größere Rolle spielen: "Temporäre Entlastungspakete reichen nicht." Die Preise für die klimaneutrale Transformation würden weiter steigen: "Wenn ich meine Heizungskosten nicht mehr zahlen kann, finde ich es gerechtfertigt, dass ich kein Klimaschutzfan mehr bin." Daher müsse der Staat die Kosten langfristig abfedern, sodass es nicht zu einem Abfall der Lebensqualität kommt.

Auch der Verzicht müsse beachtet werden: "Deutschland gehört beim CO2-Ausstoß pro Person zu den größten Emittenten weltweit." So könne es nicht weitergehen, zum Beispiel müsse der Freihandel eventuell eingeschränkt werden.

Außerdem sei einer der größten Klimasünder in Deutschland die Landwirtschaft. "Der macht seinen Job nicht gut", sagte Bode über Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne). Anstatt die Biolandwirtschaft mit Milliarden zu fördern, müsse die konventionelle Landwirtschaft ökologisiert werden: "Weg mit den Pestiziden, weg mit dem Mineraldünger." Das ginge nur durch einen Eingriff in die konventionelle Landwirtschaft, aber da habe Özdemir auch wieder seine Klientel, zeigte sich Bode überzeugt.

Strack-Zimmermann
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Strack-Zimmermann beim "Sonntags-Stammtisch"

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