Fahnen vor der Uni Eichstätt
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Einigung Uni Eichstätt: Studenten sind vorsichtig optimistisch

Der Freistaat und die katholische Kirche haben sich darauf geeinigt, Studienangebot und Forschungskapazitäten der Uni Eichstätt-Ingolstadt in den nächsten fünf Jahren zu erhalten. Bayern wird dabei mehr zahlen. Studenten halten das für "semigut".

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Trotz klammer Kirchenkassen soll die Katholische Universität (KU) Eichstätt-Ingolstadt zumindest in den kommenden Jahren weiter in der bisherigen Form bestehen bleiben. "Freistaat und katholische Kirche bekennen sich gemeinsam zur KU Eichstätt-Ingolstadt und sind sich einig, dass das Studienangebot und die Forschungskapazitäten in den nächsten fünf Jahren erhalten werden sollen", heißt es in der gemeinsamen Presseerklärung vom Dienstag.

Freistaat zahlt mehr

Inhalt der Einigung ist, dass der Freistaat Bayern die Kirche finanziell entlasten wird. Die Kirche zahlt bislang auf freiwilliger Basis Zuschüsse an die Uni, die über die Grundfinanzierung hinausgingen. Davon trägt nun der Freistaat die Hälfte, nämlich 5,5 Millionen Euro. Im Gegenzug verpflichtet sich die Kirche, die andere Hälfte von 5,5 Millionen Euro zu tragen.

Diese Lösung hätte man wohl schon vorher haben können. Denn laut Wissenschaftsministerium verhandelten Kirche und Freistaat bereits über ein Jahr, als die Kirche mitteilte, von den zugesagten Zuschüssen in Höhe von 5,5 Millionen Euro zurückzutreten. Nun sei man zu der zuvor ausgehandelten Einigung zurückgekommen, so das Wissenschaftsministerium.

"Kraftakt für Staat, Kirche und Uni"

KU-Präsidentin Gabriele Gien sagte, dass sie sich darüber freue, dass die Gespräche wieder aufgenommen worden seien und auch die Universität diesmal dabei gewesen sei. "Ich freue mich, dass sich nach dem Gespräch am Montag nun ein Ergebnis abzeichnet, das die Zukunft der KU nachhaltig sichert." Das sei als Planungsgrundlage sehr wichtig. Zudem stellt sie klar, dass es für alle Beteiligten "einen Kraftakt bedeutet - für den Staat, für die Kirche und auch für die Universität".

Studenten: Große Unsicherheit und Forderung an die Kirche

Die Studentinnen und Studenten der Uni Eichstätt-Ingolstadt beurteilten diese Beschlüsse als "semigut", wie es ein junger Mann am Mittwoch gegenüber dem Bayerischen Rundfunk zusammenfasste. Auf dem Campus in Eichstätt zeigten sich die Kommilitonen am Mittwoch zwar erleichtert, gaben sich aber vor allem abwartend: "Grundsätzlich ist das eine gute Nachricht", sagte eine Studentin, um hinzuzufügen: "Mal schauen, wie es sich dann auf die Stellenbesetzung auswirkt." Ein Student mutmaßte, dass es vermutlich doch noch Einsparungen geben werde: "Vielleicht werden Lehrstühle zusammengelegt oder abgeschafft." Eine Studentin beschrieb die Stimmung unter ihren Kommilitonen gegenüber dem BR folgendermaßen: "Unsicherheit ist definitiv da. Was kommt? Wir werden sehen."

Was allen jungen Menschen fehlt, die derzeit an den beiden Standorten in Eichstätt und Ingolstadt studieren, sind langfristige Lösungen und eine realistische Perspektive: "Die Kirche könnte sich da mal entscheiden, ob sie die KU weiterhin unterstützen will oder nicht – und auch in ausreichendem Maße, damit eine gute Lehre stattfinden kann", forderte ein Student, der damit wohl vielen aus der Seele sprach.

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Nina und Isabella studieren im 1. Semester Geographie in Eichstätt. Nach der Einigung über die Finanzierung bleibe die Unsicherheit, sagen sie.

Es wird Einsparungen an der Uni geben

Erst vergangene Woche hatten Studenten an der Uni gegen Einsparungen protestiert. Trotz der nun getroffenen Einigung: Einsparungen wird es an der Uni geben - in welcher Höhe, ist aber noch unklar. Dazu müssten erst noch detaillierte Gespräche zwischen den Beteiligten stattfinden, teilte die Universität auf BR-Anfrage mit.

85 Prozent zahlt der Staat - 15 Prozent die Kirche

Laut dem Bayerischen Konkordat (Vertrag zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Freistaat Bayern) wird die einzige katholische Universität im deutschsprachigen Raum zu 85 Prozent vom Staat und zu 15 Prozent von der Kirche finanziert. In diesem Jahr trugen die bayerischen (Erz-)Diözesen nach Angaben der Bischofskonferenz 21,6 Millionen Euro zur Finanzierung der KU bei. 10,6 Millionen Euro davon basierten auf der Grundlage des Konkordats. Weitere 11 Millionen Euro waren Sondermittel beziehungsweise Zuschüsse. Im kommenden Jahr beträgt der Anteil der Kirche 11,5 Millionen Euro.

Hintergrund: Weniger Kirchensteuereinnahmen

Da die Kirche aufgrund der rückläufigen Kirchensteuereinnahmen spart, passte sie ihre Zahlungen - anders als der Staat - nicht an die steigenden Kosten für Personal und Energie an. Zudem war geplant, die Zuschüsse drastisch zu kürzen. Das stellte die Universität, die langfristig planen muss, vor große finanzielle Probleme. In der vergangenen Woche forderten deshalb Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) und KU-Präsidentin Gabriele Gien ein Bekenntnis der Kirche für oder gegen die Uni, um langfristig die Finanzierung zu sichern.

Arbeitsgruppe soll langfristig planen

Bei dem Gespräch einigten sich die Beteiligten gemeinsam mit der Universitätsleitung darauf, eine gemeinsame Arbeitsgruppe "KU 2030" zu gründen, um strukturelle Überlegungen und verlässliche Finanzierungsperspektiven über das Jahr 2028 hinaus zu entwickeln. Bei dem Gespräch am Montag waren auch Minister Blume und Kardinal Reinhard Marx als Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz dabei.

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