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Keuchhusten bei Erwachsenen

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Keuchhusten in Bayern auf Vormarsch – Spitzenreiter Unterfranken

Viele verbinden Keuchhusten mit einer Kinderkrankheit. Doch das Gegenteil ist der Fall: Wie das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) dem BR mitteilt, sind die Fälle im Freistaat beträchtlich gestiegen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

2013 wurde für Keuchhusten eine bundesweite Meldepflicht eingeführt, damals gab es in Bayern 2.638 Fälle. 2017 waren es 3.420 Fälle. Auch bundesweit würden die Erkrankungen zunehmen, so ein Sprecher des LGL. Als Grund sehen Experten massive Impflücken, zudem würde die Krankheit zunehmend besser erfasst.

Unterfranken trauriger Spitzenreiter

Kein anderer Regierungsbezirk hatte 2017 mehr Fälle pro 100.000 Einwohner zu verzeichnen als Unterfranken. Dort wurde die Erkrankung 820 Mal gemeldet. Warum Keuchhusten dort so häufig auftritt, ist offen.

Bei Säuglingen tödlicher Verlauf möglich

Pertussis, so der Fachausdruck für den Keuchhusten, ist eine durch Bakterien hervorgerufene Atemwegsinfektion. Während Erwachsene mehrere Wochen darunter leiden und mit Antibiotika behandelt werden müssen, kann die Krankheit bei Säuglingen tödlich verlaufen.

"An Keuchhusten erkrankte Neugeborene müssen wochenlang auf der Intensivstation beatmet werden. Dass es relativ wenige Todesfälle gibt, ist vor allem der Tatsache zu verdanken, dass es in Deutschland genügend intensivmedizinische Plätze gibt." Dr. Gerhard Hofmann, Würzburger Kinderarzt

Schützen kann man sich nur mit einer Impfung – und genau dort liegt das Problem: Laut Robert-Koch-Institut sind nur acht Prozent der Erwachsenen in Deutschland gegen Keuchhusten geimpft. Ärzte empfehlen alle zehn Jahre eine Auffrischimpfung, am besten kombiniert mit Tetanus/Diphterie. Einen zuverlässigen Impfschutz sollten vor allem jene Personen haben, die unmittelbar mit Neugeborenen in Berührung kommen – also Eltern, Geschwister und Großeltern. Dr. Gerhard Hofmann Schützen empfiehlt sogar, werdende Mütter im letzten Drittel der Schwangerschaft zu impfen. So würden die Antikörper aufs Kind übergehen.

"Wichtig ist, dass die Impfung der Mutter in der Schwangerschaft keinerlei Gefährdung für das Ungeborene darstellt. Diese Angst haben viele Ärzte, sie ist aber unbegründet." Dr. Gerhard Hofmann, Würzburger Kinderarzt

Auch Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) ruft mit Blick auf die aktuellen Meldedaten zu den Keuchhusten-Erkrankungen in Bayern erneut zur Impfung auf. Die Ministerin betonte am Freitag: "Keuchhusten ist hochansteckend. Nur eine Impfung bietet wirksamen Schutz - für sich und für andere Menschen." Eine Keuchhusten-Impfung wird nach Angaben des Ministeriums auch von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen. Die Grundimmunisierung der Säuglinge und Kleinkinder sollte demnach zum frühestmöglichen Zeitpunkt, das heißt unmittelbar nach Vollendung des zweiten Lebensmonats, begonnen und fortgeführt werden. Auffrischungsimpfungen erfolgen zuerst mit 5 bis 6 Jahren, eine weitere Dosis erfolgt zwischen 9 und 17 Jahren.